Sonderumfrage und wirtschaftlicher Ausblick

Der SBV beobachtet laufend die wirtschaftliche Entwicklung; gerade jetzt auch unter den Auswirkungen des Coronavirus. Deshalb lanciert er zusätzlich zur Quartalserhebung nun eine Sonderumfrage. Zudem: Erste Einschätzungen zu den verschiedenen Sparten.

Der Schweizerische Baumeisterverband lädt alle Mitglieder dazu ein, an der Quartalserhebung teilzunehmen. Die Einladungen hierzu wurden vergangene Woche versendet.

Zusätzlich haben wir eine gesonderte Kurzumfrage mit 3 Fragen zum Coronavirus erstellt unter diesem Link. Wir danken allen Mitgliedern für Ihre Teilnahme.

 

Bausparten unterschiedlich betroffen

Basierend auf den bisherigen Informationen nehmen wir an, dass die fünf Sparten im Bauhauptgewerbe unterschiedlich betroffen sind. Entscheidend sind vier ökonomische Aspekte: die Kaufkraft und Liquidität von Mietern und Hauseigentümern, die tiefen Zinsen und die Investoren, die wirtschaftliche Unsicherheit sowie die Verantwortung der öffentlichen Bauherren. Diese Aspekte beeinflussen die Bauprojekte von privaten und öffentlichen Bauherren.

Umsatz in Mrd. CHF nach Sparte, 4. Quartal 2019, Quelle: SBV

 

Wir unterteilen bei den privaten Bauherren die Sparten Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und privater Tiefbau. Die gewichtigste Sparte ist der Wohnungsbau, im Schlussquartal 2019 erwirtschaftete er rund 1.5 Mrd. CHF. Der Wirtschaftsbau ist nur halb so gross und der private Tiefbau ist noch etwas kleiner.

 

Staatliche Hilfe stützt Kaufkraft und Liquidität

Seit letztem Herbst befindet sich der Wohnungsbau auf einem graduellen Rückzug. Wir erwarten aber weder eine Beschleunigung des Negativtrends noch einen plötzlichen Einbruch. Da die meisten Mieter ihren Lohn vollständig oder zu 80% via Kurzarbeitsentschädigung erhalten, werden sie auch weiterhin die Mieten für ihre Wohnungen entrichten bzw. Hauseigentümer die Raten für ihre Hypothekarkredite. In der momentan unsicheren Lage sind weniger Mieter umzugsfreudig, d.h. weniger Wohnungen werden angeboten, aber auch nachgefragt. Das Gleichgewicht am Wohnungsmarkt bleibt aus dieser Perspektive erhalten. 

Aus Investorensicht bleiben die Zinsen wegen der Corona-Situation tief. Immobilien dürften weiterhin attraktive Anlageoptionen bleiben. Der Bundesrat hat den sog. antizyklischen Konjunkturpuffer ausser Kraft gesetzt. Das bedeutet, dass Banken nun mehr Hypothekarkredite vergeben können und Investoren weiterhin Bauprojekte anstossen dürften. Während die Aktienkurse in den letzten Wochen im zweistelligen Prozentbereich nachgegeben haben, sind die Zinsen auf Hypotheken um gerade einmal 0.1% gestiegen, was weiterhin für die Attraktivität von Immobilien für Investoren spricht.

 

Unsicherheit belastet Wirtschaftsbau

Wegen der ökonomischen Unsicherheit könnte der Wirtschaftsbau am stärksten leiden. Das Gastgewerbe, insbesondere Hotellerie und Gastronomie, leiden stark. Manche Dienstleister wie etwa Coiffeure haben ihre Geschäfte geschlossen. Einige Industriebetriebe stellen die Produktion ein. Stundungen und Ausfälle von Mieten für Gewerbe- und Büroflächen sind daher wahrscheinlich. In Zeiten hoher Unsicherheit pausieren viele Unternehmen ihre Investitionsprojekte, um möglichst viel liquide Mittel für den Notfall bereit zu halten. Dementsprechend könnten manche private Bauherren Projekte im Wirtschaftsbau vorübergehend pausieren.

Zwischen dem Wirtschaftsbau und privatem Tiefbau besteht ein inhaltlicher Zusammenhang. Zudem entwickelt sich der private Tiefbau in der Regel wie der öffentliche Tiefbau. Daher erwarten wir für diese Sparte ebenfalls etwas abnehmen, volumenmässig fällt sie aber nicht gross ins Gewicht.

 

Öffentliche Bauherren bleiben wichtige Stütze

Bei öffentlichen Bauherren stehen die Vorzeichen auf positiv. Die Investitionsfonds der öffentlichen Hand sind gut gefüllt. Stichprobenartige Anfragen haben ergeben, dass die öffentlichen Bauherren keine Verzögerungen bei den Ausschreibungen von Projekten vorsehen. Dies ist ein wichtiges, ermutigendes Signal, weil andernfalls nach der Überwindung der Corona-Pandemie ein Auftragsloch hätte herrschen können. Die schwierige Einnahmesituation hätte sich noch weiter in die Länge gezogen. Die öffentlichen Bauherren tragen über 40% des Umsatzes im Bauhauptgewerbe bei. Auch im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld bleiben sie eine wichtige Stütze.

Martin Maniera, Verantwortlicher Wirtschaftspolitik SBV

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Schweizerischer Baumeisterverband

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