Studie: Weiterhin viel Digitalisierungspotenzial im Bau

Laut dem jährlichen Digital Real Estate Index von pom+ hinkt die Bau- und Immobilienwirtschaft der digitalen Transformation weiterhin hinterher. Es besteht somit nach wie vor viel Potenzial für Digitalisierungsmassnahmen im Bau.

Mehr als 200 Fach- und Führungskräfte im Bereich Bau und Immobilien nehmen jeweils an der jährlichen Umfrage des Beratungsunternehmens pom+ und Bauen Digital Schweiz zur Erhebung des Digital Real Estate Index teil. Die Umfragewerte werden zusätzlich mit ausgewählten Experteninterviews ergänzt. Der resultierende Index misst, in welchem Ausmass sich Bau- und Immobilienunternehmen mit der Digitalisierung auseinandersetzen und wie weit sie bereits Massnahmen ergriffen und umgesetzt haben.

Als Basis für die Berechnung werden 25 Indikatoren in fünf Clustern und zwölf Technologiebereichen definiert. Auf der Skala von 1 (sehr tiefe Digitalisierung) bis 10 (sehr hohe Digitalisierung) wurde die aktuelle Digitalisierungsreife in der Schweiz und Deutschland mit 4.2 bewertet, gegenüber 3.9 im Jahr zuvor. Nach Ländern aufgeteilt betrugen die Indizes 4.1 (Schweiz) und 4.6 (Deutschland).

Digital Real Estate Index nach Rolle des Unternehmens (Quelle: pom+)

BIM im Fokus

Mit Bezug auf die Akteure Planer und Bauunternehmer in der Schweiz wurde der Digitalisierungsgrad gegenüber dem Vorjahr mit 4.3 tiefer bewertet als im Vorjahr - und dennoch deutlich höher als ihre Kollegen in Deutschland. Das grosse Thema ist dabei nach wie vor BIM. Die Befragung im Rahmen des Fokusthemas zeigt, dass diesbezüglich noch ein weiter Weg zu gehen ist. Dies unter anderem auch daher, dass die Relevanz von BIM entlang der Wertschöpfungskette Planen - Bauen - Bewirtschaften an Beachtung verliert. Das mag die Vermutung nahe legen, dass BIM insbesondere im Facility Management und der Bewirtschaftung noch nicht als umfassendes Kollaborationswerkzeug verstanden wird, sondern eher als bauliches Hilfsmittel. «Der Mehrwert von BIM kann jedoch nur über den gesamten Lebenszyklus realisiert werden», meint Alar Jost, Co-Autor und Vice Chair bei buildingSMART Switzerland.

Durch die stetige Weiterentwicklung der technischen BIM-Lösungen sowie die hohe Bedeutung von BIM bei Bildungsinstitutionen und Technologieanbietern wird erwartet, dass die Thematik in den kommenden Jahren einen Entwicklungssprung macht und den Druck auf die Akteure in der Bewirtschaftungsphase entsprechend erhöht.

BIM-Relevanz in verschiedenen Unternehmen (Quelle: pom+)

Neuer Digitalisierungs-Fokus

Studienleiter Joachim Baldegger erklärt: «Der Fokus der Digitalisierung hat sich im vergangenen Jahr verschoben. Anstatt die internen Prozesse zu optimieren, wurden die Kundenbeziehungen gepflegt und verbessert». Diese Entwicklung sei angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit durchaus nachvollziehbar, jedoch muss die Branche aufpassen, dass sie den digitalen Anschluss nicht noch weiter verliert. Baldegger: «Die sich abzeichnenden Veränderungen im Bereich neuer Arbeitsmodelle und die damit verbundene Um- und Neugestaltung von Büroflächen bergen grosse Chancen für innovative digitale Lösungen. Dabei ist zu hoffen, dass diese Entwicklung nicht nur die Zusammenarbeit betrifft, sondern einen tiefgreifenden Wandel hin zu einem transparenten, demokratisierten Umgang mit Daten auslöst.»

Jost ergänzt: «Wir müssen jetzt an der Kultur, der Integration in die Wertschöpfungskette und dem Wissensstand arbeiten. Die nächsten Schritte sind also klar: Wir sind gefordert, durchgängige Datenstandards und offene Technologien zu entwickeln, die Stakeholder übergreifend nutzen können».

Die komplette Studie ist hier kostenlos erhältlich.

Über den Autor

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Moritz Lüscher

Leiter Digitalisierung

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