Tag der Bauwirtschaft – warum man hingehen soll

Im Interview erläutert Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident SBV, warum er den Besuch des Tages der Bauwirtschaft empfiehlt. Der Treffpunkt der Schweizer Baufachleute und der am Bau Interessierten findet am 30. Juni 2023 in Lugano statt. 

 

Welche Bedeutung hat der Tag der Bauwirtschaft für die Branche?

Es handelt sich um den wichtigsten Termin der Baufachleute, an dem sie die wichtigsten Akteure der Branche treffen können. Das sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Ingenieure, Architekten, öffentliche, private und institutionelle Bauherren, Vertretern anderer Branchen und Investoren. In den Referaten erhalten sie interessante Inputs für ihre Arbeit. Lugano wird am 30. Juni 2023 das Zentrum der Baubranche sein. Wir Baumeister der italienischen Schweiz sind stolz darauf, dass die Veranstaltung im Tessin stattfindet. Daher zähle ich auf eine möglichst hohe Teilnahme der Tessiner Unternehmer. Am Samstag findet ein sehr interessantes Zusatzprogramm statt, mit Besuchen von verschiedenen Highlights des Ingenieurwesens oder der Architektur.

 

Dieses Jahr findet der Anlass im Tessin statt. Das ist ein wichtiges Zeichen auch für eine Region, die einer besonderen Dynamik ausgesetzt ist.

Ich denke nicht, dass die Dynamik im Tessin wirklich eine andere ist. Oder anders gesagt hat jede Region ihre Eigenheiten. Jene, die als «tessinerisch» gelten mögen, lassen sich oft in den Kantonen der Romandie wiederfinden. Hier denke ich beispielsweise an Genf und den Kanton Jura. Wieso betone ich dies? Die eigene Wahrnehmung als «besondere Region» verleitet zur Suche von Lösungen auf lokaler Ebene, obschon möglicherweise auf nationaler Ebene patente Lösungen Ebene existieren. Unser Verband lässt den Sektionen viel Spielraum, bietet aber auch wirksame nationale Lösungen, zum Beispiel das ISAB (eine zentralisierte Datenbank für die Branche, um den Vollzug des Landesmantelvertrags zu verbessern) oder diverse Aspekte der Berufsbildung. Als nationaler Verband ist der SBV mit seinen grössten Veranstaltungen regelmässig im Tessin präsent, ebengenau um zu unterstreichen, dass die italienische Schweiz ohne Wenn und Aber ein unverzichtbarer Teil des Verbandes ist.

 

Wie beurteilen Sie im Allgemeinen den Zustand der Branche?

Die Bautätigkeit und die Beschäftigung waren im Jahr 2022 sehr positiv. Auch 2023 dürfte es der Baubranche nicht schlecht gehen, zumindest auf nationaler Ebene, aber nicht mehr so gut wie im Vorjahr. Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz schwächt sich ab, dies dürfte Bauprojekte verlangsamen. Die Zinsanstiege seit letztem Sommer schlagen allmählich durch und bedeuten weniger Bautätigkeit. Gleichzeitig wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig in die Infrastruktur investiert. Hier sehen wir kurz- und mittelfristig ein gutes Geschäftsvolumen. Die Baumaterialpreise sollten in diesem Jahr tendenziell sinken, es gibt praktisch kaum noch Lieferengpässe.

 

Zentrales Thema des Tages der Bauwirtschaft ist der Fachkräftemangel. Können Sie uns erklären, welche Herausforderungen es diesbezüglich zu bewältigen gibt?

Auf der einen Seite haben wir die demografische Situation. Uns stehen grosse Abgänge bevor, weil die Babyboomer-Generation in grossen Wellen aus dem Arbeitsleben scheidet. Das führt zu grossen Fachkräftelücken, welche mit Nachwuchs besetzt werden müssen. Auf der anderen Seite – dem jungen Ende des Altersspektrums – kämpfen wir mit rückläufigen Lernendenzahlen, weil die Akademisierung unsere Gesellschaft immer mehr vereinnahmt. Der Kampf um Nachwuchs wird sich also weiter verschärfen. Unsere Herausforderung ist es, das verfügbare Potenzial breiter zu nutzen: Wie können wir die Branchentreue steigern, mehr Quereinsteiger anziehen, die Weiterqualifizierungsquote in die Kaderbereiche erhöhen, den Nachwuchspool vergrössern? Es gibt bereits heute viele und vielfältige Massnahmen in unseren Unternehmen, welche an diesen Stellschrauben ansetzen. Es braucht aber weitreichende Massnahmen, damit wir den Fachkräftebestand auf Ebene Branche sichern und erhöhen.

 

Welches sind Ihrer Meinung nach die zentralen Punkte, um diese Herausforderung zu meistern?

Neue Bautechnologien, die Innovation und vor allem die Digitalisierung werden zum einen den Personalbedarf auf den Baustellen senken, andererseits machen sie die Branche bereits heute interessanter für junge Menschen auf der Berufssuche. Bauunternehmer, die sich als Innovationstreiber positionieren, sind im Kampf um die Fachkräfte besser gestellt als andere, die weniger fortschrittlich sind. Dem SBV ist es darum ein grosses Anliegen, die Digitalisierungsrate der Baubranche zu erhöhen. Er bietet seinen Mitgliedern dabei auch eine reelle Unterstützung an.

Tag der Bauwirtschaft

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Schweizerischer Baumeisterverband

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