Unnötige Hindernisse sollen abgebaut werden

An einem Round Tables wurden anlässlich des Digital Construction Event am 16. März die Möglichkeiten und Chancen der Kreislaufwirtschaft im Bau diskutiert. Der SBV als wichtiger Branchenverband beteiligte sich an der Diskussion via Vizedirektor Bernhard Salzmann. 

Die Bauwirtschaft spielt bei der Ressourcenschonung eine wichtige Rolle, verursacht sie doch 84 Prozent des Schweizer Abfalls. Diese Zahlen präsentierte Thomas Hofstetter, wissenschaftlicher Mitarbeiter SBV, in einem Filmbeitrag, der am Digital Construction Event zum Round Table, der sich mit der Kreislaufwirtschaft befasste, eingespielt wurde. Der Anlass, der online stattfand und an dem 756 Personen teilnahmen, wurde am 16. März 2021 durchgeführt, der Moderator war Michel Bohren, Vorsitzender der Geschäftsleitung CRB. Hofstetter machte sogleich klar, dass die Bauwirtschaft in Sachen Recycling vieles bereits richtig macht. So werden 75 Prozent des Aushubmaterials nochmals gebraucht. Bernhard Salzmann, Vizedirektor SBV, meinte denn auch zu Beginn des Round Tables: «Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselbranche für die Kreislaufwirtschaft:» Seine Kritik lautete: «Die Politik nimmt die Baubranche bei dieser Thematik allerdings nur am Rande mit. Ich wünsche mir, dass sie erkennt, dass sie mit der Bauwirtschaft einen wichtigen Hebel hat, um Veränderungen zu erzielen. Sie sollte gewillt ein, diesen Hebel zu ziehen.» Die Bauwirtschaft mische bei der Wiederverwendung nicht nur an wichtiger Stelle mit, sie sei auch sehr innovativ, so Salzmann, der dabei auf das Unternehmen Eberhard hinwies. Die Eberhard Gruppe setzt im Recycling von Abbruchmaterial lernfähige Roboter ein. Weiter führte Salzmann aus, dass die Kreislaufwirtschaft ein Puzzlestück bei der Klimapolitik ist. Die CO2-Ziele könnten nur erreicht werden, wenn der heute zum grossen Teil energietechnisch veraltete Gebäudepark modernisiert werde. «Wir brauchen Ersatzneubauten und Verdichtung in den Städten», betonte Salzmann.

  Branche kann eigene Kreisläufe schliessen 

Christian Wengi, Head of Marketing bei Holcim Switzerland und Italien, führte aus, dass Beton heute im gleichen Umfang recycliert wird wie PET. «Wir können die eigenen Kreisläufe schliessen.» Betonhersteller seien ein starker Motor der Kreislaufwirtschaft. Wengi wies auf den eigenen Susteno-Beton hin, der zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Im Jahr 2050, denkt er, wird es CO2-negativen Beton geben.

Salome Schori, Projektleiterin Nachhaltigkeit bei der SBB, gab zu bedenken, dass die Kreislaufwirtschaft keine neue Erfindung ist. «Früher nannte man sie gesunden Menschenverstand.»

Es braucht Anreize 

Für Salzmann braucht es zur Steigerung der Recyclingquote  einerseits Rahmenbedingungen, auf die man sich verlassen kann, andererseits sollten unnötige Hindernisse abgebaut werden. Das sei sehr notwendig, denn im Moment werde zu wenig saniert – die Sanierungsquote liege unter einem Prozent. So seien die Klimaziele nicht zu erfüllen. Salzmann kritisierte auch brancheninterne Regulierungen. «SIA-Merkblatt MB 2030 normiert die Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbeton und macht sehr defensiv» Deshalb müssten auch branchenintern Handlungsräume geschaffen werden.

Für Reto Largo von der Empa kann die Wissenschaft eine Inspirationsquelle sein. «Mit dem Projekt NEST zeigen wir was schon möglich ist.» Hersteller sollten früher in den Designprozess einbezogen werden. Hier stelle sich allerdings die Frage, wie die Vergütung sein solle, wenn es nicht zum Auftrag komme.

Mehr Kooperation 

Erleichtert BIM die Kreislaufwirtschaft? Für Wengi ist die Umsetzung sehr komplex, weil modellbasiertes Bauen eine Flut an Daten generiere. Hier würden auch kleinere Unternehmen Datenexperten benötigen. Intransparenzen müssten elimiert werden.

Auch Salzmann betonte, dass es künftig neue Kollaborationsmodelle brauche. «Der SBV fördert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gewerken.» Dabei habe das Wasserfallmodell ausgedient. «Sonst funktioniert die Kreislaufwirtschaft nicht.» Es brauche neue Kooperationsmodelle. Auch beim revidierten öffentlichen Beschaffungsrecht BöB ortet Salzmann die Notwendigkeit, dass Bauunternehmer früh einbezogen werden. «Man muss Vertrauen auch zulassen. Es braucht einen Kulturwandel.» Für Yvette Körber von der Amberg Group eröffne das die Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle. Für sie wie für andere war klar: Gewinner der Veränderungen werden diejenigen sein, sie sich auf sie einlassen und sich daraus neu definieren.

Über den Autor

pic

Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

[email protected]

Artikel teilen