USIC-News: Interview mit Bernhard Salzmann, Direktor des SBV

Bernhard Salzmann löste am 1. Juni 2022 Benedikt Koch als Direktor des SBVs ab.

Bernhard Salzmann, bisher stellvertretender Direktor beim SBV und Leiter Bereich Politik und Kommunikation, löste am 1. Juni 2022 Benedikt Koch als Direktor des SBVs ab.

Herr Salzmann, welche Ziele verfolgen Sie? Welches sind für Sie die grössten kurzfristigen, welches die grössten langfristigen Herausforderungen für die Baubranche?

Aktuell sind es die Verhandlungen für einen modernen LMV sowie die Teuerung resp. Verfügbarkeit von Baumaterialien, ausserdem die Finanzierbarkeit von AHV und BVG. Längerfristig sind es die grossen gesellschaftlichen Fragen: Wie werden wir künftig leben, wohnen und arbeiten? Daraus leiten sich viele Aufgaben für die Baubranche ab, auch Erwartungen. Unsere Lösungsvorschläge und Forderungen haben wir in der Agenda 125.0 zusammengefasst, Stichworte sind die Modernisierung des Gebäudeparks, die Verdichtung in den urbanen Gebieten, der Ausbau der Infrastrukturen als Klammer der Schweiz, die Nachhaltigkeit …

Ein Thema, das alle betrifft: Welche Chancen und (ungenutzten) Möglichkeiten sehen Sie im Bereich der Energie? Wo kann die Baubranche am meisten zur Nachhaltigkeit beitragen? Und wo ist es am dringendsten?

Wir sehen uns als Schlüsselbranche. Im Vordergrund stehen die Reduktion der CO2-Emissionen und der Schutz des Bodens. Der bestehende Gebäudepark verursacht 24 % der Schweizer CO2-Emissionen. Wir schlagen deshalb primär den Ersatz durch energie- und somit klimaneutrale Neubauten vor bei gleichzeitiger Verdichtung. Damit decken wir die steigende Nachfrage an Wohn- und Arbeitsraum und schützen gleichzeitig schützen wir die knappe Ressource Boden. Wenn wir zudem auf Kreislaufwirtschaft und heimische mineralische Baustoffe setzen, verstärken wir den Hebel. (Gesamt-)Sanierungen sind weitere Instrumente für klimaneutrale Gebäude.

Auf den Verband warten viele Baustellen wie zum Beispiel steigende Baumaterialpreise oder zunehmende Überregulierung. Welche Massnahmen schlagen Sie vor?

Der Dialog mit den Bauherren ist entscheidend. In der aktuell ausserordentlichen Lage müssen wir die Teuerung gemäss KBOB-Empfehlungen verrechnen können. Hier sind die öffentlichen und privaten Bauherren angesprochen. Zusammenarbeit ist zentral für den Erfolg der gesamten Bauwirtschaft. Das beginnt bei konventionellen Projekten und geht weiter mit neuen Kooperationsmodellen.

Wie stehen Sie als Verband dem neuen Beschaffungsrecht gegenüber?

Das neue BöB/IvöB bringt den gewünschten Paradigmenwechsel weg vom tiefsten Angebot hin zur Qualität. Von grosser Wichtigkeit sind hier die den Preis relativierenden Zuschlagskriterien Verlässlichkeit des Preises und Plausibilität des Angebots. Die Herausforderung wird die praxistaugliche Umsetzung der neuen Qualitätskriterien wie beispielsweise die Nachhaltigkeit sein. Für dieses Ziel arbeiten wir eng mit der USIC zusammen.

Zum Schluss: Wie stehen Sie und der SBV zur Branche der beratenden Ingenieurunternehmungen?

Planer und Ingenieure sind wichtige Partner. Wir verfolgen viele gemeinsame Interessen, etwa beim öffentlichen Beschaffungswesen. Auf der Baustelle sind die Auswirkungen der professionellen Planerarbeiten sehr unmittelbar, weil sie mithelfen, den Termindruck und Stress abzufedern. Wir schenken deshalb dieser Schnittstelle viel Aufmerksamkeit.

Interview: Livia Brahier, Leiterin Kommunikation usic Geschäftsstelle. Dieses Interview erschien Ende November in den USIC-News Nr. 3/2022.

Über den Autor

pic

Schweizerischer Baumeisterverband

[email protected]

Artikel teilen