Vom intelligenten Verschwenden und der sinkenden Kaufkraft der Mieter

Im Rahmen des SAK-Forums 2021, vom 15. Oktober 2021 in St.Gallen, blickte Professor und Zukunftsforscher Timo Leukefeld in die Zukunft des Bauens. Moderator Stephan Klapproth lobte eine Termitenart für ihre Baukompetenz. Die verschiedenen Thesen der beiden diskutierten der Projektentwickler Gilgian Leuzinger, Geschäftsführer der Relesta AG, Peter Richner, Stellvertretender Direktor der Empa und Adriano Tramèr, Leiter Geschäftsbereiche Produktion und Energielösungen bei der SAK.

 

«Die SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG), hat sich in den letzten zwölf Jahren stark diversifiziert», führte Stefano Garbin, CEO SAK, in seinem Begrüssungsreferat aus. Heute ist die SAK nicht nur Stromproduzent, sondern erbringt umfassende Dienstleistungen rund um Energie und ICT. Der Moderator Stephan Klapproth führte als Begrüssung aus, warum eine Termitenart als Vorbild für das Bauen gelten sollte. Die besagte Termitenart baut konsequent energieeffizient und stets nach dem gleichen Standard – im Gegensatz zum Menschen. Ihre Bauweise führt dazu, dass die Termitenhügel weder überhitzt werden noch unter Kälte leiden, weil beim Bauen der zu erwartende Sonnenstand eine Rolle spielt.

Ebenso spannend und witzig wie Klapproth referierte der Keynote- Speaker Timo Leukefeld, Professor und Zukunftsforscher. Seine Prognose: In zehn Jahren werden mehr Roboter als Autos verkauft werden. Mit einem Anschaffungspreis von 4000 bis 5000 Franken sind sie günstiger als BUS-Systeme. Gerade Betagte würden von der Hilfe von Robotern profitieren. Allerdings räumte Leukefeld ein, in einem Hotel mit Robotern als Angestellten habe er sich nicht wohlgefühlt.

Wie noch nie zuvor

Die Welt werde künftig eine Effizienzsteigerung erleben wie noch nie zuvor. Viele Produkte würden günstiger. So würde der 3D-Druck beim Bauen die Kosten signifikant senken, und zwar um 50 Prozent. Bei der Zeit sei die Ersparnis auch so hoch. In Shanghai, meinte Leukefeld, sei schon ein 121 Mieter hohes Bürogebäude gedruckt worden. Bei einer Fussgängerbrücke in 3D betrage die Kostenersparnis gar 90 Prozent. Auch die individuellen Mobilitätskosten würden sich dank automatisierten Fahrzeugen signifikant nach unten bewegen. Leukefeld lancierte in diesem Zusammenhang den Begriff des «intelligenten Verschwendens».

Gestrandetes Anlagevermögen

Schöne zukünftige Welt? Nur bedingt. Leukefeld nannte Gebäude im nächsten Atemzug «gestrandetes Anlagevermögen», weil einerseits die Kosten für die CO2-Kompensation und für Wartung und Reparatur steigen würden, gleichzeitig die Kaufkraft der Mieterinnen und Mieter aber sinken würde. In diesem Zusammenhang meinte Leukefeld, der aktuelle Fachkräftemangel bei den Handwerkern könne dazu führen, dass diese bald schon Stundenansätze wie Rechtsanwälte hätten. Das würde die Instandhaltung massiv verteuern, durch die Mieteinnahmen alleine sei dies nicht zu finanzieren . Es brauche deshalb neue Dienstleistungsmodelle für Zusatzeinkünfte, sonst sei die Investition in Liegenschaften nicht mehr rentabel. Ein Beispiel für ein solch alternatives Geschäftsmodell finden Sie hier.

Winterstromlücke

Während Leukefeld sich über eine Zeit des Überflusses freute, mahnte in der anschliessenden Podiumsdiskussion Peter Richner, stellvertretender Direktor Empa: «Wir laufen in eine Winterstromlücke hinein.» Er verlangte die Produktion von Windstrom. Zudem forderte er, der Bau müsse seine Produktivität erhöhen, zum Beispiel mittels der Digitalisierung. Für Adriano Tramèr, Leiter Geschäftsbereiche Produktion und Energielösungen SAK, ist der Handwerkermangel schon heute gross. Einig waren sich die Diskutierenden, dass Gebäude auch weniger Technik haben könnten. Eine kontrollierte Lüftung sei häufig nicht notwendig. Richner gab zu bedenken, dass sogar im «NEST», dem Testgebäude der Empa, die Bewohnerinnen und Bewohner – lauter technikaffine Wissenschaftler – die Smart Technologien kaum nutzen würden. Zu reden gab hingegen Leukefelds Vorschlag einer Pauschalmiete, das heisst inklusive Elektrizität und Wasser. So müsse keine Energie für die Messung verwendet werden. Gilgian Leuzinger, , Geschäftsführer der Relesta AG, meinte, in der Schweiz würde dies nicht funktionieren, weil die Leute das Gefühl hätten, für den Nachbarn mitbezahlen zu müssen. Leukefeld hielt dagegen, dass die Mieterinnen und Mieter dieses Risiko in Kauf nehmen, wenn sie insgesamt deutlich sparen.

Zur Versorgungssicherheit meinte Tramèr: «Stromknappheit wird die Gesellschaft vermehrt tangieren.» Die SAK hätte auf Windenergie setzen wollen, sei aber von der Politik ausgebremst worden.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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