Vorhandenes Potenzial gegen den Fachkräftemangel nutzen

Mehr Branchentreue, mehr Jugendliche sowie Weiter- und Umqualifizierungen können den Fachkräftemangel lindern.

Bis 2030 geht 1/3 der Beschäftigten des Bauhauptgewerbes in (Früh-) Pension. Wie die Lücke füllen? Man könnte mehr Schüler für eine Lehre im Bauhauptgewerbe begeistern. Zwar sinkt die Zahl der Lernenden im Bereich Architektur und Bau seit einigen Jahren. Die 15-17-Jährigen dürften zwischen 2020 und 2030 zahlenmässig wieder zunehmen. Gemäss Bundesamt für Statistik wird diese demographische Entwicklung die Berufslehre beflügeln, so dass die Anzahl aller Lehrlinge bis 2030 um 10% steigen könnte. Der Altersüberhang ist jedoch ein strukturelles Problem, das durch eine attraktive Branche- und Arbeitgeberpositionierung gemildert werden kann.

Verfügbare Ressourcen nutzen

Ferner lässt sich das bereits auf dem Arbeitsmarkt vorhandene Potenzial (= Erwerbslose) besser nutzen. Der Arbeitsmarkt für Bauführer, Baupoliere und Vorarbeiter ist praktisch ausgetrocknet, indes besteht noch Potenzial bei den Maurern (Arbeitslosenquote = 5%). Dieses wird leicht überschätzt, weil die Arbeitslosenstatistik Personen mit einem EFZ-Berufsabschluss und Angelernte ohne formalen Abschluss zusammenfasst. Es gilt, das Reservoir an Arbeitskräften, die sich für den (Kader-) Nachwuchs eignen, für die Weiterqualifizierung zu rekrutieren und zu begleiten.

Branchentreue und Quereinsteiger im Fokus

Die ersten beiden Möglichkeiten reichen jedoch nicht, um den Fachkräftebedarf zu decken. Aus diesem Grund müssen bereits ausgebildete Fachkräfte dem Bau erhalten bleiben. Die Branchentreue im Bauhauptgewerbe ist unterdurchschnittlich. So verlassen bereits nach 4,5 Jahren über 10% der Maurerabsolventen ihren Beruf und setzen ihre Karriere in einer anderen Branche fort. Im Schweizer Schnitt liegt der Wert bei 3%. Unternehmer können die jungen Absolventen eher zum Verbleib motivieren, wenn sie stärker auf deren Bedürfnisse eingehen. Dazu gehören einerseits Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten, andererseits sind Massnahmen wie mehr Teilzeitstellen und flexiblere Arbeitszeitmodelle wichtig.

Weiterqualifizierungen steigern

19,2% der Maurer qualifizieren sich innert 4,5 Jahren nach Lehrabschluss an einer Hochschule oder in der höheren Berufsbildung weiter. Davon bilden sich 14,4% innerhalb, 4,8% ausserhalb des Bauhauptgewerbes fort. Die höchste Weiterqualifizierungsquote beansprucht das Bildungsfeld Gesundheit mit über 31%, der landesweite Schnitt liegt bei etwa 16%. Ergo ist die Weiterqualifizierungsquote des Bauhauptgewerbes gut. Sie weist jedoch noch Steigerungspotenzial aus. Eine Weiterqualifizierungsstrategie steigert nicht nur die Unternehmensattraktivität bei potenziellen Fachkräften, sondern erhöht auch die Betriebs- und somit Branchentreue des bereits angestellten Personals.

Über den Autor

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Martin Maniera

Ökonom & wissenschaftlicher Mitarbeiter Politik

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