Warum die Baubranche systemrelevant ist

Banken, Versicherungen, Pharma, vielleicht die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie – das dürften gängige Antworten sein auf die Frage, welches die wichtigen Stützen der wirtschaftlich hochkompetitiven Schweiz sind. Es sind die üblichen Verdächtigen. Das ist nicht verkehrt, denn Schweizer Unternehmungen erbringen in diesen Wirtschaftszweigen Spitzenleistungen, die das Image des Wirtschaftsstandorts international mitprägen und zum grossen Wohlstand des kleinen Alpenlandes beitragen.  

 

 

Kaum in den Top-Nennungen der starken Schweizer Wirtschaftsstützen dürfte das Baugewerbe auftauchen. Klassischerweise wird die wirtschaftliche Bedeutung des Baus in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt. Dabei sprechen die Zahlen Klartext: Die Baubranche, zu der das Bauhaupt- sowie das Ausbaugewerbe zusammengefasst werden, erwirtschaftet Jahr für Jahr rund 10 Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Der Anteil ist praktisch gleich gross wie jener des Finanzsektors. Und der Bau liefert verlässlich. Seit Jahren entwickeln sich das BIP und die Bauausgaben im Formationsflug – sukzessive in Richtung aufwärts. Selbst im ersten Corona-Jahr 2020 gelang es dem Bau, seinen gewohnten Beitrag zu leisten und damit den Ruf als krisenfeste Wertschöpfungsbranche zu zementieren.

 

 

Erarbeitet wird der solide Beitrag zur wirtschaftlichen Gesamtleistung von rund 300'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Baubranche. Der Bau beschäftigt damit rund 8 Prozent aller Schweizer Arbeitnehmenden.

Eindrücklicher noch als in der nationalen Übersicht ist die Stützkraft des Baus auf kantonaler Ebene. In der Innerschweiz, der Ostschweiz, in Regionen der Romandie sowie insgesamt in Bergkantonen kommt dem Bau eine überdurchschnittliche wirtschaftliche Bedeutung zu. Herausragendes Beispiel dafür ist der Kanton Uri, wo mit einem Anteil von zuletzt rund 27 Prozent jeder vierte Franken in der Baubranche erwirtschaftet wurde. In mehr als der Hälfte aller Kantone liegt der Anteil des Baus an der Wirtschaftsleistung über 12,5 Prozent, mit 17 Prozent in Graubünden, 16 Prozent im Wallis oder 15 Prozent in Appenzell Innerrhoden teils deutlich darüber.

 

 

Auch als Arbeitgeber ist der Bau in den Kantonen unersetzlich. Dies erstens quantitativ: In der Mehrheit der Stände gehört die Branche zu den wichtigsten fünf Arbeitgebern. In acht Kantonen ist sie dritt- oder zweitgrösster Jobanbieter, in Graubünden gibt es gar keine Branche, die mehr Leute beschäftigt als das Baugewerbe. Und zweitens qualitativ: Die Baubranche beschäftigt ihre hunderttausenden Mitarbeitenden in gesamtarbeitsvertraglich geregelten, gut bezahlten Anstellungen. Mit einem Mindestlohn von über 5600 Franken zahlt etwa das Bauhauptgewerbe seinen qualifizierten Angestellten die besten Handwerkerlöhne der Schweiz. Hinzu kommen ausgezeichnete Aufstiegsmöglichkeiten. Mit einem optimal abgestimmten und praxisorientierten System von Aus- und Weiterbildungen finden in der Baubranche Mitarbeitende mit ganz unterschiedlichen beruflichen und sozialen Hintergründen Möglichkeiten, um vorwärtszukommen.

 

 

Als verlässlicher, weil seit der Jahrtausendwende vergleichsweise robuster Wirtschaftsmotor, der hunderttausenden Menschen im Land gute Jobs mit Perspektive bietet, ist der Bau wichtig. Darüber hinaus legt er als Branche direkt oder indirekt das Fundament für alle andere Wirtschaftszweige, um performen zu können. Was wäre die Bank, die Versicherung, das Beratungsunternehmen ohne zeitgemässe Bürogebäude? Was der Detailhändler, das Fitnessstudio, der Gastrobetrieb ohne flexibel nutzbare Laden- und Gewerbeflächen? Und was der Exportsektor, die Logistiker, der Tourismus, ja letztlich die ganze Schweiz ohne leistungsfähige Verkehrswege? Sie wären nicht in der Lage, ihre Leistung zu erbringen, ihre Produktivität zu steigern und damit ihren Teil zur Erfolgsgeschichte der Schweiz beizutragen.

 

 

Krisenresistenter Wertschöpfungsbringer; national und regional wichtiger Arbeitgeber und Ausbildner; Ersteller von Immobilien und Infrastrukturen, auf die alle anderen Branchen angewiesen sind, um florieren zu können: Als solcher ist der Bau mehr als eine wichtige Stütze der Schweizer Volkswirtschaft. Er ist systemrelevant.

 

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pic

Schweizerischer Baumeisterverband

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