Wie Teams optimal performen Dienstag, 3.12.2024 | 06:00 ... Schweizerischer Baumeisterverband Baumeister 5.0 Digitalisierung Aus der Praxis Wie Teams optimal performen Viele spannende Referate und einige Neuerungen zeichneten die diesjährige Bautagung, die am 28. November 2024 im Campus Sursee stattfand, aus. Der Treffpunkt der Schweizer Bauszene wird vom Schweizerischen Baumeisterverband SBV, vom Campus Sursee und vom Schweizerischen Institut für KMU und Unternehmertum der Universität St.Gallen organisiert. Die Tagung drehte sich rund um die Zusammenarbeit zwischen Bauführung und Bauleitung.Nicht Philipp Wustrow begrüsste das Publikum, sondern Alexander Fust von der Universität St.Gallen, Institut für KMU und Unternehmertum, der kurzfristig den verunfallten Moderator hatte ersetzen müssen. Nicht nur der Moderator war neu, sondern auch einige Programmpunkte. So gab es eine Podiumsdiskussion, die das Verhältnis zwischen Bauführung und Bauleitung beleuchtete. Zudem konnten sich vier vielversprechende Start-ups mit vierminütigen Pitches vorstellen. Es handelte sich um Specter, Benetics, Legartis und Comstruct. Das Publikum konnte seinen Favoriten wählen, Comstruct setzte sich durch. Alle Start-ups haben das Potential, Abläufe auf der Baustelle und im Büro effizienter zu machen.Die Rolle der ChefsMaximilian Strecker, Angehöriger der fünften Generation eines Familienunternehmens, Dozent an der Universität St.Gallen und Coach, erläuterte die wichtige Rolle der Chefs bei der Performance von Teams. Er veranschaulichte das mit einem Bootsrennen, bei dem in den ersten sechs Stunden eine Crew mit Abstand am besten abgeschnitten hatte, eine andere deutlich schlechter gewesen war als die anderen. Als nach sechs Stunden die beiden Kommandierenden ausgetauscht wurden, konnte das vorher schlechteste Boot das vorher beste Boot, das nicht mehr so ausgezeichnet performte, überholen. «70 Prozent der Leistung von Teams hängt von der Führungskraft ab», so Strecker. Der das auch am eigenen Beispiel veranschaulichte: Als er kurzfristig die Führung im Familienunternehmen hatte übernehmen müssen, habe er sich gefragt, ob er die richtigen Leute an Bord hatte, um die künftigen Herausforderungen zu meistern. «Die Antwort lautete ja, denn es sind die, die ich habe», fügte er hinzu. Die Leistung der Teams liege schliesslich in der Hand der Führungskräfte. Bloss: Was zeichnet gute Chefs aus? Dass die Mitarbeitenden sich getrauen, sich um der Sache willen zu streiten. Sie kritisieren, weil es immer um die Sache geht und der Zwist nie auf einer persönlichen Ebene ausgetragen wird. Wichtig sei, Fehler zu rapportieren und aus ihnen zu lernen. Das ginge nur, wenn Chefs selbst zu ihren Fehlern stehen. Es gebe in der Wirtschaftsgeschichte genug Beispiele von Unternehmen, in denen die oberste Führungsetage nichts von Problemen des Unternehmens wusste, weil diese ihnen aus Angst vor Konsequenzen auf die eigene Karriere verschwiegen worden waren. Das Resultat war häufig katastrophal. Deshalb sei es zentral, dass Chefs ihren Angestellten bei Misserfolgen die volle Rückendeckung geben, denn nur so würden sie von den Misserfolgen auch erfahren. Wichtig sei eine vertrauensvolle, mitfühlende Kultur im Unternehmen.Lieber klären statt streitenMartin Sohm, Fachanwalt mit Spezialisierung auf den Bau, erklärte die Stolpersteine aus rechtlicher Sicht zwischen der Bauleitung und der Bauführung. Wichtig sei es für die Bauunternehmer genau abzuklären, welche Kompetenzen der Bauleiter vom Bauherrn tatsächlich erhalten habe. Sonst könne es sein, dass der Bauleiter Nachträge durchwinke, der Bauherr diese aber nicht bezahle. Daher müssten Befugnisse immer klar geregelt und kommuniziert werden. Lieber kläre man einmal zu viel ab, so der Rat von Sohm, als hinterher streiten zu müssen. Gar nicht gut sei es, zuerst einmal die Dinge laufen zu lassen, um zu sehen, wie sie sich entwickeln. Das könne teuer enden. Auch die Angestellten seien zu sensibilisieren, dass Befugnisse von Anfang an geregelt sein müssten. Grundsätzlich müsse der Bauherr für Fehler der Bauleitung haften, so Sohm, allerdings habe der Bauführer die Pflicht, Fehler, die er feststellt, sogleich abzumahnen. Der Anwalt betonte, es sei gut, wenn die Bauführung und -leitung gleich zu Beginn ein gutes Verhältnis aufbauen würde. Man könne sich um der Sache willen streiten, aber hinterher einen Kaffee zusammen trinken gehen und sich gut verstehen.Langsame AufhellungJan-Egbert Sturm, Direktor KOF, machte zuerst einen weltweiten Überblick über die wirtschaftliche Lage mit einer besonderen Berücksichtigung von Deutschland, früher ein Motor der europäischen Wirtschaft und eng mit der Schweizer Wirtschaft verbunden. Deutschland kämpft mit einer grossen Investitionsschwäche, 8 Prozent weniger als vor der Pandemie. In der Schweiz haben die Investitionen in die Bauwirtschaft nachgelassen. Im Baugewerbe sind die Erwartungen seit einiger Zeit besser als die Lagebeurteilung, das ist ein positives Zeichen für eine Erholung. Die Kapazitätsauslastung beträgt 75 Prozent, wie vor der Pandemie. Die Nachfrageerwartungen sind positiver als auch schon, der Preis ist kein grosses Thema mehr. Sturm denkt, dass der Hochbau in den nächsten Monaten zulegen wird, der Infrastrukturbau entwickelt sich jetzt schon sehr positiv.Eine Pionierrolle nimmt der Campus Sursee mit seinem aktuellen Bauprojekt ein, weil er es in einer Projektallianz erstellt. «Wir bauen nicht ohne Streit, wir streiten uns aber für die gleichen Ziele», brachte es Thomas Stocker auf den Punkt. Bautagung 2024 Maximilian Strecker Martin Sohm Jan-Egbert Sturm Thomas Stocker × Über den Autor Susanna Vanek [email protected] Artikel teilen
Montag, 23.12.2024 Baumeister 5.0 | Bildung | Digitalisierung | News BauTechTalk: Recruiting der Zukunft: Die Bauindustrie zwischen Mensch und Maschine – Ein Gespräch mit Raphaela Huber Die Baustelle war still, nur der Wind strich über die leeren Gerüste. In der Luft lag eine drängende Frage, die nicht nur diese Baustelle betraf, sondern...