Wiederverwendung von Beton: Eine Mauer lebt als Fussgängerbrücke weiter

Forscher der EPFL haben eine Fussgängerbrücke aus Betonblöcken konstruiert, die aus den Wänden eines zu renovierenden Gebäudes stammen und direkt wiederverwendet wurden, ohne sie zuerst zu rezyklieren.

 

Es ist ein neuer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Baubranche, den Forscher der EPFL gemacht haben. Sie haben eine 10 Meter lange Fussgängerbrücke aus 25 Betonblöcken konstruiert, die aus den Wänden eines Abbruchobjekts stammen.

Die 20 cm dicken Blöcke aus Stahlbeton wurden vor Ort in einzelne Stücke gesägt und zu einem vorgespannten Bogen zusammengesetzt. Nach dem Zuschneiden der Betonblöcke wurden die Löcher für das Spannkabel gebohrt, das für den Bau des Bogens benötigt wird. Die Zwischenräume wurden mit Mörtel aufgefüllt, um die Unterschiede in den Abmessungen der Teile auszugleichen. Im Grunde ist die Bogenkonstruktion optimal, denn damit sind die Betonblöcke ausschliesslich Druckkräften ausgesetzt.

Obschon schon heute mehr als 70 Prozent der Bauabfälle rezykliert werden, ist die direkte Wiederverwendung von Betonblöcken eine Première. Die vom Laboratoire d’exploration structurale (SXL) mit Sitz am Smart Living Lab in Fribourg entwickelte Fussgängerbrücke gilt sogar weltweit als Pionierprojekt. Einen Belastungstest hat der Prototyp erfolgreich bestanden.

Im Vergleich zum Rezyklieren ist das Zusägen und die direkte Wiederverwendung von Betonblöcken sparsamer im Energiebedarf und kommt ohne die Produktion von Zement und inerten Abfällen aus. Für eine Wiederverwendung von Beton bedarf es neuer Prozesse, denn man muss den herkömmlichen Ansatz, bei dem frischer Beton entsprechen den Anforderungen des jeweiligen Projekts gegossen wird, umkehren und von einem Bestand an vorhandenen Elementen und Materialien ausgehen, deren Eigenschaften jedoch variieren können und nicht immer im Voraus bekannt sind. Dazu hat das SXL eine Software entwickelt, mit der die Wahl der wiederzuverwendenden Bauteile aus einem vorhandenen Bestand automatisiert wird. Das Tool kann hier heruntergeladen werden.

Quelle und Foto: EPFL

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Corine Fiechter

Mediensprecherin / Spezialistin Kommunikation

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