«Wir profitieren hier sehr viel»

Das Bauunternehmen GAMMA AG Bau lässt in Altdorf ein Zweifamilienhaus von Lernenden realisieren. Ihnen zur Seite stehen zwei erfahrene Berufsleute. Die jungen Leute finden die Arbeit auf der Lehrlingsbaustelle sehr motivierend. Das deckt sich mit der Ansicht der Betreuer. Das Ziel der GAMMA AG Bau ist es, jedes Jahr eine Lehrlingsbaustelle anbieten zu können.

Konzentriert arbeiten Luca, Mario und Josias an Bewehrungseisen. Auf der Baustelle, auf der sie sich befinden, soll ein Zweifamilienhaus entstehen. Das Spezielle an der Realisierung ist, dass sie durch Lernende der GAMMA AG Bau erfolgt. Die Führung der Baustelle obliegt dem erfahrenen Polier Felix Arnold, ihm zur Seite steht der versierte Kranführer Hans Gisler. Arnold ist auf der Baustelle zwar der Chef, aber er begegnet den Lernenden auf Augenhöhe. «Ich bespreche mich mit ihnen, sie können an der Lösungsfindung mitarbeiten. Weiter teile ich mit ihnen meinen Arbeitsalltag, sie sind mit dabei, wenn ich berechne, wie viel Material wir wann benötigen, können zum Beispiel auch mal selbst Kubaturen ausrechnen. So bekommen sie einen vertieften Einblick in den Bau, verstehen die Abläufe viel besser. Sie wissen, warum ich immer wieder in die Baracke gehe – nicht, um Kaffee zu trinken, sondern weil der administrative Aufwand beträchtlich ist. Das war ihnen vorher nicht so bewusst.»

 

Kommt gut an

Luca, Mario und Josias sind voll des Lobes über das Projekt. Sie würden hier sehr profitieren, dürften die unterschiedlichsten Arbeiten verrichten, könnten einander unterstützen. «Es ist schön, für einmal mit den anderen Lernenden zusammen zu sein. Normalerweise sind wir ja anderen Teams zugeteilt», meinen sie. Es kommt vor, dass Lernende auf der Baustelle unter Druck geraten, weil sie Arbeiten noch lernen müssen und nicht so schnell sind. Bei der GAMMA AG Bau, betonen alle drei, fühlten sie sich auch in normalen Teams sehr gut aufgehoben. «Die Ausbildung von jungen Leuten ist uns sehr wichtig», meint denn Odilo Gamma, Verwaltungsrat der GAMMA AG Bau. Die Investition in Lernende hat sich in der Vergangenheit immer ausbezahlt. So gab es unter den kantonal Besten Lehrabsolventen regelmässig jemand von der GAMMA AG Bau und auch am Swiss Skills-Finale konnten immer wieder Gamma-Absolventen teilnehmen.

 

Jedes Jahr geplant

Gamma möchte die Ausbildung aber dennoch noch attraktiver machen. Das Konzept der Lehrlingsbaustelle ist eine der Massnahme. Geplant ist, dass es jedes Jahr eine solche Baustelle gibt. Im Fall des Zweifamilienhauses unterstützt der Bauherr das Projekt, möchte aber nicht öffentlich in Erscheinung treten.

Arnold, der Polier auf der Baustelle, findet es sehr gut, wenn Lernende in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit erhalten, dazuzulernen. «Bei uns dürfen Lernende Anfänger sein», weiss er, «aber es gibt Betriebe, in denen der Zeit- und Preisdruck dazu führen, dass Lernende nur wenig qualifizierte Arbeiten ausführen wie putzen, weil niemand Zeit hat, ihnen zu zeigen, wie es geht und weil sie langsamer sind.» Josias betont: «Bei der GAMMA AG Bau fühle ich mich nie unter Druck, schneller arbeiten zu müssen. Es ist so, dass ich selbst immer besser und damit auch immer schneller werden möchte. Was aber am meisten zählt, ist, dass das Resultat am Schluss stimmt. Es macht mir eine sehr grosse Freude, wenn eine Arbeit gut gelungen ist.» Dem pflichten Mario und Luca bei.

 

Fachkräftemangel ist spürbar

Thomas Planzer, Lehrlingsbetreuer und zuständiger Bauführer, meint, die Lehrlingsbaustelle mache die Maurer-Lehre attraktiver. «Das ist notwendig, denn auch wir im ländlichen Gebiet spüren das Nachlassen des Interesses an einer Ausbildung auf dem Bau», erläutert er. In früheren Jahren konnte die GAMMA AG Bau ihre drei Lernenden immer zwischen mehreren Interessenten auswählen. «Vorletztes Jahr gab es auf einmal keinen Interessierten mehr, letztes Jahr einen. Wir werden in Zukunft gute Berufsleute brauchen, deshalb ist es wichtig, dass wir sie ausbilden», sagt er. Wenn Lernende die Gelegenheit erhalten, ein Objekt zum grössten Teil alleine zu erstellen, dann stelle das eine grosse Motivation dar. «Die Lernenden werden noch Jahre später sehen, was sie geleistet haben. So eine Befriedigung bieten andere Lehrstellen nicht», meint er.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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