«Wir sind strukturiert und organisiert unterwegs»

Bernhard Salzmann, bisher stellvertretender Direktor beim SBV und Leiter Bereich Politik und Kommunikation, löste am 1. Juni 2022 Benedikt Koch als Direktor des SBVs ab. Im Doppelinterview erläutern sie, warum der Verband heute sehr gut aufgestellt ist und dass trotz des Wechsels eine Kontinuität garantiert ist.

 

Welche Umbauten des SBV konnte Benedikt Koch erfolgreich abschliessen?

Bernhard Salzmann BS: Er hinterlässt mir einen modernen und gut aufgestellten Verband, der in den letzten Jahren auf die aktuellen Anforderungen ausgerichtet umgebaut wurde.

Benedikt Koch BK: Wichtig ist die zeitliche Einordnung. Ich habe in den vergangenen sechs Jahren neue Prozesse und Abläufe etablieren können, um so ein modernes Arbeiten zu entwickeln. Dabei hatte ich stets den Kundennutzen im Fokus, die Interessen der Mitglieder. Es galt, für die Mitglieder einen Mehrwert zu generieren. Es brauchte natürlich Investitionen, etwa in eine moderne IT und in die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Ich glaube, dass es sich gelohnt hat.

 

Welche Baustellen hinterlässt er seinem Nachfolger Bernhard Salzmann?

BS: Die Baumeister bearbeiten Baustellen, daher hat das Wort für mich keine negative Konnotation.  Der SBV hat mit der Strategie ein klar definiertes Bauprogramm. Wir arbeiten auf einer gut geordneten Baustelle mit klaren Abläufen Wie Benedikt gesagt hat, haben wir investiert und können unsere Baustelle mit einem guten Team mit dem nötigen Expertenwissen und modernen Maschinen bearbeiten. So kommen wir wirkungsvoll voran und sind für aktuelle Herausforderungen wie das Voranbringen der Modernisierung des Gebäudeparks, die Sicherung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, die LMV-Verhandlungen oder die Herausforderungen bei Verfügbarkeit und Preisen bei den Baumaterialen wegen des Ukrainekriegs vorbereitet.

 

Bernhard Salzmann, wo hat Benedikt Koch die Masslatte hoch gesetzt?

BS: Sein Drive und seine Innovationskraft sind einzigartig. In jeder Sitzung äusserte er neue Ideen. Er hat den Verband stark modernisiert. An diesen Leistungen werde ich gemessen werden.

BK: In einem Verband setzt der Direktor die Messlatte nicht allein auf eine bestimmte Höhe, es ist immer eine Teamleistung. Beni Salzmann war mit seinen Mitarbeitenden wesentlich daran beteiligt, dafür danke ich ihm herzlich.

 

Benedikt Koch ist Hobbymusiker, Bernhard Salzmann erklimmt gerne Berge. Daher die beiden Fragen: Wo spielt im Bauhauptgewerbe derzeit die Musik und welche Berge gilt es zu überwinden?

BK: Im Bau spielen viele Musikerinnen und Musiker, es gibt viele Akteure auf zahlreichen Bühnen. Wichtig ist es, den Überblick zu behalten. Nicht jedes Konzert ist einen Besuch wert. Wichtig ist umso mehr, dass man sich an einer klaren Strategie orientieren und die Kräfte gezielt einsetzen kann. Dabei muss man regelmässig über die Bücher gehen und prüfen, ob die Schwerpunkte noch richtig sind. Man sollte nicht den lautesten, sondern den besten Instrumentalisten Beachtung schenken. Und das sage ich als Posaunist!

BS: Es ist wie bei einer Bergtour, bei der die Route abseits der ausgetretenen und ausgeschilderten Wege ans Ziel führt. Wichtig ist die Vorbereitung, die Wahl der Instrumente, die richtigen Leute in der Gruppe zu haben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die Agenda 125.0, die die Delegiertenversammlung im Mai verabschiedet hat, ist so ein Instrument. Oder es gilt, den Berg der LMV-Verhandlungen zu meistern. Wir vertreten da die Interessen der Baumeister, die von denjenigen der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter häufig nicht so weit entfernt sind, wie suggeriert wird.

 

Der SBV setzt auch bei den Verhandlungen zum LMV, die derzeit laufen, auf Information, auf einen Dialog, zum Beispiel mit der Zustellung der Publikation Baunews an alle Angestellten auf dem Bau. Weshalb?

BS: Baumeister, Poliere, Vorarbeiter, Bauarbeiter – die Verbindungen sind häufig eng zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Innerhalb von Bauunternehmen gibt es meistens keine Gräben, wie diese von Gewerkschaften manchmal herbeigeredet werden. In den Firmen unserer Mitglieder arbeiten die Leute zusammen und erbringen wichtige Leistungen für die Gesellschaft. Sie haben gemeinsame Ziele. Darauf bauen wir auf. Dieser Dialog ist auch in den Verhandlungen zum LMV wichtig. Wir wollen nicht, dass die Gewerkschaften teilweise mit Partikularinteressen der Funktionäre die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe auseinanderdividieren.

BK: Wir haben mit den Baunews etwas Neues probiert und hatten auf die erste Ausgabe durchwegs positive Reaktionen. Das motiviert alle weiterzumachen.

 

Die steigenden Baumaterialpreise sind Problemen aus dem Ausland geschuldet. Einige Probleme, mit denen die Baumeister kämpfen, sind indes hausgemacht, sprich sie werden etwa durch schlechte Gesetze verursacht. Was unternimmt der SBV hier?

BK: Ein Verband kann die Welt nicht komplett verändern. Er muss versuchen, ganz gezielt Verbesserungen zu initialisieren. Das politische Engagement darf nicht Selbstzweck sein, sondern muss den Mitgliedern einen konkreten Nutzen stiften. Weil ein einzelner Verband bei grösseren oder komplexeren Themen schnell einmal an den Anschlag kommt, muss er ganz gezielt Partner suchen und Allianzen eingehen. Mit einem guten Plan und konkreten Massnahmen zu dessen Umsetzung kann man einiges erreichen.

BS: Genau da spielt der Verband eine wichtige Rolle, die Beeinflussung von Rahmenbedingungen ist sein wichtiger Auftrag. Mit dem Festlegen der Agenda 125.0 haben wir festgelegt, wie wir die Rahmenbedingungen beeinflussen wollen. Unser Ziel ist ein fairer Wettbewerb und die Beseitigung von unnötigen Regulierungen. Beim Beschaffungsrecht ist die Umsetzung des rechtlich verankerten Qualitätswettbewerbs bei BöB und IvöB von zentraler Bedeutung.

 

Warum lohnt es sich für Bauunternehmen, Mitglied beim SBV zu sein?

BS: Der Informationsvorsprung, der im Berufsalltag nützlich ist. Der Zugang zu Dienstleistungen von ausgewiesenen Fachleuten wie dem Rechtsdienst, der Arbeitssicherheit, von Spezialisten in Technik und Kalkulationen oder von Digitalisierungsexperten. Und weil man bei Kollektivleistungen wie der Bildung, den Gesamtarbeitsverträgen oder bei Normen und Standards mitprägen kann.

BK: Die Tatsache, dass der SBV 2500 Mitglieder hat, ist ein gutes Zeichen. Heute rechnet jeder Unternehmer sehr genau, ob sich eine Mitgliedschaft lohnt oder nicht. Neben den bereits genannten Vorteilen gibt es auch den Zugang zu spannenden Gefässen wie den Erfa-Gruppen. Dies Plattformen werden gerade von Geschäftsinhabern rege benutzt. Denn zuoberst im Organigramm ist man nicht selten recht einsam. Da nützt es, wenn man sich mal ungezwungen mit Seinesgleichen austauschen kann.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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