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BIM Strategie

Weder die BIM-Methode noch die Digitalisierung oder die digitale Transformation sind ein Selbstzweck. Sie sind immer Mittel zum Zweck und müssen dazu dienen, die Umsetzung eines bestimmten Zukunftsbildes zu unterstützen und ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu etablieren. Die strategische Ausrichtung, welche die Ziele der BIM-Einführung darlegt, muss daher zu Beginn definiert werden.

Wieso braucht es eine BIM- bzw. Digitalstrategie?

Viele Unternehmen in der Bauwirtschaft setzen sich meist nur am Rande mit strategischen Entwicklungen auseinander und funktionieren trotzdem gut. Will man hingegen digitale Methoden und Kompetenzen einführen, sollte zumindest eine strategische Ausrichtung vorhanden sein, welche definiert, was damit erreicht werden soll. Ist bereits eine Unternehmensstrategie vorhanden, kann diese mit den Aspekten der digitalen Methoden ergänzt werden. Mit BIM und der digitalen Transformation werden für Bauunternehmen neue, innovative Geschäftsmodelle ermöglicht. Die BIM- bzw. Digitalstrategie ist demnach ein elementarer Baustein eines erfolgreichen Geschäftsmodells.

Weder die BIM-​Methode noch die Digitalisierung oder die digitale Transformation sind ein Selbstzweck. In jedem Fall müssen diese dazu dienen, die Umsetzung eines Zukunftsbildes – bzw. das Erreichen der langfristigen Unternehmensziele – zu unterstützen.

Vor allem beim digitalen Bauen ist es essenziell, dass sich Bauunternehmen aktuellen und möglichen Entwicklungen in der Zukunft auseinandersetzen. Diese Entwicklungen können den Markt unter Umständen schneller verändern, als dies heute vorhersehbar ist. Eine Möglichkeit, sich über die aktuellen und künftigen Trends der Baubranche zu informieren, bietet der SBV mit dem Trendradar.

Auch und vor allem kleine und mittlere Unternehmen benötigen eine strategische Ausrichtung. In der digitalen Transformation laufen diese Gefahr, das Thema zu unterschätzen und sind dann unter Umständen nicht mehr in der Lage, die rasanten Entwicklungen aus eigener Kraft aufzuholen. Im Gegenzug haben KMU den wesentlichen Vorteil, dass sie im Vergleich zu Grossunternehmen Anpassungen schnell umsetzen können. Dies setzt aber voraus, dass sie sich aktiv mit der Zukunft auseinandersetzen.

Die Digitalstrategie im Bauunternehmen

Die strategische Ausrichtung wird in der Regel von der obersten Führungsebene in Zusammenarbeit mit wichtigen Entscheidungsträgern erarbeitet. In KMU verschmelzen diese Ebenen oft, eine gemeinsame Erarbeitung ist für die Akzeptanz aber wichtig. Ebenso sollte die Entscheidungsfindung durch Einbezug möglichst aller Schlüsselpersonen stattfinden. Die Entscheidung selbst bleibt schlussendlich bei der obersten Führungsebene. Im Idealfall wird der Konsens im Laufe der Entscheidungsfindung herbeigeführt, wodurch die definitive Entscheidung für alle nachvollziehbar wird. Entscheidungen entgegen der Erwartungshaltung der involvierten Personen sollten umfassend begründet werden, da für die Umsetzung der Strategie meist alle im Unternehmen tätigen Mitarbeitenden gefordert sind. Es ist daher wichtig, dass diese den Entscheidungsprozess nachvollziehen können. Nach der Erarbeitung der strategischen Entwicklung von oben nach unten (top-down) muss die Umsetzung von unten nach oben (bottom-up) erfolgen.

 

Vorgehen bei der Erarbeitung der Strategie

1

Analyse

Analyse der unternehmensinternen Situation anhand einer Standortbestimmung innerhalb der Bauunternehmung und Analyse des Markts ausserhalb der eigenen Organisation. Erstellung einer SWOT-Analyse, die die Stärken und Schwächen des Unternehmens (interne Perspektive) sowie die Chancen und Risiken im Umfeld (externe Perspektive) betrachtet. Hieraus erfolgt die Formulierung von Handlungsprämissen.

2

Mission, Vision

Entwicklung eines Unternehmensleitbildes mit den wesentlichen Wertedefinitionen (Mission) und einem Zukunftsbild (Vision). Ebenso sollten die Trends und Entwicklungen der Branche analysiert werden. Ein Workshop mit den relevanten Mitarbeitenden bietet sich hierfür gut an.

3

Strategie und Massnahmen

Entwicklung einer oder mehrerer Strategien und den dazugehörigen Massnahmen anhand eines Workshops. Bestenfalls wird dieser extern moderiert und mit allen Führungskräften durchgeführt. Ebenso werden die Zeithorizonte anhand einer Roadmap bestimmt. Die Digitalstrategie beinhaltet folgende Bereiche: Geschäftsmodell, Unternehmenskultur, Skills/Kompetenzen der Mitarbeitenden, Prozesse und Effizienz, Digitale Trends, Kundenorientierung, Investitionen/Förderung, Technologie.

4

Plan, Do, Check, Act

Gemeinsames Engagement und transparente Kommunikation für die Mitarbeitenden. Ausserdem zyklische Wiederholung der ersten drei Schritte mit den Erkenntnissen aus den Massnahmen sowie den inneren und äusseren Veränderungen.

Hilfsmittel des SBV

Exemplarisch werden hier zwei Visionen von Bauunternehmungen und ihre dazugehörige strategische Ausrichtung beschrieben. Sie zeigen auf, wie digitale Methoden die Zukunft des Unternehmens beeinflussen können. Diese und weitere Beispielszenarien finden Sie im Anwenderhandbuch «BIM im Bauunternehmen».

Beispiel 1 – Vision: Eine spezialisierte Kleinunternehmung in Nischenmärkten werden

Kurzbeschrieb: Diese Kleinunternehmungen erbringen ihre individuellen Leistungen sehr effektiv und sind in Nischenmärkten tätig. Eine schlanke Organisation der administrativen Abläufe ermöglicht es ihnen, mittels Digitalisierung wertvolle Arbeitsstunden für wertschöpfende Tätigkeiten einzusetzen (digitale Rapportierung usw.). Mit der BIM-Methode kommen diese Unternehmungen nur selten in Berührung. Dies ist etwa der Fall, wenn sie im Rahmen von Projektaufträgen mit anderen Firmen zusammenarbeiten und Informationen aus digitalen Bauwerksmodellen lesen oder Rückmeldungen auf Anfragen geben müssen. Es gibt auch Bauunternehmungen, welche einzelne BIM-Anwendungen isoliert einsetzen (Absteckung mit Bautachymeter aus vorgegebenen Daten des Planers). Diese Art Bauunternehmung erhält die Ausführungsgrundlagen noch längere Zeit in Papierform oder als PDF.

Strategisches Szenario: Kleinstunternehmungen werden die BIM-Methode meist erst dann anwenden, wenn dies bereits andere Bauunternehmungen mit Erfolg getan haben. Ausserdem werden die Mitarbeitenden die notwendigen Fertigkeiten schon mitbringen oder diese bei der täglichen Anwendung erlangen können. Einzelne, isolierte Anwendungen werden situativ, aber nicht systematisch eingesetzt werden. Typische BIM-Anwendungen:

  • die Nutzung von Robotik-Totalstationen,
  • der Einsatz von Maschinensteuerungen oder
  • die Mengen- und Massenermittlung für die Angebotsbildung.

Die digitalen Ausführungsmodelle für die obigen Nutzungen werden von externen Dienstleistern aufbereitet oder bei den Planenden direkt bestellt, so dass diese ohne eigenes Wissen weiterverarbeitet werden müssen.

Beispiel 2 – Vision: Als KMU-Bauunternehmung lokaler Marktführer werden

Kurzbeschrieb: Wer seine Bauunternehmung im lokalen Markt positioniert hat, wird primär die eigenen Arbeitsabläufe optimieren, wenn er die Marktführerschaft anstrebt oder halten will. Dabei spielt das digitale Ausführungsmodell eine zentrale Rolle. Zudem werden die Arbeitsabläufe hinterfragt und – wo immer sinnvoll und notwendig – digitalisiert. Auch wenn die Bauunternehmung die Grundlagen zur Ausführung vorerst noch in Papierform oder als PDF erhält – im Projektgeschäft hat sich die BIM-Methode bereits etabliert. Der Gewinn aus der gesteigerten Effektivität wird mittelfristig in die eigene Weiterentwicklung investiert.

Strategisches Szenario: Die Bauunternehmung wird schnell mit der Prüfung einzelner BIM-Anwendungen beginnen. Sie wird diese mit dem Ziel einführen, eine unmittelbare Produktivitätssteigerung herbeizuführen. Typische BIM-Anwendungen:

  • die Nutzung von Robotik-Totalstationen,
  • der Einsatz von Maschinensteuerungen,
  • die Nutzung von 3D-Laserscanning oder Drohnen zur Baufortschrittskontrolle,
  • die Mengen- und Massenermittlung für die Angebotsbildung und zur Nutzung auf der Baustelle,
  • die Schalungsplanung,
  • die Nutzung einer virtuellen Projektplattform für Pläne und digitale Bauwerksmodelle.

Das digitale Ausführungsmodell wird selektiv (pro BIM-Anwendung) oder kollektiv (für mehrere BIM-Anwendungen) von externen Dienstleistern aufbereitet oder bei den Planenden direkt bestellt werden, so dass dieses weiterverarbeitet werden kann. Das Unternehmen wird jedoch auch BIM-Kompetenz aufbauen. Zum einen, um die von den Planenden gelieferten digitalen Bauwerksmodelle prüfen zu können. Zum andern, um die erhaltenen digitalen Bauwerksmodelle für die eigenen BIM-Anwendungen zu übernehmen oder mit weiteren Informationen anreichern zu können.

Guide to Digital Transformation

Mit dem Guide to Digital Transformation bietet der SBV seinen Mitgliedern einen kostenlosen Dienst zur Durchführung des ersten Schrittes: Der Standortbestimmung im eigenen Unternehmen. Anschliessend bieten die kompetenten Partnerfirmen des SBV Unterstützung für die Erarbeitung einer Strategie und deren Umsetzung.

Trendradar

Bei der Entwicklung des Unternehmensleitbildes mit den wesentlichen Wertedefinitionen (Mission) und dem Zukunftsbild (Vision) sollten ebenso die Trends und Entwicklungen der Branche analysiert werden. Der Trendradar, basierend auf der Einschätzung von rund 50 Branchenexpert:innen, bietet hierfür eine gute Grundlage.