Die richtigen Anreize für den Umweltschutz setzen Eine Deponiegebühr erzielt kaum Wirkung, um das Recycling zu stimulieren. Eine CO2-Steuer ist wirksamer, aber provoziert Ausweichverhalten. Mit Labels können Bauherren die Investitionskosten auf Mieter umwälzen. Mittwoch, 22.5.2024 | 08:30 ... Schweizerischer Baumeisterverband Baumeister 5.0 Konjunktur und Statistiken Zahlen und Fakten Die richtigen Anreize für den Umweltschutz setzen Mithilfe der Grafik unten navigieren Sie durch die Geschichte. Klicken Sie auf die Ziffern. 1 1 2 2 3 3 4 4 1. Deponiegebühr unwirksam, CO2-Steuer mit Ausweichverhalten Um die Kreislaufwirtschaft und damit die Wiederverwertung von Bauschutt zu fördern, diskutiert die Politik verschiedene Ansätze wie etwa eine CO2-Steuer oder eine höhere Deponiegebühr. Eine Studie aus dem Jahr 2022 schätzt für die Baubranche im Kanton Aargau, wie sich eine 10%-Preiserhöhung eines Rohstoffs auf die Preise einer nachgelagerten Stufe der Wertschöpfungskette auswirkt. Wenn sich beispielsweise die Produzentenpreise für Kies um 10% erhöhen, dann verteuert sich Beton um 1.4%. Eine CO2-Steuer würde Primär-Zement und -Beton verteuern. Falls die Steuer derart ausgelegt ist, dass der Preis für Zement um 10% steigt, dann würde sich die Errichtung eines Gebäudes um 1.5% verteuern. Eine 10%-Preissteigerung bei Beton verteuert das Gebäude gar um 4.6%. Dies wäre theoretisch ein Anreiz, um mehr Recyclingmaterial zu verwenden. In der Praxis führen aber schon geringe Preissteigerungen dazu, dass Bauherren die Rohstoffe bzw. Baumaterialien in weiter entfernten Kantonen oder aus dem Ausland bestellen, um ihre Baukosten im Griff zu halten. Seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg sind die Materialpreise um 10% und mehr gestiegen. Die Bautätigkeit hat deutlich nachgelassen, obwohl im Hochbau und Tiefbau eine hohe Nachfrage herrscht. Eine höhere Gebühr für die Ablagerung von Bauschutt auf Deponien wird die Kreislaufwirtschaft kaum vorantreiben, denn eine 10% höhere Gebühr schlägt sich kaum auf die Kosten von Gebäuden und Infrastruktur nieder. × 2. Umweltlabels steigern Baukosten und Mieteinnahmen In der Schweiz können sich besonders umweltfreundliche bzw. energiesparsame Gebäude mit Zertifizierungen wie ECI und Minergie auszeichnen lassen. Eine solche Zertifizierung setzt bestimmte Standards wie etwa einen geringen Energieverbrauch, den Einsatz nur von erneuerbarer Energie, tiefe Wärmeverschwendung, besonders wirksame Wärmeabdichtung usw. voraus. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise steigen dadurch die Baukosten. Verschiedene Studien haben solche Wohngebäude untersucht, sie unterscheiden sich hinsichtlich Datensatz und Untersuchungsjahr. Je nach Studie und Zertifizierung steigen die Baukosten um 2% bis 15%, im Schnitt um 7.7%. Diese Kosten können unter Umständen an die Mieter des Gebäudes weitergereicht werden. Je nach Studie und Zertifizierung können die Mieten bei Erstbezug des Gebäudes ebenfalls um 2% bis 15% erhöht werden, im Durchschnitt um 6.6%. In den meisten oder allen Fällen können Bauherren die höheren Kosten an die Mieter weiterreichen. Bei diesen Studien ist jedoch unklar, ob die Steigerung von Kosten und Mieten nur auf das Zertifikat zurückzuführen sind oder ob sie schon allein durch die entsprechenden Technologien und Bauweisen erreicht werden. × 3. Tue Gutes und sprich darüber Umweltlabels, etwa ein Energiezertifikat, geniessen Glaubwürdigkeit und signalisieren dem Kunden, dass ein Gebäude besonders umweltfreundlich ist. Eine neue Studie unterscheidet den Einfluss des Umweltzertifikats Minergie, von Technologien (z.B. Wärmepumpe, Solarpanels) und Komfortfaktoren (Standort, Ausbaustandard, Wohnfläche, usw.) auf die Baukosten und die Mieteinnahmen bei Erstbezug von Wohngebäuden. Bei Minergie handelt es sich um ein Zertifikat, das an Gebäude verliehen wird, welche gewisse Anforderungen an Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Wärmedichtung erfüllen. Beim üblichen Minergie-Standard verursacht das Zertifikat 1.6% höhere Baukosten, die Technologie zusätzliche 0.3% und der Komfort weitere 0.3% (total also 2.2%). Die Mieter zeigen jedoch eine gewisse Zahlungsbereitschaft, aufgrund des Minergie-Labels können die Mieteinnahmen um 2.6% gesteigert werden (mit Technologien und Komfort um weitere 0.6%). Minergie kennt sogar noch höhere Umweltstandards: Minergie P für eine besonders umweltfreundliche Gebäudehülle und Minergie A für Gebäude, die selbst mindestens so viel Energie produzieren wie sie verbrauchen. Bei Minergie P und A sind die Baukosten deutlich höher – alleine für das Zertifikat steigen sie um 5.1% - , aber auch die Mieteinnahmen steigen spürbar, dank dem Zertifikat um 6.6%. Die Studie hat ebenfalls gezeigt: Bei Gebäuden, welche zwar genauso umweltfreundlich erbaut wurden, aber kein Minergie-Zertifikat beantragt haben, konnte die Miete nicht erhöht werden. Die Mieter sind nicht bereit, ohne ein Zertifikat eine höhere Miete zu bezahlen. Die Signalwirkung von Umweltzertifikaten – entweder gegenüber dem Mieter selbst oder seinem Bekanntenkreis - sollte genutzt werden, um umweltfreundlichere Gebäude zu errichten. × 4. Zahlreiche, aber lösbare Hindernisse beim Einsatz von Recyclingbeton Im Tiefbau wird Recyclingbeton bereits rege verwendet, etwa als Granulat im Strassenbau. Bei Infrastruktur mit höheren Ansprüchen – etwa an die Statik – oder im Hochbau wird Recyclingmaterial derzeit weniger eingesetzt. Eine Studie aus dem Jahr 2020 – also noch vor der Einführung des neuen BöB und IVöB – zeigt, dass das grösste Hindernis für den Einsatz von Recyclingbeton im Hochbau in der fehlenden Berücksichtigung in öffentlichen Ausschreibungen liegt. Mit den neuen Gesetzen wurde also das wichtigste Hindernis aus dem Weg geräumt. Die öffentlichen Bauherren helfen auch das zweite Hindernis aus dem Weg zu räumen, nämlich die mangelnde Erfahrung von Bauherren und Architekten mit Recyclingbeton. Je mehr Gebäude mit Recyclingmaterial entstehen, desto stärker verbreitet sich das Wissen zu diesem Baumaterial. Denn die bislang eher geringe Nachfrage und der zu hohe Preis von Recyclingbeton im Vergleich zu Primärmaterial sind die nächsten Störfaktoren. Wenn das Recyclingmaterial die Voraussetzung für eine Umweltzertifizierung für Wohngebäude wäre, könnten Bauherren die zugehörigen Kosten auf die Mieter übertragen. Die Qualitätssicherung des Abbruchmaterials ist noch oft zu kostenintensiv, technologische Fortschritte könnten hier Abhilfe schaffen. × Über den Autor Luiza Maria Maniera [email protected] Artikel teilen
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