Das Bauhauptgewerbe gestaltet die Zukunft der Schweiz

 

Jasmin Meier, Maurerlernende im ersten Lehrjahr, fühlt im Interview Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes SBV, auf den Zahn. Sie erkundigt sich nach Zukunftschancen – für sich selbst, aber auch für die Schweiz.

 

Auf dem Bau bin ich eine Exotin. Habe ich meinen Beruf gut gewählt?

Auf jeden Fall! Du bist keine Exotin, aber –noch – in der Minderheit. Dank der Mechanisierung und der Automatisierung der Arbeiten werden die Bauberufe weniger physisch. Dafür wird die Teamarbeit wichtiger,hier spielen Frauen eine entscheidende Rolle. Frauen tun dem Bau gut! Im Bau siehst du am Abend, was du geschaffen hast und worauf du stolz sein kannst. Darum bin ich sicher, dass du am richtigen Ort bist.

 

Das tönt wirklich vielversprechend – aber ich weiss nicht genau, was Sie meinen. Können Sie es mir erklären?

Was wäre unser Alltag ohne Dach über dem Kopf? Wie würden wir uns bewegen ohne kehrsinfrastruktur? Woher käme das Wasser und wohin ginge das Abwasser? Ohne den Bau steht das Leben still. Aber unsere Branche packt auch die grossen Zukunftsfragen an, Nachhaltigkeit, Klimaerwärmung und so weiter, all das gehen wir proaktiv an. Und nicht zuletzt: Der Bau bietet überall in der Schweiz Arbeitsplätze. In den Bergen wie auch in den Grossstädten.

 

Ein wichtiges Thema gerade für uns Junge ist das Klima. Was unternehmen Bauunternehmer und der Schweizerische Baumeisterverband SBV für den Klimaschutz?

Der Bau hat diesbezüglich schon viel erreicht. In den letzten 30 Jahren haben wir den Energiebedarf um 40 Prozent gesenkt, das heisst,wir bauen energieeffizienter. Wir sind aber ehrgeizig und wollen noch viel mehr erreichen. So wollen wir den Energiebedarf und den CO2-Austoss via Sanierungen und Ersatzneubauten, die ältere Gebäude mit höheren Emissionen ersetzen, reduzieren. Weiter gehen wir die Wiederverwendung von Baumaterialien durch das Recycling oder Upcycling an.

 

Das freut mich. Noch bin ich in der Lehre, aber dereinst möchte ich eine eigene Wohnung haben. Schade, dass die Mieten derzeit so stark steigen. Welche Lösungen sehen Sie?

Ich glaube, da müssen wir an zwei Orten ansetzen. Zum einen funktioniert der Mietmarkt ht optimal, die ältere Generation beansprucht grosse Wohnungen, die dann Familien nicht zur Verfügung stehen. Zum anderen ist die Bevölkerung gewachsen, gleichzeitig wurde aber zu wenig gebaut, weil sehr viele Projekte durch Rekurse und fehlende Bewilligungsprozesse stecken blieben. Wir müssen schauen, dass wir das deutlich beschleunigen können. Das wird sich normalisieren. Ich bin zuversichtlich, dass du und deine zukünftige Familie eine Wohnung findet werdet, in der ihr euch wohlfühlt.

 

Wie spannend. In meinem Umfeld höre ich aber zuweilen, dass das Bauen zulasten der grünen Wiese geht. Stimmt das?

Für das Wohnen, müssen wir keine zusätzlichen Flächen in Anspruch zu nehmen; es genügt, die bebauten Flächen besser auszunützen. Für die Infrastruktur wird man auch künftig noch zusätzliche Flächen bebauen müssen; handkehrum kann man aber diese Fläche mit der Renaturierung von Infrastruktur, die obsolet geworden ist, ausgleichen.

Ohne den Bau steht das Leben still

Alle sprechen von der Digitalisierung. Auf dem Bau arbeite ich mit den Händen, nicht mit dem Computer. Wird sich das ändern?

Das Bauen wird in den nächsten Jahrzehnten ein handwerklicher Beruf bleiben, da bin ich mir sicher. Aber die Automatisierung und die Digitalisierung werden immer wichtiger werden. Das bedeutet, dass der Beruf anspruchsvoller und hybrid wird: Es braucht Köpfchen und beide Hände. Mit dem Masterplan 2030 richten wir aktuell unsere Ausbildung auf diese zukünftigen Berufsbilder aus.

 

Wie kann ich ein Leben auf dem Bau mit meinen Familienwünschen verbinden?

Die Bauberufe sind die bestbezahlten Handwerkerberufe. Das gibt einer Familie Sicherheit! Weiter erwarten dich interessante Karrieremöglichkeiten bis zu einer eigenen Firma. In einer Phase des Lebens mag es aus familiären Gründen Sinn machen, Teilzeit zu arbeiten, diese Möglichkeiten sind mehr und mehr auch im Bau anzutreffen. Zukunftsgerichtete Unternehmen haben sich bereits dafür organisiert, so dass du Familie und Beruf wirst unter einen Helm bringen können.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin

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