Die Generation Z und ihre Ideen befähigen

Veränderungen klappen besser, wenn Generationen zusammenarbeiten. Professorin Gatziu Grivas von der Fachhochschule Nordwestschweiz erklärt, wieso.

Viel wird geschrieben und noch mehr diskutiert, was der beste Umgang mit der Generation Z sei und wie man «die Jungen» gewinnen könne. Doch wer oder was ist die Generation Z? Was zeichnet sie aus, was sind ihre Werte und was unterscheidet sie von vorangegangenen Generationen?

 

Wenn doch die Antworten auf solche Fragen nur so einfach wären! Die gängigen Definitionen sind wenig einheitlich und deshalb nur beschränkt hilfreich, wenn es darum geht, die Generation Z zu beschreiben. Erste Erkenntnis: Die Generation Z ist nicht so einfach fassbar, wie sich das die älteren Generationen gewohnt sind.

Gemeinhin wird als Mitglied der Generation Z bezeichnet, wer nach der Jahrtausendwende geboren wurde. Bezeichnet werden sie als die «Digital Natives», weil ihnen der Umgang mit digitalen Tools scheinbar leichtfällt. Und diese intuitive «Spürnase» macht die jungen Menschen beim Berufseintritt für die Geschäftswelt besonders interessant. Doch die junge Generation lässt sich wenig konkret fassen, sie sind kritisch, hinterfragen viel und zeigen wenig Geduld.

Einmalige Chance für Alte und Junge: Professorin Gatziu Grivas

«Trial & Error gehört zu ihren wichtigsten Charakteristiken. Damit entdecken sie die Welt. Was die Generation Z noch von anderen Generationen unterscheidet: Dass sie das eigene Wissen gerne weitergibt und untereinander austauscht», erklärt Stella Gatziu Grivas, Professorin und Dozentin am Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit der digitalen Transformation und untersucht die wichtige Rolle der Generation Z bei dieser grossen Veränderung. Ihr Forschungsfokus liegt weniger im technischen Bereich, sondern auf der Ebene Organisation und Mensch.

Aus ihren Forschungsresultaten leitet sie Erkenntnisse für die Erfolgsrezepte zum digitalen Wandel ab. In ihrer Arbeit stösst sie immer wieder auf die Bedeutung der Kollaboration zwischen den Generationen und wie dies den Geschäftserfolg eines Unternehmens festigt. Gatziu Grivas überrascht mit einer unerwarteten Feststellung: «Die besten Partner für das Gelingen der digitalen Transformation sind die Generation Z und die Ü50er!»

Je nachdem, in welcher Lebensphase sich ein Mensch befindet, verändern sich seine Interessen, Werte und Schwerpunkte. Die Generation Y ist aktuell vor allem damit beschäftigt, die Karriere zu planen und sich dazu ins beste Licht zu rücken. Dagegen ist die Generation X mittlerweile mit dem Familienleben beschäftigt und vor allem an Stabilität, also weniger Veränderungen interessiert. Und was machen die Babyboomer als älteste Generation, die noch im Berufsleben ist? Studien zeigen, dass es gerade sie sind, die Neues lernen wollen. «Unternehmen in allen Branchen täten gut daran, diesen Drive zu nutzen. Die Ü50er sind zwar nicht mehr so schnell wie andere, aber sie sind offen und interessiert an der Digitalisierung», weiss Gatziu Grivas. «Betrachte ich die Baubranchen, ist das die beste Konstellation: Die Ü50er wollen und die Gen-Z-lerinnen und Gen-Z-lern können mit digitalen Technologien umgehen. Wann, wenn nicht jetzt? Es gibt keine bessere Kombination!»

 

Keine bessere Kombination

Menschen über 50 Jahren haben meist eine grosse Lebensweisheit angesammelt. Sie reflektieren mehr und bringen die nötige Geduld gegenüber der stürmischen Generation Z auf. Ihnen kommt deshalb eine Führungsrolle in der Digitalisierung zu. Dazu ist jedoch ein neues Führungsverständnis und -verhalten nötig. «Egal ob Digital Leadership oder New Work genannt, es geht um emotionale Intelligenz und die Art, wie man beim Arbeiten und beim Führen mit Gefühlen und Ängsten umgeht. Emotionale Intelligenz befähigt, das Verhalten anderer in den Fokus zu stellen. Transformationen scheitert immer an den Menschen, obwohl oder weil alles bis ins Detail geplant ist». Hier setzt Gatziu Grivas an: «Die 50plus-Generation ist dank ihrer Lebenserfahrung prädestiniert, den Sinn einer Aufgabe oder eines Unternehmens besser zu erklären und die jüngeren Generationen gezielt zu steuern», zeigt sich Gatziu Grivas überzeugt. «Letztlich geht es um Motivation, Beteiligung und Befähigung.» Im Mittelpunkt stehe die Teamarbeit und dass jede und jeder die eigenen Stärken einbringen könne. Ganz wichtig sei auch eine Fehler- und Lerntoleranz, eben Trial & Error. Wer die Generation Z befähigt, wird sie für den gemeinsamen Erfolg gewinnen.

Früher hiess es, der oder die Neue solle sich erst mal fünf Jahre bewähren, bevor er oder sie das teure Tablet in die Hand kriegt. Das muss sich ändern. Gatziu Grivas: «Soll die Digitalisierung klappen, muss das heute heissen: Gebt der Gen-Z-lerinnen und Gen-Z-lern die Tools, die Drohnen, die digitalen Geräte und ihr werdet stauen, was sie aus diesen Geräten rausholen.» Die Älteren müssen also nicht die digitalen Tools im Detail verstehen lernen, sondern sich ein neues Führungsverständnis aneignen. «Wer eine hohe emotionale Intelligenz hat, kann der Generation Z besser die Hand reichen, wissend, dass sehr vieles auch übertrieben ist. Er oder sie kritisiert nicht, sondern motiviert. So kann man das Beste rausholen, ohne Vorurteile und Vorverurteilungen, dafür mit viel Goodwill für die Ideen der Generation Z.»

Trends früh erkennen

Die Generation Z wird die Arbeitswelten auf dem Bau nachhaltig verändern. Was das für den Bauunternehmer konkret bedeutet und wie er sich darauf vorbereiten kann, zeigt der Trendradar auf. Zusammen mit Fach- und Branchenexperten hat der SBV ein interaktives Tool erstellt und entwickelt dieses kontinuierlich weiter. Dazu analysiert der SBV die sechs Themenblöcke Politik, Nachhaltigkeit, Bildung und Arbeiten, Urbanisierung, Automatisierung sowie Konnektivität. Der Trendradar spürt aktuelle und künftige Entwicklungen auf und erkennt mögliche Auswirkungen auf die Baubranche. Nutzende können frühzeitig reagieren und sich anpassen. Mit den Erkenntnissen des Trendradars lassen sich Veränderungen als Chance nutzen.

Den Trendradar finden Sie online.

 

Über den Autor

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Thomas Staffelbach

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