Digitale Prozesse im Baugewerbe: Erkenntnisse vom CDS BIM-Roundtable 2023

Am 25. April 2023 fand der BIM-Roundtable "Digitale Prozesse im Baugewerbe" der CDS Bausoftware statt. Eingeladen waren für digitale Prozesse Verantwortliche aus Ingenieurbüros und Bauunternehmungen. Ziel dieser Veranstaltung war, eine Standortbestimmung vorzunehmen, Erfahrungen auszutauschen und eine gemeinsame Stossrichtung für die Weiterentwicklung der digitalen Prozesse zwischen Ingenieurbüros und Baustellen zu finden.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus Sicht der Baumeister stellen einen spannenden Einblick in die Realität der BIM-Umsetzung dar:

  • Der interdisziplinäre Austausch wird sehr geschätzt, und es wird empfohlen, den Unternehmer frühzeitig in den Prozess einzubeziehen.
  • Baumeister wünschen sich eine umfassende Planung, bevor mit dem Bau begonnen wird. Eine ständige Anpassung der Pläne während der Bauphase sollte vermieden werden. Keine Rollende Planung!
  • Für eine effiziente Planung der Etappen sollte die für die Abdichtung verantwortliche Unternehmung frühzeitig einbezogen werden.
  • Einige Baumeister haben bereits erfolgreich Bewehrung direkt ab dem Modell umgesetzt, ohne separate Bewehrungspläne zu verwenden.
  • Die digitale Baggersteuerung und BIM2FIELD sind bereits gut etabliert und funktionieren reibungslos.
  • Informationen werden oft zu spät und in zu kleinen Tranchen geliefert, was zu zusätzlichen Kosten und Verzögerungen führt.
  • Baufirmen benötigen zuverlässige und seriös ermittelte Daten, da sie ansonsten gezwungen sind, die Plausibilität der Mengen zu überprüfen. Leider wird ihnen nicht ausreichend Zeit dafür eingeräumt.

Auch von den Planungsbüros wurden wichtige Erkenntnisse und Schlussfolgerungen gewonnen:

  • Im Bereich Ingenieur Hochbau erfolgt die Planung fast ausschliesslich in 3D. Die Planungsbüros sind bereit, die IFC-Modelle an die ausführenden Unternehmungen abzugeben.
  • Bei der Realisierung von BIM-Projekten versuchen Architekten oft das BIM-Management und die BIM-Gesamtkoordination selbst zu übernehmen. Allerdings fehlen oft klare Ziele, Strukturen und Definitionen.
  • Die von den Architekten gelieferten Modelle sind oft ungenau und können nicht einfach 1 zu 1 zur Erstellung des Tragwerkmodells verwendet werden. Daher ist es sinnvoll, im Vorfeld gemeinsame Anforderungen und Checklisten festzulegen, um die Genauigkeit der Modelle sicherzustellen.
  • Die Georeferenzierung und genordete Modelle sollten vom Ingenieur durchgesetzt werden, da nur so die Durchgängigkeit der Daten gewährleistet werden kann.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass die digitalen Prozesse zwischen Ingenieurbüros und Baumeistern bereits gut funktionieren, jedoch weiterhin Optimierungspotenzial besteht. Ein verstärkter Austausch, klare Kommunikation und eine frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure sind entscheidend, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten. Nur so kann der gemeinsame Wunsch nach einem effizienten und interdisziplinär koordinierten digitalen Zwilling des Bauwerks erreicht werden.

Über den Autor

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Verena Wuttke

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