Lebensader, Herz und Seele der Schweiz

Eine gute Infrastruktur ist als Lebensader für die Schweiz wichtig. Städte, das Herz der Schweiz, brauchen eine gute Planung, die auch auf digitalen Daten basiert. Die Alpen als Seele der Schweiz benötigen Entwicklungsmöglichkeiten. All dies liefert der Bau.

 

Diese Zahlen haben es in sich: Winterthurs Bevölkerung betrug per 30. November 2022 total 120 295 Personen, für 2030 wird eine Bevölkerungszahl von circa 129 000 Personen erwartet, im 2040 werden des schätzungsweise 135 000 Personen sein. Dies entspricht einem Zuwachs von 20 800 Personen (+18%) seit 2019 Winterthur entspricht damit einem allgemeinen Trend. Lebten im Kanton Zürich im Jahr 1990 noch 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren es 2020 bereits 1 550 000 Personen. In den nächsten 30 Jahren soll die Bevölkerungszahl gemäss Prognose die 2-Millionen-Grenze erreichen. All diese Menschen brauchen Wohnraum. Dieser ist in den urbanen Zentren wie Zürich heute schon knapp. Die Medien sprechen von einer Wohnungsnot. Dabei gilt die Regel, die in der Wirtschaft immer gilt: Eine Verknappung des Angebots führt zu steigenden Preisen. Nicht nur Haushalte mit einem tiefen Einkommen finden auf dem Wohnungsmarkt immer schwerer eine Wohnung, die sie sich leisten können, sondern auch Haushalte mit einem durchschnittlichen Einkommen. Der einzige Weg aus dieser Misere führt über den Neubau von Wohnungen. Wird das Angebot erhöht, nimmt das den Druck auf die Preise.

 

Gegen Wohnungsnot, für das Klima

Allerdings: In der Schweiz ist der Platz beschränkt. Es besteht die allgemeine Ansicht, dass nicht noch mehr unbebautes Kulturland verschwinden soll. Darum setzt sich der SBV für die Verdichtung der bestehenden Siedlungsgebiete ein. Häuser werden abgerissen und neu gebaut, mit einer grösseren Anzahl von Wohnungen. Das erreicht man über eine Erhöhung der Stockwerke und eine geschickte Raumausnutzung. Weil trotz Verdichtung die Lebensqualität hoch bleiben soll, müssen Grünräume und Freitzeitnutzungen geschickt eingeplant werden. Von den Ersatzneubauten profitiert zudem das Klima, weil die neuen Gebäude bedeutend weniger Energie verbrauchen. Im Aktionsplan «Offensive Modernisierung Gebäudepark» formuliert der SBV konkrete Forderungen für die Erneuerung der Schweizer Immobilien. Mit der Verwendung von Recyclingbaustoffen beziehungsweise der Zuführung von Abbruchmaterial in die Kreislaufwirtschaft senkt das Bauhauptgewerbe zudem den Ressourcenverbrauch. Aktuell werden bereits 75 Prozent des Aushubsmaterials und 70 Prozent des Abbruchmaterials wiederverwendet.

 

Weiterentwicklungsmöglichkeiten

Wo soll künftig gebaut werden? Die Verantwortlichen in den Städten gehen dieser Frage sehr akribisch nach. Bei der modernen Städteplanung kommen auch digitale Daten ins Spiel. Dabei werden etwa Pendlerströme analysiert. Das Ziel ist es, dass die Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur einen angemessenen Wohnraum finden, sondern auch, dass der Weg zum Arbeitsplatz sinnvoll bewältigbar bleibt. Um zum Beispiel von Winterthur zurückzukehren: Mit dem «Masterplan Winterthur Süd» präsentiert der Winterthurer Stadtrat eine interessante Vision. Die Grundidee ist bestechend einfach: Die A1, die ausgebaut werden muss, soll in den Berg. Das eröffnet Winterhur die Möglichkeit, die Stadtteile Töss und Dättnau zusammenwachsen zu lassen und attraktiver zu gestalten. In Zürich wird das national bedeutende Projekt Einhausung Schwamendingen, die eine Art Deckel über die Autobahn legt, einem Stadtteil mit bisher wenig Lebensqualität einen sehr grossen Naturpark schenken. Dank dem Bau kann die Lebensqualität in Städten also erhöht werden.

 

Wichtig für die Wirtschaft

Das nützt nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Wirtschaft. Werden Verkehrsinfrastrukturen ausgebaut, vergrössert das den Radius von Mensch und Industrie. Die Beschäftigten können so ihre Karriere besser planen, weil sie aus mehr Angeboten auswählen können. Von einer grösseren Auswahl profitieren auch Betriebe, die so eher passende Talente finden.

Wichtig für die Wirtschaft ist auch die Versorgung mit Gütern beziehungsweise die Möglichkeit, eigene Produkte verkaufen zu können. Eine gute Infrastruktur leistet hier einen wichtigen Beitrag, dass dies gelingt. Die Bahn transportiert Güter umweltfreundlich, die Strasse ist aber beinahe noch wichtiger. Das belegen auch Zahlen. Rund 63 Prozent der Güter in der Schweiz werden auf Strassen transportiert. Dies nicht zuletzt auch wegen der Feinversorgung der Fall. ,Der SBV hält in der Agenda 125.0 fest, dass die Schweiz leistungsfähige Verkehrsinfrastrukturen braucht.

A propos abgelegene Regionen der Schweiz: Mit ihren schönen, oft alpinen Landschaften bilden sie für viele Personen die Seele der Schweiz. Aber sie können nicht einfach so existieren, eine gute Anbindung an den Rest der Schweiz ist für sie zentral. «Via vita est», sagten die alten Römer, was bedeutet, dass Strassen das Leben sind. Nehmen wir einmal das Beispiel des Kantons Graubünden, der ungefähr einen Sechstel der Schweiz ausmacht. 150 Täler und 146 Gemeinden bilden das Kantonsgebiet. In dieser Situation gewähren der Bau und der Unterhalt von Wegen und Strassen mehr als nur die Möglichkeit des Verkehrs. Sie sind auch eine wichtige Bedingung des staatlichen und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die topographischen Verhältnisse erschweren die Realisierung von Verkehrsinfraprojekten in den Alpen. Die Schweizer Bauunternehmen meistern diese Herausforderung aber hervorragend. Nicht umsonst gelten die Schweizer als «Weltmeister im Tunnelbau» - diesen Titel verdanken wir dem Gotthard-Basis-Tunnel. Der SBV verlangt, dass die peripheren Gebiete gut mit digitalen Infrastrukturen erschlossen werden müssen. Zudem dürfe ausserhalb der Bauzonen keine dogmatische Verbotskultur herrschen.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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