Ruhig Blut, tiefe Inflation und Zinsen helfen der Baubranche

Alle Preise steigen: Immobilien, Baumaterial und sämtliche Güter des alltäglichen Gebrauchs werden teurer. Diesem Eindruck kann man sich nicht erwehren, zumindest wenn man die Schlagzeilen der letzten Wochen überfliegt. Etwas Differenzierung ist jedoch sicherlich hilfreich.

Wohneigentum ist dieses Jahr abermals um 3 bis 5%gestiegen. Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen bleiben gefragt. Wer Immobilien oder Bauland besitzt, profitiert bereits seit Jahren von steigenden Preisen. Die Aussichten bleiben kurz- und mittelfristig intakt, auch wegen oder dank Corona.

Die Preise für Baumaterialien haben in den letzten Monaten ebenfalls Staub aufgewirbelt. Ein Beispiel: Im November letzten Jahres kostete Bauholz auf den internationalen Märkten noch 500 US-Dollar. Bis zum Mai 2021 hatte sich der Preis mehr als verdreifacht. Mittlerweile befindet sich der Preis wieder auf dem Stand vom letzten November. Aufrufe zu politischer Subventionierung bestimmter Baustoffe sind damit gegenstandslos geworden, reiner Aktionismus. Der Preisanstieg dürfte seinen Zenit überschritten haben. Für die nächsten Monaten erwarte ich, dass sich die Versorgung in der Schweiz wieder normalisiert.

In der Schweiz wird sich vorerst wenig verändern. Die Inflation und somit die Zinsen bleiben niedrig.

Bleiben noch die Konsumgüter. In den USA ist die Inflation auf 5% gestiegen, in der Eurozone auf 2%. In der Schweiz sind die Preise von noch -0.4% im Anfangsquartal dieses Jahres auf 0.6% im Juni gerauscht. Laut Schweizerischer Nationalbank dürften sie bis Jahresende sogar noch auf 1% klettern. Dann aber sehe ich das Ende der Fahnenstange erreicht. Ab 2022 dürfte sich die Inflation wieder abschwächen. Die Zentralbanken der USA und Eurozone halten weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Daher bleiben die Zinsen in der Schweiz auch dieses Jahr unverändert.

Übertreibungen sind gefährlich, weil sie, wie ihr Name sagt, den Markt «treiben». Die Hysterie verunmöglicht die längerfristige Planung und somit gesunde Entwicklung einer Firma. Für Baumeister gilt deshalb, zuerst einmal ruhig Blut zu wahren und die Fakten zu kennen. Und die sind nach wie vor positiv: Solange die Zinsen in der Schweiz tief bleiben, stützen sie die Bautätigkeit. Dies dürfte sich auch in absehbarer Zeit ändern.

Über den Autor

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Martin Maniera

Ökonom & wissenschaftlicher Mitarbeiter Politik

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