Vom Hilfsarbeiter zum Geschäftsführer

Santo Gallo kam mit 17 Jahren aus Italien in die Schweiz. Er wollte als Saisonnier Geld verdienen, um sich in seiner Heimat ein Auto zu kaufen. Doch statt zurück nach Hause zu gehen, hat er Karriere gemacht. Im Interview blickt er auf seine Erfolgsgeschichte zurück.

 

Wie hast du den Weg auf die Schweizer Baustellen gefunden?

Mit 15 Jahren – nach meiner obligatorischen Schulzeit – habe ich begonnen, auf dem Bau zu arbeiten. Zwei Jahre später kam ich in die Schweiz. Bei meiner Arbeit als Hilfsarbeiter gab ich immer Vollgas. So hatte ich manchmal Zeit, selbst etwas zu mauern.

 

Konntest du dich auf diese Weise ausreichend entwickeln?

Mein damaliger Chef hatte gemerkt, dass ich sehr motiviert war. Er gab mir meine eigene Werkzeugkiste und förderte mich. [...] Nach einer Weile habe ich gearbeitet wie ein normaler Maurer, nur das Diplom fehlte mir. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits verheiratet und hatte eine kleine Tochter. Also begann ich mir Gedanken über meine Zukunft zu machen.

 

Und deshalb hast du die berufsbegleitende Maurerausbildung gemacht?

Genau. So habe ich mir viel Fachwissen angeeignet, aber auch Allgemeinbildung. Ich habe die Unterlagen aus dem Unterricht auch Jahre später noch genutzt, zum Beispiel mein Formelbuch oder das Wissen, wie man ein Korrespondenzschreiben verfasst.

 

Santo Gallo neben seinem Prüfungsobjekt

 

Was hat sich mit dem Abschluss für dich verändert?

Nebst dem, dass ich fachlich einen grossen Schritt gemacht habe, habe ich danach auch besser verdient. Dazu kommt, dass gelernte Maurer gefragt sind. Wenn du ein EFZ hast und Arbeit suchst, findest du sofort eine Stelle. Ohne Diplom ist das schwieriger.

 

2007 hast du dich selbstständig gemacht. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?

In meinem damaligen Betrieb war mein Potenzial ausgeschöpft. Ich wollte aber immer mehr, deshalb habe ich meine eigene Firma gegründet. Mir war klar, dass ich sofort wieder einen Job finden würde, falls ich scheitern sollte.

 

Heute beschäftigt Santo Gallo in seinem Unternehmen 28 Mitarbeitende.

 

Aber der Plan ist aufgegangen.

Ja. Ich musste von null anfangen, niemand hatte mich gekannt. Ich gab immer mein Bestes, damit mich meine Kunden weiterempfahlen. Irgendwann kam der erste Angestellte, dann der zweite, usw. [...] Heute hat meine Firma 28 Mitarbeitende und verschiedene Abteilungen.

 

Der Austausch mit seinen Mitarbeitenden ist für Santo Gallo bis heute sehr wichtig.

 

Welchen Tipp würdest du einem jungen, ausländischen Hilfsarbeiter geben?

Lerne als Erstes die Sprache. Ein Diplom bringt dir nichts, wenn du dich nicht verständigen kannst. Danach unbedingt eine Aus- und/oder Weiterbildung machen. Auch wenn es nur Kurse von Materiallieferanten sind – alle Informationen sind wertvoll.

 

Über den Autor

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Berner Baumeisterverband

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