Ukrainerinnen planen den Wiederaufbau ihres Heimatlandes

Im CAS Rebuild Ukraine der Berner Fachhochschule lernen Ukrainerinnen, die sich derzeit in der Schweiz befinden, konkret, wie Gebäude, die durch den Krieg zerstört wurden, saniert oder wiederaufgebaut werden können.

 

«Für mich war kurz nach Beginn des Krieges klar, dass wir etwas tun müssen», sagt Thomas Rohner, Professor an der Berner Fachhochschule für BIM und fügt hinzu: «Und wie können wir das als Hochschule besser, als einen Lehrgang anzubieten?» In seinem Linkedin-Profil steht: «Beide Füsse am Boden und den Kopf in den Wolken». In diesem Sinn ging er die Realisierung des Studienganges CAS Rebuild Ukraine an: Mit viel Idealismus, aber auch mit einer guten Portion Pragmatismus. Der Kurs richtet sich an Frauen, «denn die Flüchtlinge, die in die Schweiz kommen, sind alte Leute, Kinder und Frauen.» Rohner plante den CAS zusammen mit Mariana Melnykovych, wissentschaftliche Mitarbeiterin an der BFH, die über gute Kontakte in die Ukraine verfügt.

 

Verschiedene Projekte

Eine der Teilnehmerinnen des Kurses ist Eugenia Bayer, die seit zehn Jahren in der Schweiz lebt, aktuell in Dietikon ZH. Sie stammt aus Kramatorsk, das 2014 von Russland besetzt wurde, mittlerweile aber wieder befreit ist. «Der CAS findet auf Englisch statt», berichtet sie, «wobei einige Lektionen auch auf ukrainisch geführt werden.» Sie hätten Gruppen gebildet, um verschiedene Projekte anzugehen, etwa auch eine Gas-Erzeugung aus Grünabfällen. Bayer selbst ist in einer Gruppe, die ein Heim für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung sanieren und erweitern möchten. Die Anfrage dazu kam aus der Ukraine. Im Heim leben 30 Menschen, die aufgrund ihres Handicaps teilweise bettlägerig sind. «Künftig wird der Bedarf an solchen Plätzen aufgrund von Kriegsverletzungen stark ansteigen», befürchtet Bayer und gibt zu bedenken: «Viele haben keine Familienangehörigen, die sie pflegen könnten, weil diese entweder gestorben oder geflüchtet sind.»

 

Sicher vor Bomben

Die Anforderungen an das Projekt sind gross. So muss es Plätze geben, die den Bewohnerinn, den und Bewohnern Sicherheit bei einem Bomben- oder Raketenangriff bieten. Der Zugang dazu muss für Betten gewährleistet sein. «Wir haben dazu Gebäude aus Israel studiert und planen, mit Brandabschnitten zu operieren», erläutert Bayer. Zudem plant ihre Gruppe, das Gebäude mit Vorfertigung zu erweitern. Angewendet werden sollen Schweizer SIA-Standards. Angedacht ist, dass die Erkenntnisse der Gruppe auch bei anderen Bauprojekten Anwendung finden könnten.

 

Sponsoren gesucht

Eugenia Bayer ist sehr motiviert, ihrem Heimatland zu helfen und berichtet, dass die 27 Teilnehmerinnen und 3 Teilnehmer alle sehr engagiert sind. Verständlicherweise gibt es zwar viele Ideen, aber nur beschränkte finanziellen Mittel. Die Gruppen sind deshalb auf der Suche nach Sponsoren. Wer sich vorstellen kann, etwas an das Projekt zu spenden – auch Waren – kann sich an : [email protected] wenden.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin

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