Abfälle: Vom Problem zur Chance

Die Lagerung von Abfällen ist in der Schweiz zunehmend ein Problem. Da bei einer ganzen Reihe von Tätigkeiten Abfälle entstehen, wird es immer schwieriger, einen Ort für deren Lagerung zu finden, da viele Gemeinden eine neue Deponie partout nicht akzeptieren wollen. Doch ein Problem kann auch eine Chance darstellen: So kann beispielsweise mit der Aufwertung der Landschaft nach der Fertigstellung von Bauarbeiten attraktiver Lebensraum für die Bevölkerung geschaffen werden. 

 

Der 1980 eröffnete Autobahntunnel durch den Gotthard ist eine wichtige Verkehrsverbindung durch die Alpen. Angesichts der Abnutzung der Infrastruktur ist schon seit längerem bekannt, dass der Tunnel vollständig saniert werden muss. Nach Abwägung aller Faktoren wurde entschieden, eine zweite Röhre ohne Kapazitätserhöhung zu bauen und anschliessend die bestehende Röhre zu sanieren. Diese Lösung wurde vom Schweizer Stimmvolk am 28. Februar 2016 gutgeheissen.

Die Bauarbeiten für den neuen Tunnel beinhalten auch die Lagerung von Aushubmaterial, wovon alleine auf Tessiner Seite rund 2.5 Millionen Tonnen anfallen. Die ursprünglich vom ASTRA geplante, im Gesamtprojekt integrierte Lösung sah die Lagerung des Aushubmaterials beim Bergsturzkegel Buzza di Biasca vor. Die Anrainergemeinden haben sich sofort dagegen gewehrt und begonnen, andere Lösungen zu suchen.

Wiederverwendung des Materials zur Aufwertung der Talebene von Airolo  

Die Konsultation zum Gesamtprojekt bot die Gelegenheit, im Rahmen der Bauarbeiten auch eine substanzielle landschaftliche und umwelttechnische Aufwertung der Talebene von Airolo vorzunehmen, unter anderem dank der intelligenten Wiederverwendung des Aushubmaterials.

Für einen Grossteil der Siedlungsfläche von Airolo ist dies eine enorme Veränderung, die eine Wiederherstellung der Landschaft ermöglicht, wie sie vor dem Bau der Autobahn bestand.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man mit der gefundenen Lösung die Landschaft wiederherstellen kann (durch die Rückgewinnung eines grossen Teils der flachen Talsohle, die in Airolo seltenes Gut ist), eine im Vergleich zu heute drastisch reduzierte Lärmbelastung erzielt und, und das ist wesentlich, eine Aufwertung des Berggebiets erreicht, das in den letzten Jahrzehnten einen grossen Teil seines Charakters verloren hat.

Die Grundpfeiler des Projekts 

Angesichts der Sanierung des Talbodens, aber auch der Umstände für die Bewohnerinnen und Bewohner von Airolo im Zusammenhang mit der Baustelle und insbesondere dem Deponieren des Aushubmaterials, werden die Mehrkosten des optimierten Projekts, die über das Grundprojekt hinausgehen, zur Hälfte vom ASTRA übernommen, während der Kanton für 50% der effektiven Mehrkosten aufkommt mit einem Plafond von 50 Millionen Franken, zusätzlich zu den zwischenzeitlich entstandenen Preiserhöhungen. Die Gemeinde ihrerseits stellt kostenlos Fläche zur Verfügung für die Lagerung des gereinigten Aushubmaterials.

Eine Lösung zu finden, bedeutet schliesslich, dass die Akteure zu Investitionen bereit sind, die einen Mehrwert generieren. Das ist auch in Airolo der Fall: Das Projekt wird auch in anderen Regionen der Schweiz Schule machen.

 

Alex Farinelli

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Schweizerischer Baumeisterverband

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