Der Weltmeister setzt auf den Strassenbau

Mohammad Ewaz Mazlumiar ist Weltmeister im Kickboxen, K-1 und Strassenbauer bei der Anliker AG. Sportlich und beruflich setzt er sich Ziele.

 

Er ist mehrfacher Weltmeister und Schweizer Meister. Aber bescheiden sitzt Mohammad Mazlumiar beim Mittagessen im Baustellencontainer. Am Morgen, berichtet ein Arbeitskollege, hätten aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse nur er und Mazlumiar gearbeitet. Der gebürtige Afghane, der 2015 zusammen mit einem jüngeren Bruder in die Schweiz flüchtete, ist sehr motiviert. Im Jahr 2019 schloss er seine Lehre EBA als Strassenbauer bei der Anliker AG ab. Sein Ziel ist, die Vorarbeiterausbildung absolvieren zu können. Am Beruf des Strassenbauers schätzt er die Arbeit im Team. «Zudem ist die Tätigkeit sehr abwechslungsreich und ich bin sehr gerne draussen. So kann ich das Wetter miterleben, das liebe ich», meint er. Dank der handwerklichen Betätigung brauche er kein Krafttraining zu absolvieren, schmunzelt er. Allerdings, räumt er ein, sei die Regeneration nicht ganz einfach, wenn er zusätzlich zum Training von täglich zwei Stunden noch körperlich arbeitet.

 

Kampf gegen Armut

Das Training absolviert der besonnene junge Mann, weil er nicht nur Strassenbauer, sondern auch ein erfolgreicher Sportler ist. Als Karatekämpfer wurde er schon Weltmeister, danach sattelte er auf Kickboxen (K1), um. Wie sein grosses Vorbild Andy Hug. «Ich wusste nicht, dass Hug ein Schweizer war, das habe ich erst erfahren, als ich in die Schweiz kam», erzählt er. Umso begeisterter eifert er ihm nach. Im September 2022 gewann er bereits seinen zweiten Weltmeistertitel im K-1, im gleichen Sport ist er auch zweifacher Schweizer Meister. Er kämpft in der Kategorie bis 72,5 Kilogramm. Mazlumiar freut sich über seine Erfolge, er hat aber Grösseres im Sinn. «Ich kämpfe, um die Armut zu bekämpfen», erläutert er. Gerne würde er mit seinem Sport Geld verdienen und für wohltätige Zwecke spenden. Freuen würde er sich über Sponsoren, die ihn auf seinem sportlichen Weg begleiten würden.

 

Viel erlebt

Dass er sich gegen Armut einsetzen möchte, kommt nicht von ungefähr. Mazlumiar ist glücklich, dass er von seiner Arbeit als Strassenbauer gut leben kann. Er hat aber auch schon andere Zeiten erlebt. Zusammen mit einem kleinen Bruder, für den er die Verantwortung übernehmen musste, flüchtete der damals 19-Jährige aus Afghanistan über Bulgarien in die Schweiz, war mehrheitlich zu Fuss unterwegs, litt an Hunger, Müdigkeit und Kälte. Dass sein Bruder in diesem Sommer eine Lehre als Elektriker angefangen hat, freut ihn sehr. «Der Rest der Familie ist ja noch in Afghanistan verblieben, deshalb bin ich für meinen Bruder auch eine Art Vater.» Seine Zukunft sieht Mazlumiar in der Schweiz, weil es ihm hier sehr gut gefällt. Darum hat er auch beim Erlernen der deutschen Sprache einen grossen Einsatz gezeigt: Er spricht und schreibt fehlerfrei. «Ich habe in der Schweiz eine Chance erhalten und möchte in der Lage sein, ihr etwas zurückzugeben. Ohne Sprachkenntnisse geht das nicht», sagt er

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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