Die Baustelle auf dem Zürichsee

Die ARGE Marti Uetikon führt auf dem Zürichsee eine Grundsanierung durch. Dabei müssen rund 75 000 m2 mit Schwermetallen belastete Sedimente entfernt werden. Ziel der Sanierung ist es, die Gefährdung der Gewässerökologie zu beseitigen.

Die ARGE Marti Uetikon führt auf dem Zürichsee eine Grundsanierung durch. Dabei müssen rund 75 000 m2 mit Schwermetallen belastete Sedimente entfernt werden. Ziel der Sanierung ist es, die Gefährdung der Gewässerökologie, also der im Wasser lebenden Flora und Fauna, zu beseitigen.

«Ich kann mir keinen schöneren Arbeitsort vorstellen als am und auf dem Zürichsee», schwärmt Roman Thurnherr, Baustellenleiter der ARGE Marti Uetikon. Sein Team ist verantwortlich für das Abtragen von mit Schwermetallen belastete Sedimente aus dem Zürichsee und für das Aufbereiten des Materials. «Eine sehr anspruchsvolle, aber auch vielseitige und interessante Aufgabe», meint Marti.

Der Hintergrund für das ungewohnte Bauprojekt, das von einem Ponton aus im Zürichsee ausgeführt ist, ist die 200 Jahre dauernde industrielle Tätigkeit am Ufer. Das Betriebsareal der Chemischen Fabrik in Uetikon am See wurde nach deren Gründung im Jahr 1818 fortlaufend durch Aufschüttungen im Zürichsee vergrössert. Die jahrzehntelangen Tätigkeiten, insbesondere die Düngerproduktion, hinterliessen Spuren auf dem Betriebsareal und im See. Diverse Untersuchungen zeigten, dass auf dem Seegrund auf einer Fläche von rund 75 000 m2 mit Schwermetallen belastete Sedimente vorhanden sind, die entfernt werden müssen. Markus Pfanner, Mediensprecher der Baudirektion des Kantons Zürich, betont: «Eine Gefahr für die Menschen oder das Trinkwasser besteht und bestand nicht. Aber im Hinblick auf die Wasserwelt des Zürichsee wollen wir das Problem langfristig beseitigen.»

Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) ist als Eigentümerin des Zürichsees für die Sanierung verantwortlich. Den Auftrag für die Sanierung der belasteten Sedimente erhielt als Totalunternehmerin die ARGE Marti Uetikon.

Start im 2021

Im November 2021 startete man mit dem Rückbau eines Gebäudes auf dem ehemaligen Fabrikareal, um Platz für die Sedimentaufbereitungsanlage zu schaffen. Anschliessend wurden die einzelnen Elemente der Aufbereitungsanlage und des Pontons geliefert und aufgebaut. Anfangs Februar 2022 wurden der Ponton eingewassert und der Sanierungskasten montiert. Die Sanierung des Seegrunds begann Ende April 2022 im östlichen Teil des Perimeters. Im Winter 2022/2023 folgten die Arbeiten im Gebiet des Hafens Langenbaum und im westlichen Teil des Perimeters.

 

Taucher und schwimmender Bagger

Der Abtrag der belasteten Sedimente erfolgt vom Ponton aus. Ein so genannter Sanierungskasten (9 x 24 Meter) wird vom Ponton auf den Seegrund abgesenkt. Innerhalb des Kastens werden die Sedimente mit einer Pumpe abgesaugt. Die Steuerung geschieht über ein Echolot sowie verschiedene Kameras. In bis zu 30 Metern Tiefe saugt die Pumpe die belasteten Sedimente ab, die über einen Schwimmschlauch als Schlamm-Wasser-Gemisch an Land gefördert werden.

Die entfernten Sedimente werden auf dem Areal in einer temporären Halle aufbereitet. Zunächst werden die Grobstoffe wie Kies, Sand und Holz abgeschieden, anschliessend wird der zurückbleibende Schlamm behandelt und entwässert. Dadurch entsteht ein Filterkuchen, der noch innerhalb der Halle in Container gefüllt wird. Vor dem Abtransport wird das Material chemisch analysiert, um den Entsorgungsort zu bestimmen. Danach werden die Container zu den Entsorgungsanlagen transportiert. Das abgesaugte Wasser wird zunächst behandelt und anschliessend in den See zurückgeleitet.

In gewissen Bereichen werden andere Verfahren angewandt. Beim Blockwurf entfernt ein Taucher das Feinmaterial zwischen den Blöcken manuell mit einer Saug-Lanze. Im Hafen kam ein schwimmender Saug-Bagger zum Einsatz.

Noch offene Punkte

Geplant ist, dass 20 Prozent der Sedimente nicht geborgen werden, sondern im See verbleiben. Aufschüttungen sollen die Wasserwelt vor allfälligen Emissionen schützen. Der Grund dafür ist, dass die Sedimente im Bereich vor der Ufermauer viel dicker sind als angenommen, 7 Meter statt 2 Meter. Ein Abtragen könnte dazu führen, dass die Ufermauer instabil würde. Eine Aufschüttung mit sandigem Material soll nicht nur verhindern, dass Schadstoffe in den See freigesetzt werden, sondern soll auch Pflanzen und Fischen einen Lebensraum bieten. Auch wenn eine Studie dieses Vorgehen empfiehlt, gibt es dazu Widerstand in der Bevölkerung.

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Susanna Vanek

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