«Früher musste ich nur helfen, helfen, helfen»

Die berufsbegleitende Ausbildung Maurer/in EFZ (Art.32) hat für Victor Pose Castro neue Perspektiven geschaffen.

Das Mauern gelernt hat Victor in Spanien von seinem Vater. Dort habe er vom Anfang bis zum Dach alles gemacht, wie er erzählt. Obwohl er nie eine Berufsschule oder etwas Vergleichbares besucht hat, wurde er in seiner Heimat zu einem guten und vielseitigen Handwerker, der auch mit dem Lesen von Plänen keine Probleme hatte.

Vor acht Jahren kam der heute 38-​jährige in die Schweiz. Von da an war alles anders. Seine neue Aufgabe auf der Baustelle: «helfen, helfen, helfen». Doch Victor wollte mehr sein als nur ein Hilfsarbeiter. So hat er sich überlegt, in Spanien über den Winter eine zweimonatige Ausbildung mit fast 400 Stunden Unterricht zu absolvieren. Aber auch diese wäre in der Schweiz nicht anerkannt gewesen, weshalb er sich für die berufsbegleitende Art.32-​Maurerausbildung entschied.

Drei Jahre lang drückte Victor jeden Samstag die Schulbank. Eine harte Zeit, wie er erzählt. Wegen seiner vielseitigen Vorkenntnisse fiel ihm alles Praktische leicht, doch besonders die Fächer Baukonstruktion und Berufskunde waren schwierig für ihn. Auch wenn der unterrichtende Lehrer Spanisch konnte und fleissig übersetzte, hat er viele Inhalte sprachlich nicht gut genug verstanden.

Victor Pose Castro bei der Arbeit

 

Aber Victor hat nie aufgegeben, sondern biss sich bis zum Ende durch. Und wie er das tat: Victor erzielte in Bern 2021 das beste Prüfungsergebnis aller abschliessenden Maurer*innen und wurde dafür mit dem «Hugo-​Lutz-Preis» ausgezeichnet.

Mit seinem Abschluss hat sich auch sein Arbeitsalltag in die Richtung verändert, die sich Victor vorher erhofft hatte. Seither erhält er von Polier wesentlich mehr Verantwortung und darf viel selbstständiger arbeiten. Sein Chef hat ihn auch schon gefragt, ob er sich zum Vorarbeiter oder sogar Polier fortbilden möchte. Aber Victor winkte ab: «Ich gehe gerne in die Schule, aber das Problem ist die Sprache. Nur Theorie ist sehr schwierig für mich.»

Eine Weiterbildung zum Kundenmaurer hingegen, das könnte er sich gut vorstellen: «Praktischer Unterricht, um mich weiter zu verbessern, das will ich machen.»

Maurer/in EFZ berufsbegleitend (Art. 32)

Die Ausbildung Maurer/in EFZ kann auch berufsbegleitend und ohne Lehrvertrag absolviert werden. Voraussetzung sind mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, davon drei im Bauhauptgewerbe (bis zum Qualifikationsverfahren). Wichtig sind auch gute Deutschkenntnisse (Niveau B1). Die Ausbildung dauert in Bern drei Jahre. Die theoretischen Fächer werden am Samstag unterrichtet, während die praktischen Fähigkeiten in sechs zweiwöchigen überbetrieblichen Kursen (üK) vermittelt werden. In anderen Kantonen gibt es teilweise andere Ausbildungsmodelle. Die Lernenden der berufsbegleitenden Ausbildung absolvieren dasselbe Qualifikationsverfahren, wie die übrigen Lernenden Maurer/innen EFZ.

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Kantonal-Bernischer Baumeisterverband

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