Nachhaltig und rentabel gebaut

Geschlossener Materialkreislauf

Schluss mit Schmalspur – die Bahnlinie des baslerischen «Waldeburgerli», der schmalsten Bahn ihrer Art in der Schweiz, wird erweitert. Ein komplexes Projekt mit einem Investitionsvolumen von 300 Millionen Franken – und ein gutes Beispiel dafür, wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit gelebt wird. Dank regionalem Materialkreislauf.

 

Schon mal überlegt, was passiert, wenn eine Bahnspur vergrössert werden muss? Auf der 13 km langen Strecke von Liestal nach Waldenburg im Baselbiet passiert genau das. Die Spurweite wird von 75 auf 100 cm erweitert. Die Gesamterneuerung umfasst: Gleise, Rollmaterial, Haltestellen und Bahnhöfe sowie die Erneuerung des Trassees. Solch grosse Bauprojekte werden im Normalfall in Baulose unterteilt. Die Implenia ist mit dem Los 6.1 für den grössten und anspruchsvollsten Abschnitt verantwortlich: den Abschnitt Niederdorf bis Winkelweg. Die Arbeiten laufen seit Herbst 2020 mit der Intensivbauphase von April 2021 bis Ende Juni 2022, während der der Bahnbetrieb gesperrt ist. Im ersten Quartal 2023 rollt die Bahn wieder über die Gleise, dann werden die Fertigstellungsarbeiten umgesetzt.

Erste Priorität hat zurzeit der Neubau des Bahntrassees – Bohrpfähle werden vor Ort betoniert und mit vorgefertigten Betonelementen ergänzt. Es ist das Fundament, auf das in einem späteren Schritt, ab Mitte Jahr, Schotter, Gleise und Bahntechnik darauf gelegt und gebaut werden.

 

Teamwork und Baustoff-Recycling

Ungefähr 60 Mitarbeitende sind auf der Baustelle. Beton-, Strassen- und Spezialtiefbauer, aber auch Schweisser, Vermesser, Poliere, Gruppenführer, Bauführer, kaufmännisches und technisches Personal. «Wir sind eine bunte Gruppe», sagt Rico Buchli. Der 44-Jährige ist seit fünf Jahren bei der Implenia und arbeitet als Leiter Materialkreislauf. «Ich helfe in der ganzen Deutschschweiz auf Baustellen, den Materialkreislauf zu schliessen.» Genau das tut er auch auf der Baustelle im Baselbiet. Die Implenia hat drei Millionen Franken in ein teilmobiles Kieskraftwerk investiert, das zurzeit in Nuglar steht, nicht weit von der Baustelle. Das Unternehmen kann es für die Materialaufbereitung bei mehreren grösseren Projekten in der Region nutzen.

 

Wie läuft das ab? Kieshaltiges Aushubmaterial, welches umwelttechnisch unbelastet ist, wird dort mittels Sieben und Waschen in Einzelkomponenten getrennt. Abhängig vom Verwendungszweck auf der Baustelle werden die Einzelkomponenten nach einer definierten Rezeptur auf der Anlage zusammengemischt und zurück auf die Baustelle transportiert. So können Deponievolumen, Materialtransporte und Primärmaterialbedarf reduziert werden. Und es beweist: Ein Materialkreislauf ist nicht nur nachhaltig, sondern auch rentabel.

 

In Einklang mit der Umwelt

Die Umwelt spielt bei einem weiteren Teil des Bauprojekts eine grosse Rolle - die Hochwasserschutz-Massnahmen entlang des Bachs «Frenke». «Wir machen beide Bachseiten inkl. Bachbett der Frenke neu», sagt Rico Buchli.

Bei Regen wird aus dem kleinen Bächlein eine Gefahr für die Ortschaft Niederdorf, durch die es führt. Durch die Errichtung der Schutzmassnahmen soll verhindert werden, dass das Wasser über die Ufer tritt. Ein Bauvorhaben, das Zeit beansprucht – und Geduld. «Wir beachten die Fischschonzeiten», sagt Buchli. Dann stehen die Arbeiten im Wasser still. Eine weitere Herausforderung sind die Trübungen des Wassers, die durch die Bauarbeiten ausgelöst werden. Zu hoher Feinanteil im Gewässer gefährdet die Fische - eine eigens dafür aufgestellte Wasseraufbereitungsanlage stellt sicher, dass es nicht so weit kommt.

 

Ein nachhaltiger Erfolg

Doch selbst wenn es manchmal etwas länger geht – es geht voran. Der sichtbare tägliche Arbeitsfortschritt ist etwas, das Rico Buchli schon zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn im Bauwesen gefiel. Auch heute motiviert es ihn – wie auch seine Überzeugung, dass nachhaltiges Bauen möglich ist. Seine neue Aufgabe erfüllt ihn und sein Team mit Stolz. «Der Materialkreislauf ist geschlossen – es funktioniert, das sieht man hier auf den Baustellen im Baselbiet und das gibt mir ein gutes Gefühl.»

Über den Autor

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Joel Bigler

Leiter Marketing & Marketing Automation

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