Radikale Massnahmen werden keine Mehrheit finden

Kreislaufwirtschaft

Das Thema Kreislaufwirtschaft hat die UREK-N in den letzten vier Jahren sehr beschäftigt. Weil es so viele Vorstösse zu diesem Thema gab, hat die Kommission beschlossen, selbster eine Gesetzesrevision auszuarbeiten. Matthias Jauslin war Präsident der Subkommission, die sich dieser Aufgabe annahm. Aber auch die Kantone beschäftigen sich mit dem Thema, das für die Baubranche sehr relevant ist. Es geht zum Beispiel um die Wiederverwendung von Baustoffen oder Bauteilen.

Matthias Jauslin sagt: «Bauen darf kein Widerspruch zur Nachhaltigkeit sein. Mehr Recycling statt Deponierung von Baustoffen ist eine der ersten Massnahmen. Recycling-Beton muss einen Wert bekommen, denn irgendwann stossen wir mit den vorhandenen mineralischen Baustoffen aus dem Primärbereich an Grenzen. Die Baubranche erarbeitet schon heute praktikable Lösungen.» Er ist überzeugt: «Unsere Planenden sollen diese Baustoffe auch in die Ausschreibung mit einbeziehen. Es muss gelingen, mehr Vertrauen und eine Selbstverständlichkeit in diese Baustoffe zu entwickeln ».

Netto Null

Am 18. Juni hat das Schweizer Stimmvolk das Klimagesetz angenommen. Der SBV versteht dieses Ja als Auftrag des Volkes an die Wirtschaft, die Herausforderung des Klimawandels umgehend mit effizienten und innovativen Lösungen anzugehen. Doch wie erreichen wir die Netto-Null-Emissionen im Jahr 2050?

Für Matthias Jauslin steht fest: «Es muss ein sanfter Übergang sein. Radikale Massnahmen werden in der Bevölkerung keine Mehrheit finden.. Das müssen sowohl die Parteien ganz links als auch die Parteien ganz rechts endlich einsehen. Hinzu kommt, dass es Verbote immer schwer haben. Es braucht ein Ziel. Auf dem Weg dorthin ist der Industrie und der Bevölkerung ein gewisser Freiraum zu lassen. Es ist aber so, dass wenn wir Netto Null 2050 erreichen wollen und die Zwischenziele verfehlt werden, die Massnahmen zwingender werden müssen.»

Bestand oder Neubau

Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung zwischen Ersatzneubau und Sanierung zu wählen.. Das wird auch in Bundesbern diskutiert.

Matthias Jauslin erklärt: «Arbeiten im Bestand sind nicht überall möglich und vor allem gibt es Teilprobleme, die nicht einfach zu lösen sind. Gebäude, die Baumängel haben oder Baustoffe, die als Sondermüll deklariert sind, kann man nicht einfach preiswert sanieren. Und dazu kommt, dass mit Ersatzneubauten auch die Innenräume oder die Abläufe innerhalb eines Gebäudes besser geplant und besser genutzt werden können. Ich denke da auch an verdichtetes Bauen, das mit einer Sanierung vielleicht nicht möglich ist.»

 

Der Bausektor im Bundesbern

Für die eidgenössischen Wahlen hat der SBV die Kampagne und Wahlplattform «Für eine konstruktive Schweiz» lanciert. Für den SBV ist es wichtig, dass die baurelevanten Themen in Bern Gehör finden.

Matthias Jauslin wünscht sich vor allem praxisnahe Inputs: «Der Bau wird im Parlament viel angesprochen. Es ist wichtig, die Branche zu kennen, und hier zeigt sich, wie wichtig Lobbyisten sind und wie wichtig es ist, sich über die entsprechenden Verbände zu informieren oder mit ihnen zusammenzuarbeiten. Nur so funktioniert es. So ist zum Beispiel die Problematik eines Kiesabbaus einem normalen Parlamentarier nicht bekannt.»

Matthias Jauslin sitzt seit 2015 für die FDP des Kantons Aargau im Nationalrat und ist Geschäftsführer und Inhaber der Elektroinstallationsfirma Jost Wohlen AG. Für den SBV ist er ein wichtiger Ansprechpartner. Seit 2019 ist er Vollmitglied der UREK-N, der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates. Die UREK berät Gesetzesvorlagen im National- und Ständerat.

Über den Autor

pic

Laurent Widmer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Politik - Public Affairs

[email protected]

Artikel teilen