«Auch heute noch lerne ich jeden Tag dazu.»

Seit über 25 Jahren ist Enzo Pasquina als Polier bei der Grisoni-Gruppe tätig. In der Westschweiz hat er mit dem Bau einer Betonmauer von beeindruckender Grösse in einem einzigen Durchgang Pionierarbeit geleistet. Dennoch ist er bescheiden geblieben und offen für die Zukunft. Wir haben diesen diskreten und umgänglichen Fachmann in den Fünfzigern getroffen.

 

«An meinem Beruf schätze ich vor allem die Herausforderungen.» Enzo Pasquinas Eltern stammen aus dem Piemont, er aber ist im Greyerzerland geboren, wie er mit glänzenden Augen und unverkennbarem Greyerzer Akzent bekennt. Schon sein Vater war bei Grisoni-Zaugg Maschinist und nahm ihn in den Schulferien jeweils ein paar Mal mit auf die Baustelle, um ihn mit dem Baufach vertraut zu machen. «Schon damals wusste ich, dass ich Maurer werden wollte. Denn aus dem Nichts eine Struktur, ein Objekt zu bauen – das fand ich einfach faszinierend. Dann wollte ich weiterkommen und mit 30 Jahren unternahm ich meine ersten Schritte als Polier», berichtet er.

Lehrmeister

Heute ist Enzo Pasquina 55 Jahre alt und hat unzählige Lernende zu Maurerinnen und Maurern ausgebildet. Einige von ihnen sind inzwischen ebenfalls Poliere geworden. Aber für ihn sind diese Leistungen kein Selbstzweck. Er geht jedes neue Projekt ruhig und zielstrebig an. Auf ein Bauwerk, das er 2017 mit seinem Team errichtet hat, ist er jedoch besonders stolz. «Wir waren – zumindest in der Westschweiz – die Ersten, die in einem Durchgang eine 15 Meter hohe und 120 Meter lange Betonmauer bauten. Dabei schritten wir in Abschnitten von 10 Metern voran und benötigten insgesamt vier Tage. Wir hatten uns gut informiert und alles ging reibungslos über die Bühne. Es handelt sich um die hintere Mauer der Halle Marchon in Rossens FR», erzählt er voller Begeisterung.

Auch digitaler Pionier

Auch danach spielte der Greyerzer diese Vorreiterrolle weiter, denn vor drei Jahren leitete er die erste BIM-gestützte Baustelle der Grisoni-Gruppe. «Dabei wurde ich voll ins kalte Wasser geworfen. Zusammen mit meinem Team benötigte ich eine gewisse Anpassungszeit. Ich musste alles vorbereiten und das Team musste sich daran gewöhnen, sich statt auf einen Papierplan nun auf ihr Tablet zu verlassen. Dieses gibt vor, welche Mauern zu schalen sind, und gleichzeitig sind darin die neuesten Anweisungen von mir abzurufen. Besonders schwierig war das für Kollegen in meinem Alter. Ich musste sie beschwichtigen und ihnen erklären, dass man das Tablet einfach jeden Abend aufladen und am nächsten Morgen mitnehmen müsse. Aber der Übergang hat letztlich sehr gut funktioniert, auch für unsere Zulieferer», erklärt Enzo Pasquina zufrieden. Und er zeigt sich zuversichtlich: «Der Polierberuf befindet sich im Umbruch. Ich denke, in Zukunft werden wir mehr im Büro sein, in einer Baracke, und der Computer wird uns über Rotationspläne für Schalungselemente oder Arbeitspläne informieren».

Renovation nach der Frühpensionierung

Und wie sieht der Polier seine persönliche Zukunft? Er wird sich vorzeitig pensionieren lassen, das steht jetzt schon fest. «Ich werde bis 60 arbeiten und danach regelmässig nach Italien fahren, um mein Haus dort zu renovieren und für meine Pensionierung vorzubereiten. Und wenn es dann so weit ist, werde ich mich schon beschäftigen können. Zum Beispiel mit Fischen oder Jagen», berichtet er voller Tatendrang. Aber in der Zwischenzeit freut sich Enzo Pasquina auf die neuen Projekte, die er mit seiner offenen Haltung und einem Vierteljahrhundert Erfahrung im dynamischen Kanton Freiburg realisieren darf.

Über den Autor

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Pascal Gysel

Mediensprecher / Redaktor

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