Eine Baustelle zum Profitieren

Zu Besuch auf einer Lernendenbaustelle

Auf der Lernendenbaustelle der Gamma AG in Altdorf sind junge Menschen in Ausbildung besonders gefragt. Beim Bau eines Zweifamilienhaus sind sie direkt in sämtliche Arbeitsschritte involviert und entwickeln so ein Verständnis für Zusammenhänge. Davon sollen die Lernenden profitieren – so wie auch die ganze Baubranche.

An der Giessenstrasse in Altdorf entsteht ein Zweifamilienhaus – wer etwas genauer hinsieht, merkt schnell: Die meisten der Leute auf der Baustelle sind noch keine 20 Jahre alt. Das hat einen guten Grund: Wir befinden uns auf einer Lernenden-Baustelle des Schattdorfer Unternehmens Gamma AG Bau. Im September begann die Planung, in der letzten Woche des vergangenen Jahres wurde der Kran aufgestellt – und im Mai 2022 soll die Arbeit für die Gamma AG Bau fertig sein, danach kommen die Spezialisten für den Holz- und Innenausbau. Bis dahin sind die Lernenden in jeden Arbeitsschritt miteinbezogen.

Qualitätsarbeit

Das Haus wird also von jungen Menschen in Ausbildung gebaut – kann das gut gehen? Oder anders gefragt: Würdest du in einem Haus wohnen wollen, das von Lernenden gebaut wird? Thomas Planzer, Lehrlingsverantwortlicher und Bauführer bei der Gamma AG Bau, garantiert dem Bauherrn, dass es keine Abstriche punkto Qualität und Termine gibt. Zwei erfahrene Berufsleute, ein Kranführer und ein Polier, blicken den jungen Lernenden über die Schulter, stehen ihnen mit Tat und Rat bei und stellen sicher, dass Qualität, Sicherheit und ein zügiges Vorankommen gewährleistet sind. «Vielleicht ist die Arbeit hier sogar noch etwas besser und genauer, weil wir noch stärker als gewohnt ins Detail gehen», sagt Thomas Planzer.

Für die Zukunft

Es sei eine ideale Baustelle für Lernende, sagt er und erwähnt die vielen möglichen Arbeitsschritte auf dem Baustellengelände. Die Lernenden erstellen Aushub, Werkleitungen, Abdichtungen, Kalksandstein- und Backsteinmauerwerk, Betonwände- und Decken, Brüstungen, Treppen und sind auch in die Vorbereitung der verschiedenen Arbeiten involviert.  «Sie haben hier alles dabei. Es ist das perfekte Objekt für den Maurerberuf», sagt der Bauführer. Es ist die erste Baustelle ihrer Art für die Gamma AG Bau – doch die ersten Erfahrungen stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich. «Wir möchten künftig jedes Jahr so etwas machen.»

Alles machen und mehr verstehen

Der positive Eindruck ist auch bei den Lernenden spürbar. Unter den sieben Lernenden sind die beiden Cousins Mario und Luca Gisler. Mario, im zweiten Lehrjahr der Ausbildung zum Maurer, beschäftigt sich gerade mit der Bewehrung im 1. Obergeschoss. «Danach wird der Carport geschalt», sagt der 17-Jährige. Er und sein Cousin Luca, im dritten Lehrjahr, sind begeistert von der Möglichkeit, die erlernte Theorie vollumfänglich anwenden zu können. Luca Gisler sagt, nicht ohne Stolz: «Wir machen eigentlich alles – wirklich von vorne bis hinten.» Von den sieben Lernenden ist jeder insgesamt vier bis sieben Wochen auf der Baustelle. Jeder darf alle Arbeiten machen und davon profitieren. «Wir sind auch in der AVOR dabei, beim Bestellen und Organisieren.» Besonders interessant am Projekt ist für die Lernenden, dass sie Einblick in andere Prozesse haben: «Gemeinsam mit dem Polier machen wir die Schalungseinteilung und berechnen anschliessend die benötigte Betonmenge für die verschiedenen Etappen. Nun verstehen wir besser, was z.B 30 Kubik Beton bedeuten und wie die zusammengekommen sind», sagt Mario Gisler.

Mehr Zeit und mehr Tempo

Planzer, der seine Laufbahn in der Baubranche auch als Maurerlehrling begonnen hat, beobachtet die Lernenden zufrieden. «Wir investieren etwas mehr Zeit», sagt er. Der Polier müsse ein wenig mehr Fingerspitzengefühl haben. Die Lernenden wollen wissen, warum und wieso etwas gemacht wird, das braucht Zeit. Aber davon profitieren alle. Der Bauführer hat ein bis zwei Wochen mehr Zeit eingeplant, um Lernfortschritte zu ermöglichen. Trotzdem gilt es das Bauprogramm einzuhalten. Bei jeder Wand müssen sie ein bisschen schneller werden. «Das wird nach der Lehre auch gefordert».

Arbeit, die motiviert

Die Gisler-Cousins sind gefordert, doch sie stellen sich den Aufgaben mit Zuversicht. «Man ist auch immer in Bewegung», sagt Luca Gisler. Aber das passt: Er sei nicht der Typ, der im Büro sitze und etwas abtippt. «Ich sehe am Abend, was ich heute geschafft habe. Das ist eine Bestätigung für mich.»

Mario nickt und sagt dazu: «Wenn wir in 10 Jahren hier vorbei fahren und dieses Gebäude sehen, dann werden wir uns an diese Zeit erinnern. Daran, dass wir hier in unserer Ausbildung fast alles gebaut haben.»

Über den Autor

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Schweizerischer Baumeisterverband

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