Erhebliche Teuerungszuschläge auf gewissen Baumaterialien

Seit Anfang Jahr mehren sich Meldungen über Teuerungszuschläge auf Produkte, deren Rohstoffe auf Erdöl und Stahl basieren. Die Überwälzung dieser Zusatzkosten auf den Bauherrn ist in gewissen Fällen möglich.

Ausschlaggebend sind die entsprechenden Bestimmungen im Werkvertrag. Bei Werkverträgen ohne Teuerungsausschluss kommt gemäss Norm SIA 118 der Produktionskostenindex (PKI) zur Anwendung. In diesen Fällen kann der Baumeister den Teuerungszuschlag abwälzen. Bei Werkverträgen mit Festpreisvereinbarungen (Teuerungsausschluss oder Pauschale) trägt hingegen grundsätzlich der Unternehmer das Teuerungsrisiko. Das Obligationenrecht sieht mit Art. 373 (Ausserordentliche Umstände) allerdings dafür eine Grenze vor; wenn nämlich ein erhebliches Missverhältnis von Leistung und Gegenleistung entsteht. Dieses Missverhältnis muss so erheblich sein, dass die Einhaltung des vereinbarten Werklohnes gegen Treu und Glauben verstossen würde. Eine vergleichbare Situation lag im Jahre 2008 vor, als der Stahlpreis kurzfristig in die Höhe schoss. Damals empfahl die KBOB den öffentlichen Bauherren, die Mehrkosten infolge ausserordentlicher Preisänderungen abzugelten, sofern sie 5% der gesamten Materialkosten übersteigen. Dabei wurden Preisentwicklungen über einen Zeitraum von sechs Monaten in Betracht gezogen. Diese Lösung hatte sich bewährt und ist auch in der aktuellen Situation empfehlenswert. Ein rechtlicher Anspruch auf Durchsetzung dieser Empfehlung gibt es allerdings nicht.

Kunststoffprodukte: Gründe für den Kostenanstieg

Zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 war der Preis für ein Fass Rohöl auf 20 US-Dollar eingebrochen. Nun, ein Jahr später, hat er sich auf 70 US-Dollar deutlich verteuert. Der Preis schwankt erheblich, denn einerseits wurden die Fördermengen Transportkapazitäten eingeschränkt, andererseits wird der künftige Konjunkturverlauf mal positiv, mal negativ eingeschätzt.

Gleichzeitig haben die Kunststoffproduzenten ihre Produktion gedrosselt und ihren Lagervorrat abgebaut. Das hat auf dem Weltmarkt zu einer Verknappung des Angebotes geführt. Betroffen sind vor allem Kunststoffrohre, Dämmstoffe und Geotextilien. Die Teuerungszuschläge fallen sehr unterschiedlich aus; dies wahrscheinlich als Folge der momentanen Nervosität. In der Branche geht man davon aus, dass sich die Situation mittelfristig wieder stabilisieren wird.

Höhere Preise auch für Stahlprodukte 

Beim Stahlpreis ist der Auslöser die sich erholende Konjunktur in China gepaart mit einem Exportverbot für Schrott. Das macht China, traditionell ein Stahlexporteur, derzeit zu einem Stahlimporteur. Dazu kommt international eine starke Stahlnachfrage der Autoindustrie und der Bauwirtschaft. Zugleich ist auch das Angebot derzeit deutlich niedriger, da in der Krise zahlreiche Hochöfen heruntergefahren wurden. Auch hier geht man in der Branche davon aus, dass sich die Situation mit dem Hochfahren der Hochöfen wieder beruhigen wird. Denn das grundsätzliche Problem einer weltweiten Überkapazität bei der Stahlproduktion bleibe bestehen.

Den PKI bestellen 

Der Produktionskostenindex (PKI nach NPK) basiert auf dem Normpositionenkatalog (NPK) und berücksichtigt Preissteigerungen bei den betroffenen Baumaterialien. Er ist im SBV-Shop erhältlich. Da der PKI alle drei Monate aktualisiert wird, ist es möglich, dass er plötzlich aufgetretene grosse Preisschwankungen nicht vollständig abbildet.

Über den Autor

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Corine Fiechter

Mediensprecherin / Spezialistin Kommunikation

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