Polier an der Planarbeit

(Fast) grünes Licht für die «SBV-Berufsbildung 2030»

Das 2018 lancierte grosse Modernisierungsprojekt der Aus- und Weiterbildung des Bauhauptgewerbes ist auf der Zielgeraden. Heisst das SBFI die neuen Prüfungsreglemente gut, sollte der Mangel an Lehrlingen und Fachkräften bald merklich abnehmen.

 

Immer weniger Lehranfänger und -abgänger in den Berufen des Bauhauptgewerbes, Personalmangel in Leitungsfunktionen, Branchenwechsel von vielen Fachkräften: Die Lage ist besorgniserregend, das Problem noch immer nicht gelöst. Doch mit der Annahme der Prüfungsreglemente des Masterplans «SBV-Berufsbildung 2030» durch die Delegiertenversammlung vom vergangenen 10. November sollten sich die Aussichten für die Baufirmen endlich verbessern, Insbesondere wenn das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) dem Projekt in der nächsten Zeit zustimmt.

 

Ein Anflug von Optimismus

Es gibt Grund für Optimismus, denn die in die Jahre gekommenen Bildungsinhalte, die der Schweizerische Baumeisterverband den Bildungseinrichtungen zur Verfügung stellt, wurden im Rahmen des Masterplans umfassend überarbeitet, aktualisiert und modernisiert. So sind die neu vier Kaderprofile (Bauvorarbeiter, Polier, Bauführer und Baumeister) in Zukunft stärker auf die Praxis und die Handlungskompetenzen ausgerichtet. Doch damit nicht genug, denn die Selbst- und Sozialkompetenzen werden ebenfalls stark gewichtet, genauso wie die Anpassung an und die Weiterentwicklung in den Bereichen Digitalisierung, Technik, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit.

 

Grösserer Fachkräftepool

Auch die neuen, offeneren und zielgerichteteren Zulassungsbedingungen der eidgenössischen Prüfungen dürften ebenfalls zu höheren Absolventenzahlen führen, nicht nur unter Fachkräften aus der Baubranche, sondern auch darüber hinaus. In Zukunft soll der Fachausweis des Bauvorarbeiters nicht nur EFZ-Absolventen offen stehen, sondern auch Lehrabgängerinnen und -abgängern aus anderen Branchen, vorausgesetzt, sie verfügen über direkte Baustellenerfahrung. Die auf nationaler Ebene zertifizierte Funktion des Poliers soll neuerdings EFZ-Absolventen (Bauhauptgewerbe oder andere Sektoren) oder Inhabern eines Diploms aus dem Dienstleistungssektor (vom Berufsabschluss bis hin zum FH- oder gar Uni-Abschluss mindestens auf Stufe Bachelor) offen stehen, die über zusätzliche praktische Baustellenerfahrung, unter anderem als Bauvorarbeiter oder Polier, verfügen.

Die Höhere Fachprüfung Bauführer und Baumeister folgt einer ähnlichen Logik. So soll sie in Zukunft nicht nur Kadermitarbeitenden mit einer Grundbildung in der Branche offen stehen, sondern auch qualifizierten Personen aus ursprünglich anderen Bereichen. In jedem Fall sollten die Kandidaten ein Diplom aus dem Dienstleistungssektor oder einen Abschluss der Sekundarstufe II oder Maturität sowie einschlägige Berufserfahrung als Bauführer mitbringen.

Schliesslich wurden auch die Art und die Struktur der Prüfungen auf Vordermann gebracht, denn die Kompetenzkontrolle ist neu auf nationaler Ebene standardisiert, während die Prüfungsmethoden, und -dauer sowie die Gewichtung der Aufgaben in Konzepten festgehalten sind. Zudem sind die Qualitätscharakteristiken neu auf die Zuverlässigkeit, die Diversität, die Praxis und die sozialen und persönlichen Werte der Kandidaten ausgerichtet, sowie die ganzheitliche Betrachtung der Qualifikationsprofile.

 

Überarbeitung wird 2026 abgeschlossen

Mit der Zustimmung des SBFI werden die neuen oder überarbeiteten eidgenössischen Prüfungen zwischen 2024 und 2026 laufend eingeführt.

Über den Autor

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Pascal Gysel

Mediensprecher / Redaktor

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