Karriere auf dem Bau

«Nur wenn man selbst aktiv wird, kann man seine berufliche Situation verbessern.»

Zeljko «Angelo» Jerinic von der Landis Bau AG in Zug leitet als Polier eine Gruppe von zehn Arbeitern auf der Grossbaustelle der V-Zug. Im Aufenthaltsraum isst er einen Salat, diskutiert, lacht – er ist stolz auf das Erreichte.

Am 1. Juni 2018 wurde er zum ersten Mal in der Schweiz fest angestellt. In nur fünf Jahren schaffte er es vom Kranführer zum Polier. Zeljko ist einer, der auch Verantwortung übernimmt. Das fiel seinen Vorgesetzten auf.

Schon 2019 absolvierte er die Vorarbeiterschule am ENAIP in Luzern, einem Institut für Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen. Auf Baustellen leitete er nun eigene Gruppen. Seine Vorgesetzten waren zufrieden. Doch Zeljko wollte mehr. 2022 gings los mit der Polierschule – wieder bei ENAIP. «Es war hart», erinnert er sich. Von Januar bis September. Jeden Samstag von 7 bis 15 Uhr und teilweise an bis zu vier Abenden von 19 bis 22 Uhr. Doch der Aufwand lohnte sich: «Die Prüfungen im Januar 2023 habe ich mit dem eidgenössischen Titel als Baupolier Hoch- und Tiefbau erfolgreich abgeschlossen.» Ebenfalls erfreulich: Die Kosten für die Weiterbildung teilten sich der Bund, der Parifonds und die Landis Bau AG. Zeljko musste kein Geld beisteuern.

Mit 50 Jahren ist er angekommen.

Hinter Zeljko liegen schwierige Zeiten. «Doch nur wenn man selbst aktiv wird, kann man seine Situation verbessern.» Seine Weiterbildung bringt ihm viel Know-how sowie Anerken- nung. «Und dank dem Besuch der Vorarbeiter- und der Polierschule konnte ich meinen Bruttolohn um rund 20 Prozent steigern», sagt er. Mit seinen Qualifikationen ist er ein gesuchter Mann.

Geboren wurde er in Österreich. «Mit zehn Jahren kam ich zu meinen Grosseltern nach Bosnien.» Dort besuchte er die Schulen, machte eine Ausbildung im Baugewerbe. Dann folgte der Krieg. Drei Jahre in Serbien. «1998 ging ich nach Italien, auf der Suche nach einem besseren Leben.» Dort boomte die Baubranche. «Ich lernte mit Maschinen und Baggern umzugehen.» 2003 startete Zeljko in Vicenza – zwischen Padua und Verona – eine eigene Firma mit fünf Mitarbeitenden. Das Geschäft florierte, und in Italien wurde aus Zeljko auch «Angelo». «Kein Italiener konnte Schelko sagen.» Sie riefen ihn deshalb immer «cosa» – was he, du, heisst. «Doch auf Serbisch heisst das Ziege.» So einigte man sich auf den Spitznamen «Angelo». Dieser ist bis heute geblieben.

Dann der Wandel: Die Geschäfte gerieten ins Stocken. Teilweise blieb das Geld aus. «Meine Frau Vesna und mich plagten Zukunftsängste.» Vor allem, weil sie 2010 Eltern von Sohn Aleksa wurden. «Wo soll das Kind in die Schule, wo hat es die besten Chancen?»

Zeljko zog 2016 in die Schweiz – Mutter und Sohn blieben in Italien. «Den ersten Job hatte ich bei Moratti in Gstaad.» Temporär. Alle 14 Tage reiste er nach Hause zu seiner Familie nach Italien. In der Schweiz zog er von einer Baufirma zur andern. «Am 1. Juni 2018 klappte es – bei der Landis Bau AG erhielt ich meine erste Festanstellung in der Schweiz.»

Über den Autor

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Schweizerischer Baumeisterverband

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