Konflikte auf Baustellen verhindern

«Mastermind» heisst eine exklusive Dienstleistung, die der SBV neu lanciert hat. Damit bietet er seinen Mitgliedern bei Streitigkeiten oder unfairem Verhalten seitens der Auftraggeber schnell und unkompliziert Unterstützung.

Bauvorhaben sind oft anspruchsvoll, und auf Schweizer Baustellen herrscht ein harter Preis- und Konkurrenzdruck. Die Folge: Jene Firmen, die ihre Aufträge am günstigsten offerieren, bekommen in der Regel von den Bauherren respektive Generalunternehmen auch den Zuschlag für die Arbeit. Einzelne Baufirmen beissen wegen diesem grossen Konkurrenzdruck öfters in den «sauren» Apfel und akzeptieren stillschweigend diese für sie unvorteilhaften Zustände.

«Es herrscht allgemein viel Konfliktpotenzial auf den Baustellen, und es kann aus diesen Gründen auch zu einem Ungleichgewicht der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bauunternehmer und Auftraggeber kommen», sagt Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung beim SBV. Um genau solche Konflikte auf den Baustellen zu entschärfen und faire Rahmenbedingungen zu schaffen, bietet der SBV seinen Mitgliedern die Dienstleistung Mastermind an.

Einfach, schnell, unkompliziert

Wie funktioniert «Mastermind»? Die Benutzung ist einfach und selbsterklärend. Der Unternehmer hat Zugriff über die Startseite der SBV-Homepage auf die Plattform. Um den Service zu nutzen, muss man mit dem «SBV-SSO» eingeloggt sein – auf diese Weise ist sichergestellt, dass nur SBV-Mitglieder Zugang haben. Bakir: «Das Mitglied füllt den Fragebogen aus, was höchstens zehn Minuten in Anspruch nimmt.» Dabei werden zuerst generelle Angaben zum Projekt, zum Auftragsverhältnis sowie zum Bewerter gemacht. Anschliessend kann der Nutzer das Auftragsverhältnis in den Bereichen Zusammenarbeit, Ausschreibung, Vertragsbedingungen, Baupläne, Termine, Zahlungsmoral und Bauabnahme bewerten. Dies geschieht mittels Ja/Nein-Fragen und Skalenfragen, zusätzlich sind Textfelder für weitere Kommentare vorhanden. Sobald die Bewertung beim SBV eingetroffen ist, nimmt sich ein Case Manager des Falls an, stellt gegebenenfalls Rückfragen und leitet weitere Schritte ein.

Wie oft sich ein Auftraggeber pro Jahr unfair verhaltet, zu solchen Vorfällen gibt es seitens SBV noch keine Statistik. «Das Ziel von Mastermind ist, genau solche Vorfälle quantifizieren zu können, um branchenweite und verlässliche Aussagen machen zu können», so Zafer Bakir.

Branchenweites Monitoring

Dank «Mastermind» findet ein SBV-Mitglied nicht nur schnell Hilfe, die Plattform ist auch ein branchenweites Monitoringsystem, von dessen Nutzen die SBV-Mitglieder auf drei Ebenen profitieren können:

  • Unterstützung bei einzelnen Missständen: Bei klar unfairem oder gar unlauterem Verhalten von Auftraggebern, kann der SBV direkte Unterstützung in Form von Rechtsberatung bieten.
  • Behebung von branchenweiten Missständen: Sollten sich vermehrt Bauunternehmen über dieselben Missstände oder dieselben Auftraggeber beschweren, kann der SBV seine Position nutzen, und den Dialog mit den betreffenden Vertretern suchen. Auf diese Weise sollen diese Missstände konstruktiv behoben werden.
  • Unterstützung bei firmeninternen Missständen: Sollte sich herausstellen, dass gewisse Mitglieder konsequent Probleme angeben, kann der SBV den Dialog mit dem Mitglied suchen und versuchen, die firmeninternen Herausforderungen helfen zu beheben.

Gemäss Bakir lassen sich durch dieses Monitoring branchenspezifische Missstände beheben und er ist überzeugt, dass die Bauprojekte insgesamt produktiver und von einer verbesserten Zusammenarbeit geprägt sein werden. «Das Monitoringsystem wird uns helfen, faire Rahmenbedingungen für die Bauunternehmen zu schaffen.»

Positive Reaktionen

Wie fallen die ersten Reaktionen seitens der Mitglieder aus? Überwiegend positiv, sagt Moritz Lüscher, Projektleiter Digitalisierung beim SBV. Einzelne Bewertungen sind bereits abgegeben worden – noch ist es allerdings zu früh, um generelle Aussagen treffen zu können. Lüscher: «Vereinzelt gab es Bedenken, dass etwaige Bewertungen auf die Bauunternehmen zurückfallen können.» Diese Bedenken seien zwar verständlich, aber unbegründet. «Die Vertraulichkeit der abgegebenen Bewertungen muss unbedingt gewährleistet werden. Daher werden auf keinen Fall Einzelaussagen gemacht.»

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Über den Autor

pic

Schweizerischer Baumeisterverband

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