Gian-Luca Lardi, chairman of the SBV, in builder outfit on a construction site. Crane in the background.

Langfristig denken, kurzfristig justieren

Die grossen Herausforderungen verlangen erstens weitsichtige Lösungen und zweitens Flexibilität in der Umsetzung. Die Bauwirtschaft macht das seit Jahren vor.

 

Ende Juni lädt der Schweizerische Baumeisterverband SBV zum Tag der Bauwirtschaft nach Lugano. Der Anlass ist die wichtigste Plattform der Baubranche, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Er ist auch der beste Ort, um sich ein Bild über den Zustand der Bauwirtschaft zu machen. Und dieses ist weitgehend solide, trotz Ukrainekrieg, Lieferengpässen, Inflation und Zinswende. Darauf sind wir stolz. 

 

Die Baubranche zeigt sich krisenresistent. Schnelles und pragmatisches Handeln gehört zu unseren Stärken. Bei aller Flexibilität behalten wir stets auch das Ganze im Blick. So reagiert die Bauwirtschaft seit Jahren auf grosse Herausforderungen. Wir denken langfristig und justieren kurzfristig. Wer Bauwerke für viele Jahrzehnte erstellt, muss flexibel bleiben: Für langlebige Infrastrukturen, braucht es oft kurzfristige Provisorien und Einschränkungen.  

 

Die heutigen Herausforderungen der Branche bedingen ebenso ein langfristiges Denken und kurzfristiges Anpassen. Die Bauwirtschaft hat mehrfach bewiesen, dass sie das kann. Wir bringen unsere Erfahrung vermehrt in die öffentliche Debatte ein, wie zuletzt mit der Verdichtung in urbanen Gebieten, um den Wohnungsengpass zu lindern und längerfristig genügend Wohnraum für die weiterwachsende Bevölkerung zu schaffen.  

 

Die Komplexität der heutigen Fragen verlangt nach integrierten und zugleich praktikablen Lösungen. So lässt sich die Energieversorgung nur im Verbund mit anderen Interessensvertretern sichern, ebenso die Klimaziele der Schweiz erreichen. Wir fordern eine viel raschere Erneuerung des überalterten Gebäudeparks und ein liberales Anreizsystem für die Kreislaufwirtschaft.  

 

Der Mangel an Fachkräften ist eine Herausforderung, die fast alle Branchen betrifft. Kaum ein Tag vergeht ohne gross aufgemachte Medienberichte. Eine vom SBV in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, was der Fachkräftemangel für die Baubranche bedeutet und wie wir damit umgehen können. Das Besondere an der Studie: Wir verharren nicht im Gestern und Heute, sondern richten den Blick weit in die Zukunft. So haben wir uns gefragt, wie sich die Baukonjunktur bis 2040 entwickeln wird, welche Fähigkeiten und wie viele Fachkräfte benötigt werden, um das erwartete Bauvolumen zu bewältigen.  

 

Für das Bauhauptgewerbe wissen wir nun, welche Massnahmen kurz- und längerfristig nötig sind. Die Hälfte des Fachkräftemangels kann durch Produktionssteigerung wettgemacht werden, der Digitalisierung und den Innovationen sei Dank. Die andere Hälfte können Baufirmen decken, wenn sie ihr Personalmanagement strategischer ausrichten: Mehr Lernende ausbilden, mehr Quereinsteiger rekrutieren und die Fachkräfte länger im Beruf halten.  

 

Am Tag der Bauwirtschaft zeigen wir Ideen, die auch in anderen Branchen erfolgsversprechend sein können. Ich freue mich auf angeregte Diskussionen. 

 

 

Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands 

 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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