«Man kann etwas bewirken»

Nach 15 Jahren im Berner Grossen Rat tritt Peter Sommer, Geschäftsführer der Berner Baumeister, nun zurück. Ein Rückblick auf seine politische Tätigkeit zeigt auf, wie wichtig es ist, dass Baumeister ihre Anliegen in die kantonalen und nationalen Parlamente tragen können, damit sich die die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern. Gerade der Paradigmenwechsel im öffentlichen Beschaffungsrecht hat das bewiesen. 

 

Er ist keiner, der grosse Worte über eigene Verdienste verliert. Dennoch ist Peter Sommer, Geschäftsführer des Kantonal-Bernischen Baumeisterverbandes KBB, die Zufriedenheit anzumerken. Am 9. März 2021 reichte er zusammen mit Barbara Stucki, GLP und Francesco Marco Rappa, die Mitte, einen Antrag zur Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen IVöB ein. Ihre Intervention sah den Auftrag vor, im Einführungsgesetz Bestimmungen zu den Kriterien Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit des Preises, Preisniveau und Lohngleichheit zu definieren. «Gerade die Plausibilität des Preises war wichtig», erläutert er. Er sei nun gespannt, was die Kommission in zweiter Lesung daraus mache. «Man kann aber sagen, dass wir im Kanton Bern in Sachen IVöB gut unterwegs sind, nicht zuletzt auch, weil unser Baudirektor Christoph Neuhaus gegenüber dem Paradigmenwechsel positiv eingestellt ist», meint Sommer. Denn: «Der Wechsel hin zum Qualitätswettbewerb ist auch für die öffentlichen Bauherren eine grosse Chance. Wenn nicht mehr der tiefste Preis zählt, sondern wenn auch andere Kriterien wie Umwelt und Innovation ins Spiel kommen, dann kann hochwertiger gebaut werden. Die Bauunternehmer, wiederum, können ihre Stärken und ihr Kernkompetenzen einbringen, ohne dass das billigste Angebot automatisch die höchste Bewertung und damit den Zuschlag erhält.» Sommer erklärt, dass der Kanton Bern als Bauherrin offen ist für neue Ideen, auch wenn man dabei von bestehenden Normen abweichen müsste. «So können wir im Kanton Bern einen Strassenbelag verwenden mit mehr Recyclingmaterial, als es die Normen eigentlich zulassen. Der Kanton hat dies nach Inputs von Unternehmern zugelassen. Und es hat sich gezeigt, dass bei der Qualität keine Abstriche gemacht werden müssen.»

Kontinuität ist wichtig 

Sommer hat im Laufe der 15 Jahre, in denen er im Berner Grossen Rat ist, viel Arbeit zugunsten der Baumeister geleistet. So hat er zusammen mit Barbara Stucki früh Druck gemacht, dass es in Sachen IVöB vorwärts ging. «Man kann einiges bewegen», lautet sein Fazit, «die Einflussnahme ist gegeben.» Die parlamentarische Arbeit sei sehr wichtig, «aber nicht nur in Sachen Eingaben und Vorstösse. Die Arbeit, um ein Geschäft in eine gewisse Richtung zu bewegen, beginnt viel früher. Man muss lobbyieren, die Leute immer wieder mit handfesten Argumenten überzeugen.»

Sehr gute Zusammenarbeit 

Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle in Zürich sei sehr gut. «Wir werden in unserer politischen Arbeit sehr gut unterstützt. So schaffen wir gute Rahmenbedingungen für die Baumeister, national und kantonal.»

Sommer setzt sich weiter dafür ein, dass öffentliche Bauvorhaben nicht auf die lange Bank geschoben werden. «Als ausgerechnet bürgerliche Politiker im Kanton Bern den Investitionsfond versenken wollten, haben wir uns für den Erhalt dieses Investitionsinstrumentes eingesetzt.» Als seinen grössten politischen Erfolg bezeichnet Sommer, dass er erreicht hat, dass die Zahl der schützenswerten Objekte im Kanton Bern reduziert wird und diese nun zeitgemäss saniert werden können. Weitere politischen Erfolge waren sein Einsatz zugunsten des Bildungscampus Burgdorf und für PPP-Projekte. Sommer hat weiter an der Politik Interessierte aus dem Umfeld des Baugewerbes zur politischen Arbeit motiviert. So sei garantiert, dass der Bau im Parlament weiter seine Vertreter habe.

Er selbst tritt per 31. Mai 2021 aus dem Grossen Rat zurück. Das Erarbeiten einer Strategie KBB 2030 oder die zukünftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung in der Bauwirtschaft erfordern sein volles Engagement. Seine Kontakte zu Politikern und Personen aus der Verwaltung wird er weiterhin nutzen. Seine Agenda, meint Sommer, würde nicht kleiner. «Trotzdem erhoffe ich mir wieder etwas mehr Zeit für meine Familie, insbesondere für die drei Enkelkinder», sagt er.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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