Neue Anforderungen an Büros?

Während der Corona-Pandemie gingen Experten davon aus, dass Firmen ihre Büroflächen reduzieren. Ist dies geschehen? Angestellten arbeiten heute durchschnittlich einen Tag mehr im Homeoffice.

Während der Corona-Pandemie gingen Experten davon aus, dass Firmen ihre Büroflächen reduzieren. Ist dies geschehen? Angestellten arbeiten heute durchschnittlich einen Tag mehr im Homeoffice. Aber wenn sie im Büro sind, wollen sie sich begegnen, was zusätzliche Fläche beansprucht.

Wer während der Corona-Pandemie in der Finanzmetropole Zürich vor den Bürotürmen grosser Firmen stand, dem war klar, dass ein Grossteil dieser Büros leer waren, weil die Angestellten überwiegend im Homeoffice arbeiteten. Die Trendscouts für die Arbeitswelt von morgen waren schnell zur Stelle und fragten: Wenn Corona überwunden ist, wird Homeoffice bleiben – und was geschieht mit den Bürotürmen? Werden diese mangels Gebrauch in Wohnungen umgebaut? Eine Umfrage in Deutschland ergab, dass laut einer grösseren Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) 60 Prozent der befragten Unternehmen ihre Bürofläche innerhalb der nächsten Jahre um 20 Prozent reduzieren.

Davon sei man weit in der Schweiz entfernt, sagt Sebastian Zollinger von PwC Schweiz, an zentralen Lagen gebe es praktisch keine Reduktion von Mietflächen. «In der Agglomeration hingegen kam es zur einen oder anderen Flächenreduktion von mittelgrossen Mietern, die vor Covid-19 bereits Shared Desk hatten und innerhalb des vergangenen Jahres die Fläche reduzierten, ohne ein zusätzliches Raumangebot für Besprechungen und/oder Aufenthalt zu schaffen.» Auch wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der meisten Schweizer Firmen nach Corona weiterhin ein bis drei Tage pro Woche im Home-Office arbeiten, sei der Bedarf an Büroflächen mittlerer und grösserer Firmen nicht rückläufig, sagt Zollinger.

Aus Sicht der Investoren interessant

Die Corona-Pandemie hat nicht zu einem Umdenken betreffend Umnutzung von Büro- in Wohngebäude geführt. «Die Nachfrage nach Büroflächen war vor der Corona-Pandemie rückläufig. Entsprechend wurden Büroflächen, wo es möglich war, in Wohn- und Mischnutzungen umgewandelt», so Zollinger.

Aktuell sei die Situation vielmehr, dass an zentralen Lagen der Bedarf und die Zahlungsbereitschaft vor allem bei hochwertigen Büroflächen steige. «In Kombination mit den zurzeit hohen Inflationsraten und dem hohen Indexierungsgrad von Büromietverträgen ist eine Fortführung der Büronutzung aus Sicht von Investoren durchaus attraktiv», erklärt Zollinger.

Veränderte Nutzungsbedürfnisse

Im Zusammenhang mit mobilem Arbeiten hat sich gemäss PwC der Büroflächenmarkt hinsichtlich seines Nutzungsbedürfnisses verändert. Das Homeoffice wird vermehrt dazu genutzt, um konzentrierter Arbeit nachzugehen. Die Büropräsenz hingegen wird stärker für den persönlichen Austausch unter Mitarbeitern genutzt. Dies bedeutet für die moderne Bürolandschaft: Desk Sharing wird bei grösseren Unternehmen zum Standard, mittel- bis langfristig auch bei konventionellen Betrieben. Der Bedarf an Meetingräumen ist gestiegen, und immer wichtiger werden Begegnungszonen. In vielen Firmen sind im vergangenen Jahr Kaffee-, Verpflegungs- und Aufenthaltsräume deutlich aufgewertet worden.

Autor: Werner Schüepp

Über den Autor

pic

Schweizerischer Baumeisterverband

[email protected]

Artikel teilen