Schwertransport: Zwei 40-Tönner mit noch nie da gewesener Leistungsfähigkeit

Vier Pionierfirmen aus der Schweiz schlagen ein neues Kapitel im Schwer- und Spezialtransport auf: zwei vollelektrische 40-Tonnen-Lastwagen mit 500 km Reichweite und einer Nutzlast von 21 Tonnen.

Vier Pionierfirmen aus der Schweiz schlagen ein neues Kapitel im Schwer- und Spezialtransport auf: zwei vollelektrische 40-Tonnen-Lastwagen mit 500 km Reichweite und einer Nutzlast von 21 Tonnen.

Seit einigen Wochen verkehren zwei vollelektrische 40-Tonnen-Lastwagen auf den Schweizer Strassen. Eine doppelte Premiere weltweit, denn die beiden Lastwagen verfügen je über eine Reichweite von 500 Kilometern und 21 Tonnen Nutzlast, oder 900 Kilometern ohne Zuladung. Ein Novum! Denn bisherige Elektro-Lastwagen haben die 36-Tonnen-Grenze nicht überschritten und verfügten über eine Reichweite von höchstens 250 Kilometern. Diese Innovation «Made in Switzerland» ist den folgenden vier Schweizer Firmen zu verdanken: Friderici Spécial, Avesco Rent, Galliker Transport und Futuricum.

Für nachhaltigere Baustellen

In der Westschweiz beruht die Idee auf der Tatsache, dass ungefähr die Hälfte der CO2-Emissionen einer Baustelle auf den Transport entfallen. So lag es für die beiden Waadtländer Firmen Avesco Rent und Friderici Spécial auf der Hand, beim Transport anzusetzen, um die CO2-Bilanz von Baustellen zu verbessern. Gemeinsam haben sie die Gruppe Designwerk in Winterthur kontaktiert, genauer gesagt deren Marke Futuricum, die sich auf elektrische Nutzfahrzeuge spezialisiert. Nach der Vertragsunterzeichnung im Februar 2021 dauerte es nur gerade acht Monate, bis der erste vollelektrische 40-Tönner vom Band lief und der Elektrifizierung der Schweizer Lastwagenflotte neuen Schub verlieh, ganz ohne staatliche Unterstützung.

In einem ähnlichen Zeitrahmen hat die Luzerner Transportfirma Galliker ein vergleichbares Projekt realisiert. Und so konnten die vier Firmen Avesco Rent, Friderici Special, Galliker Transport und Futuricum im vergangenen Oktober im Verkehrshaus in Luzern die zwei ersten Elektro-Lastwagen mit einer Reichweite von 500 Kilometern und einer Nutzlast von 21 Tonnen vorstellen.

(Bilder: Friderici)

Jährliche Einsparung von ungefähr 140 Tonnen CO2 im Vergleich zu einem Diesel-LKW

Die Lastwagen sind mit einer Batterie von 900 Kilowattstunden ausgerüstet und verfügen über eine Reichweite von 900 Kilometern ohne Zuladung, oder 500 Kilometern bei 40 Tonnen Gesamtgewicht. Um diese noch nie da gewesene Leistung bei Schwer- und Spezialtransporten zu erreichen, mussten zuerst verschiedene technische Herausforderungen gemeistert werden, unter anderem mit einer speziellen Konzeption des gesamten Lastzugs.

Da die Lastwagen einen Meter länger sind und eine um zwei Tonnen höhere Nutzlast haben, musste das ASTRA für den Bau und die Inverkehrssetzung eine Spezialbewilligung erteilen.

Jeder Auflieger spart gegenüber einem Diesel-Lastwagen pro Jahr ungefähr 140 Tonnen CO2 ein. Die Lebensdauer der Batterien wird auf 10 Jahre geschätzt, was rund einer Million Fahrkilometer entspricht. Das bedeutet, dass die neuen Elektro-Lastwagen von Friderici Special und Galliker Transport länger im Verkehr bleiben als herkömmliche Lastwagen mit Verbrennungsmotoren, die in der Regel nach rund sechs Jahren oder 600’000 gefahrenen Kilometern ausgemustert werden. Weiterer Vorteil: Die Elektro-Lastwagen sind kaum lauter als ein Elektro-Auto oder ein Elektro-Trottinett und machen also fast keinen Lärm.

Fünfmal teurer als ein LKW mit Verbrennungsmotor

Auch wenn die Vorzüge der vollelektrischen 40-Tönner auf der Hand liegen, bleiben die Kosten die wohl grösste Hürde, denn aktuell sind sie rund fünf Mal höher als bei einem vergleichbaren Modell mit Verbrennungsmotor. Die Investition birgt also auch ein gewisses Risiko, auch wenn die Betriebs- und Unterhaltskosten tiefer sind und die Lastwagen eine längere Lebensdauer aufweisen als herkömmliche Modelle. Zudem dauert das Aufladen der Batterie ungefähr neun Stunden und ist nur an einem Supercharger möglich.

Doch für die vier Schweizer Pionierfirmen hinter diesen enorm leistungsfähigen Lastwagen zählt vielmehr, dass sie mit dieser doppelten Weltpremiere sie neue Perspektiven für nachhaltigere, geräuscharme Strassentransporte eröffnen.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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