So wird Abbruch zu einem Wertstoff

Mit EbiMIk haben die Eberhard Unternehmungen das schweizweit grösste Aufbereitungszentrum für Bauabfälle eröffnet. Damit setzen sie einen innovativen Meilenstein in der Kreislaufwirtschaft. In der Anlage sortieren sechs Roboter Mischabbruch aus. Im gleichen Gebäude befindet sich das Labor EbiLab, in dem am Beton der Zukunft geforscht wird. 

 

Ein Mann in Arbeitskleidung hebt eine Schubkarre an, um Beton in eine Schalung zu giessen. Zwei andere Männer helfen ihm. Diese Szene spielt sich aber nicht auf einer Baustelle ab, sondern im EbiLab, dem neuen Labor der Eberhard Unternehmungen. Der Mann mit der Schubkarre ist kein Bauarbeiter, sondern Doktor der Chemie. Marco Etter heisst er. Die frisch gegossene Platte kommt in eine von drei Kammern, die über eine immer gleich hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit verfügen. So herrschen die immer gleichen Bedingungen, weshalb Rückschlüsse auf das Verhalten und die Eigenschaften von neu entwickelten Betonmischungen gemacht werden können. Etter ist die Begeisterung für seinen Beruf anzumerken. Er erzählt, wie der Beton der Zukunft aussehen könnte, zeigt auf zubereitete Betonstücke, die Kies ersetzen sollen. Im Gegensatz zu Kieselsteinen sind sie nicht rund. «Der Vorteil ist, dass es so Poren im Beton hat, in denen CO2 eingelagert wird», berichtet er. Wie viel CO2 könnte Beton einst speichern? Zirkulit, der erste nachhaltig zirkuläre Beton, den die Eberhard Unternehmungen in diesem Frühjahr lanciert haben, speichert 10 Kilogramm pro Kubikmeter. «Als Forscher möchte ich bestehende oder vorgegebene Werte natürlich übertreffen», so Etter. Alle Versuche werden sorgfältig dokumentiert und dreimal durchgeführt, um Ausreisser zu vermeiden. Der Beton wird auf Druckfestigkeit und Zug getestet sowie wie er zur Rissbildung neigt. Sie würden mit verschiedenen Zusatzstoffen experimentieren, um Beton nachhaltiger zu machen und gleichzeitig qualitativ zu verbessern, verrät Etter. Welche Zusatzstoffe es genau sind, darf er natürlich nicht sagen. Im Labor werden auch gängige Tests durchgeführt sowie der Sand von Bodenwaschanlagen auf seine Qualität und Weiterverwendungsmöglichkeiten hin geprüft. Zusammen mit Swisspor haben die Eberhard Unternehmungen eine zu 100 Prozent recyclierbare Wärmedämmplatte aus Mischabbruch entwickelt.

Sechs intelligente Roboter 

Das Herzstück der rund 16 000 Quadratmeter grossen Anlage der Eberhard Unternehmungen in Oberglatt ist aber nicht das Labor, sondern die Anlage, die mit sechs intelligenten Robotern erstmals Mischabbruch hochwertig aufbereitet. Im Märchen spinnt ein Mädchen Stroh zu Gold, die Realität übertrifft das, denn n im EbiMik entstehen aus Mischabbruch hochwertige Rohstoffe, die wiederverbaut werden können. Dazu wird der angelieferte Bauschutt von einem Angestellten in einem – natürlich elektrischen Bagger, es soll ja nachhaltig sein – grob vorsortiert. Was nicht ausgemustert wird, kommt in eine Anlage, die den Abbruch zerkleinert. Die Portalroboter scannen die Abbruchstücke, die auf einem Band unter ihnen durchlaufen, und sortieren Papier, Gummi- oder Eisenteile aus. Der Abbruch wird danach weiter zu kleinen Stücken zermahlen. Die Roboter sind darum intelligent, weil sie aus Fehlern lernen. So werden sie mit der Zeit immer besser. Die Feinjustierung dauert allerdings ein Jahr. Nur schon daran sieht man, dass die Eberhard Unternehmungen viel in die Nachhaltigkeit investieren. Nicht, weil es ihnen Gesetze vorgeben, sondern weil sie der Konkurrenz voraus sein wollen. Und aus Überzeugung.

 

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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