Wohnungsbau-Offensive in den Städten

Der Wohnraum in den Ballungsgebieten wird knapper. Wer in Städten jedoch bauen will, sieht sich mit einer überbordenden Bürokratie konfrontiert.

Der Wohnraum in den Ballungsgebieten wird knapper. Wer in Städten jedoch bauen will, sieht sich mit einer überbordenden Bürokratie konfrontiert. Überregulierungen müssen abgebaut, Einsprachen reduziert und die Rechtmittelverfahren effizienter gestaltet werden.

Mitte 2019 lag gemäss Bundesamt für Statistik der Leerwohnungsbestand in der Schweiz noch bei 75’232 Wohnungen und damit deutlich höher als in den vergangenen 20 Jahren. Seither hat die Wohnbautätigkeit aber stetig abgenommen. Im 2018 wurden noch 53’000 Wohnungen gebaut, im 2023 waren es nur noch rund 43’000. Diese Tendenz wird sich fortschreiben. Denn auch die Baubewilligungen gingen zwischen 2016 und 2023 um rund 30 Prozent zurück – eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Eine Angebotslücke von rund 10’000 Wohnungen pro Jahr ist die Folge.

Der markante Rückgang der Wohnbautätigkeit kumuliert mit dem Wachstum der Bevölkerung führen in den Städten zu einer steigenden Verknappung des Wohnungsangebots. Dieser Verknappung muss rasch entgegengewirkt werden, um die angespannte Situation im Wohnungsmarkt nicht eskalieren zu lassen.

Komplexität in den Städten steigt

Gerade im urbanen Raum entpuppt sich dabei die im Raumplanungsgesetz geforderte Verdichtung nach innen als grosse Herausforderung. Wer in Städten bauen will, sieht sich oft mit immer mehr Regulierungen und einer überbordenden Bürokratie konfrontiert. Vom Lärm- über den Gewässerschutz bis hin zum Schattenwurf sind rigide Bestimmungen einzuhalten. Das Bauen in bereits bebauten Gebieten steigert die Komplexität der Projekte im Planungsprozess und erhöht das Risiko von Einsprachen. Dies alles führt zu weniger Baugesuchen in den Städten, schlägt sich in höheren Stückkosten pro Wohnung nieder und trägt damit zu höheren Mietkosten bei.

Wohnungsbau einfacher ermöglichen

Um in Ballungsgebieten den Bau von mehr Wohnungen zu ermöglichen, besteht aus Sicht des SBV dringender Handlungsbedarf. In den kantonalen Richt- und kommunalen Nutzungsplänen müssen Verdichtungshindernisse ausgemerzt werden. Die Umsetzung der angestrebten Innenentwicklung kann beispielsweise wesentlich unterstützt werden, indem die bestehenden Ausnützungsziffern ganz abgeschafft oder zumindest gegenüber heute deutlich erhöht werden. Nur indem wir in die Höhe bauen, können wir mehr Wohnraum schaffen und gleichzeitig bestehende Grünräume schonen. Auch die Vorgaben zu den Grenzabständen sind veraltet.

Beide Massnahmen kumuliert erlauben es, Ersatzneubauten auf Grundstücken neu zu positionieren, um damit attraktive Grünräume und mehr Wohnraum zu schaffen. Die Auflagen an Baubewilligungen in verdichteter Bauweise sind zu reduzieren. Lärmschutzbestimmungen, Schattenwurfregelungen oder Ästhetik-Paragrafen sind meist nicht mehr zeitgemäss und deshalb abzubauen. Offensichtlich querulatorischer Einsprachen müssen reduziert und die Rechtsmittelverfahren beschleunigt werden.

Dafür setzt sich der SBV am «Runden Tisch Wohnungsknappheit» des Bundesamts für Wohnungswesen ein. Weitere Ansätze zur Schaffung von mehr Wohnraum finden sich in der Agenda 125.0 des SBV.

Über den Autor

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Romana Heuberger

Senior Spezialistin Public Affairs

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