Die Zukunft der Branche

Maurer-Lernende beim Umbau des KHKW Josefstrasse

Koordination ist das A und O, damit ein grosses Projekt wie die Erneuerung des KHKW Zürich gelingt. Das zeigt sich auch in der Zusammenarbeit von Lernenden, Vorgesetzten und Berufsbildnern. Auf Baustellenbesuch bei Sina Hugelshofer, Maurer-Lernende im 1. Lehrjahr bei der Anliker AG.

Auf einer grossen Baustelle mitten in Zürich entsteht bei laufendem Betrieb ein neues Kehrichtheizkraftwerk. Im Jahr 2024 soll die Anlage ans Netz gehen. Bei einem Projekt dieser Grössenordnung sind zahlreiche verschiedene Unternehmen am Werk, vom Spezialisten (LINK) bis hin zur Generalunternehmung. Die Anliker AG ist mit den Baumeisterarbeiten des Erneuerungsbaus beauftragt. Speziell mit dem Bau von Wänden, Fundamenten und dem Stahlbau – vieles davon findet in der Höhe, weit über dem Erdboden, statt. Unter den 20 Angestellten vor Ort ist auch die Maurer-Lernende Sina Hugelshofer.

Ihre heutige Aufgabe: Das Abschalen von Sockeln und das Untergiessen mit schwindarmen Beton, inklusive Vorbereitung und Aufräumen nach dem Aushärten des Betons. «Sie macht die Sockel pfannenfertig – und das macht sie sehr gut», sagt Polier Rolf Flückiger zufrieden. Während der letzten 30 Jahren hat er sich auf grosse Umbauten spezialisiert – für die Lernende Sina ist es hingegen die erste Baustelle dieser Grössenordnung.

Die Zukunft der Branche

Ihre Arbeit auf der Baustelle sei bislang sehr vielseitig und abwechslungsreich, sagt sie. «Man lernt jeden Tag etwas Neues!» Sicherlich, das Wetter könne dir zusetzen und körperlich anstrengend sei die Arbeit als Maurerin auch. «Man muss auf den eigenen Körper schauen», sagt Sina. Doch sie macht bereits grosse Fortschritte: «Je länger, je mehr kann ich selbstständig arbeiten.»

Das nimmt Berufsbildner Luca Luceri zufrieden zur Kenntnis. Seine Aufgabe ist vor allem, die jungen Lernenden so zu fördern, dass sie in ihrer Lehrzeit möglichst vom Unternehmen profitieren können. Durch ihre Grösse kann die Firma Anliker zahlreiche Lernende in verschiedenen Berufen ausbilden, pro Jahr schliessen durchschnittlich 60 Lernende ihre Ausbildung ab. Das Unternehmen investiert auch viel Zeit und Engagement für die Förderung der Lernenden, dazu gehören individuelle Ausbildungswochen, Austauschnachmittage, Lehrlingslager oder Besuche von Fabriken oder Werken.

«Unsere Lehrabgänger sind unsere Zukunft!», ist Luca Luceri überzeugt. Die Lernenden können in der Regel nach ihrer Ausbildung weiter für die Anliker AG arbeiten, und sind Fähigkeiten und Wille da, wird auch die weitere Ausbildung gefördert. «Weiterbildungen, individuelle Kurse oder eine Zweitlehre – vieles ist möglich!»

Die richtige Wahl

Das weiss auch Sina Hugelshofer. Nach Lehrabschluss will sie Erfahrungen sammeln und sich dann allenfalls zur Polierin oder zur Bauführerin weiterbilden. Auch die Architektur reizt sie – klar ist: im Bauwesen möchte sie bleiben. Dabei habe sie niemanden in ihrem Umfeld gehabt, der in der Baubranche gearbeitet hat, als sie sich für die Ausbildung zur Maurerin entschieden hat. «An der Berufsmesse habe ich nach dem Gegenteil vom KV-Beruf Ausschau gehalten – und dann bin zum Witz mal als Maurerin schnuppern gegangen.» Zu ihrer eigenen Überraschung hat es ihr äusserst gut gefallen. Sina hat sich Zeit für die Entscheidung gelassen, hat sich für viele Berufe interessiert. Sie hat die Zulassungsprüfung fürs Gymnasium bestanden, aber auch als Forstwartin, Landwirtin, Landschaftsgärtnerin, Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung geschnuppert, danach nochmals als Maurerin. «Spätestens dann wusste ich: das ist genau, was ich will.»

Gemeinsam vorwärts

Begleitend zur Lehre absolviert Sina die Berufsmaturität. Ihr gefällt der Kontrast von der Baustelle und dem Schulzimmer. In ihrer Freizeit bewegt sie sich viel, nimmt an Orientierungsläufen teil. «Ich bin ein Bewegungsmensch», sagt sie. Viele Leute hätten ihr dennoch nicht zugetraut, auf einer Baustelle zu arbeiten. «Man darf sich nicht einschüchtern lassen», sagt sie dazu. Ihre direkte und zielstrebige Art ist Sina auch auf der Baustelle von Vorteil. «Klar, kamen am Anfang auch mal Sprüche – aber ich kann mich gut wehren», sagt Sina, die schnell auf der Baustelle akzeptiert wurde und die Arbeit im Team schätzt. «Die Leute sind sehr hilfsbereit. Man darf nicht zu scheu sein», weiss sie.

Zurückhaltung dürfte einer der Gründe sein, weswegen kaum Frauen die Maurer-Lehre absolvieren. «Viele trauen es sich vermutlich gar nicht zu», mutmasst Sina. In ihrem ersten Lehrjahr erkannte sie schnell, dass der Beruf von vielen Vorurteilen umgeben ist, das Geschlecht in Wahrheit aber keine grosse Rolle spielt. Und mit vielen Erfolgserlebnissen aufwartet. «Ich bin schon stolz, wenn man durchgekommen ist und am Abend sieht, was man geleistet hat, nach dem Ausschalen zum Beispiel die fertige Wand sieht.» Wenn sie realisiert, dass das, was sie leistet, ein Teil eines Grossen ist – und erkennt, wie alles zusammenspielt.

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

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Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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