Für das Überleben eines Dorfes

Bauprojekt «Brienzer Rutsch»

Ein Bergsturz in Kombination mit einer Rutschung bedroht die Sicherheit eines Dorfes in der Bündner Albula-Region. Die Frutiger AG hat zusammen mit einem Bohrspezialisten ein Bauprojekt umgesetzt, mit dem Ziel die Rutschung zu verlangsamen, damit das Dorf weiterhin bewohnbar bleibt.

 

Das Bündner Dorf Brienz in der Gemeinde Albula ist idyllisch auf einer Sonnenterrasse gelegen. Diese ist allerdings Teil eines Erdrutschgebiets, das sich seit Ende der letzten Eiszeit vor 20'000 Jahren nie beruhigt hat: Der Berg rutscht immer mehr in Richtung Tal.

Vor 20 Jahren noch bewegte sich die Erde rund 10 cm pro Jahr – seit einigen Jahren hat der Erdrutsch aber eine beunruhigende Geschwindigkeit angenommen. Aktuell rutscht der Berg jährlich zwischen zwei bis zwölf Meter. Das Dorf bewegt sich dabei mehr als einen Meter pro Jahr Richtung Tal. Geologen können nicht abschliessend erklären, was passiert. Klar ist nur: Man muss reagieren, wenn das Dorf bewohnbar bleiben soll.

 

 

Ein Einsatz für Daniel Kohler und sein Team von der Frutiger AG. Der diplomierte Bauingenieur ETH/SIA ist Projektleiter des Rettungsprojekts für den «Brienzer Rutsch». Sie bauten in den vergangenen 18 Monaten einen 635 Meter langen Sondierstollen, der mit Überwachungs- und Drainagebohrungen ergänzt wurde, die Entwässerungsleitung führt in die Albula. Im Sommer 2024 sollen durch den Subunternehmer Stump-BTE AG noch vier Sondierbohrungen folgen, welche bis in die Rutschmasse vordringen werden.  Während des Spreng-Vortriebs waren zwei Bauführer, ein Polier, acht Tunnelbauer und ein Mechaniker vor Ort. «Gearbeitet wurde im Zweischichtbetrieb», sagt der Projektleiter und erklärt das Vorgehen weiter: «Für den Ausbruch setzten wir einen zweiarmigen Bohrwagen mit einem Ladekorb ein.»

 

 

Erster Erfolg

Die Gemeinde, der Kanton Graubünden, die zuständigen Fachleute und die betroffene Bevölkerung setzen grosse Hoffnungen in die Arbeit der Frutiger AG und deren Subunternehmen Mettler Prader AG und Stump-BTE AG. Der Stollen soll eine Tiefenentwässerung möglich machen, damit der Rutsch verlangsamt oder ganz zum Stopp gebracht wird. Daniel Kohler ist zuversichtlich, dass der Plan funktioniert: «In der Schweiz und im Ausland gibt es mehrere Rutschungen, die mit einem Drainagestollen gestoppt werden konnten.»

 

Der Stollen zeigt noch vor der Fertigstellung erste Wirkung. Im Bereich des Stollens haben die Porenwasserdrücke abgenommen und die Rutschgeschwindigkeit hat sich verlangsamt. «Der Kanton plant nun den Bau eines über einen Kilometer langen Entwässerungsstollens, der den Sondierstollen verlängert», sagt Daniel Kohler über das weitere Vorgehen. Anfangs Dezember 2022 hat das Bündner Kantonsparlament einen Kredit von 40 Millionen Franken für eine Brienzer Zukunft gesprochen.

 

 

Leidenschaft Tunnelbau

Dieser Bau bringt der Bevölkerung des Bergdorfes wieder Sicherheit und Zuversicht. Auch für die Infrastrukturanlagen entlang des Rutschhangs ist eine Verlangsamung des Rutsches wichtig: Mehrere Kantonsstrassen, das Trassee der Rhätischen Bahn entlang der Albula und Hochspannungs- und Telekommunikationsleitungen sind vom Rutsch zunehmend bedroht.

Nicht nur wegen der dringlichen Ausgangslage ist Bauingenieur Daniel Kohler mit vollem Einsatz dabei. «Tunnelbau ist eine Leidenschaft», sagt der 50-jährige. Es sei wichtig, dass das Team diese Leidenschaft teile. «Gutes Teamwork auf der Baustelle ist besonders wichtig», sagt er aus Erfahrung. Sein Beruf bietet ihm viel: «Bei jedem Projekt entsteht etwas Neues, und dabei lerne ich wieder andere Regionen und neue Menschen kennen. All dies zusammen ist spannend und erfüllend.»

 

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

Hat auch Ihre Firma ein tolles Projekt für Lernende? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schicken Sie Bilder und Inputs an [email protected] 

Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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