Gemeinsam Baumängel und Kosten vermeiden

Die ETH und SBV haben vor etwas längerer Zeit die häufigsten Baumängel in der Schweiz untersucht. Die Kosten zur Beseitigung der Baumängel entsprechen 8% der jährlichen Wohnbauausgaben. Jedem beteiligten Bauakteur unterlaufen gelegentlich Fehler. Bereits 20% aller Baumängel entstehen bei der Planung. Baumeister sind für 8% der Fehler verantwortlich. Die anderen 20 ausführenden Gewerke kumulieren etwa die Hälfte der Mängel, also 2.65% pro Gewerk im Durchschnitt. Bei jedem Akteur und in jeder Prozessphase entstehen Fehler. Jeder Einzelne hat ein Interesse, dass alle Beteiligten weniger Fehler machen, denn man kann seine eigene Arbeit reibungsloser leisten, wenn die Vorleistungen stimmig sind.

Gerade an aussenexponierten Gebäudeelementen werden am häufigsten Mängel festgestellt. Jeder vierte Mangel betrifft die Aussenwand. Dieses Gebäudeelement ist ein Beispiel für komplexe Zusammenarbeit. 10 verschiedene Gewerke vom Planer über den Bauleiter und Baumeister bis hin zum Maler führt die ETH-Studie als Verursacher von beobachteten Schäden auf. Bessere Koordination und Kommunikation könnten beim Schadensfall Nr. 1 die Mängel reduzieren. Bei Projektallianzen werden alle Pläne, Bauelemente und Prozessschritte frühzeitig von allen Beteiligten besprochen. Jeder kann sich einbringen und auf mögliche Fehler hinweisen respektive Änderungen an den Plänen anmelden, welche für die Ausführung seiner eigenen Arbeit notwendig sind.

Während in der Schweiz die Datenlage zu Baumängeln eher gering ist, wird in Deutschland seit über 20 Jahren regelmässig eine Studie zu Baumängeln erstellt. Die Anzahl Schäden und die Schadenssumme ist laut den Studienautoren im Zeitverlauf leicht gesunken. Eine gemeinsame Planung, eine verbesserte Kommunikation und die laufende Kontrolle können dazu beigetragen haben. Diese Massnahmen helfen bei manchen Schadensbildern und Bauelementen stärker als bei anderen. So zeigt sich, dass der früher dominierende Faktor "verschiedene Baumängel" deutlich an Bedeutung verloren hat. Wenn eine Vielzahl an Bauelementen betroffen ist, so müssen gröbere Fehler bei Planung und Ausführung vorliegen. Gemeinsam kann man die Schwierigkeiten jedoch in den Griff bekommen, wie der gesunkene Anteil vermuten lässt.

Die häufigsten Schadensbilder - diverse Mängel, Feuchtigkeit und Nicht-Einhaltung von Baunormen - hinterlassen ebenfalls den Eindruck, dass durch eine gemeinsame Planung und gemeinsame Kontrolle deutlich seltener Schäden entstehen würden. Bei einer weiteren Studie aus Deutschland wurden bei Kontrollen auf den Baustellen von Einfamilienhäusern festgestellt, dass in 99% der Fälle wichtige Planungsunterlagen fehlten, ohne die eine auftragsgemässe Umsetzung kaum möglich ist. In jedem fünften Fall fehlten beispielsweise statische Angaben zum Tragwerk, was entscheidend für die Standsicherheit und Baukonstruktion ist. Fehlerhafte Pläne können Aussenwände, das Fundament oder Fenster beeinträchtigen und Wasser kann eindringen. Wenn die Feuchtigkeit nicht austrocknen kann, entsteht Schimmelpilz. Umgekehrt kommt es aber auch vor, dass ausgezeichnete Pläne vorliegen, sie aber von den Ausführenden nicht sachgemäss umgesetzt werden, weil etwa das falsche Baumaterial eingesetzt wird oder Masse von Bauteilen fehlerhaft berechnet und umgesetzt werden. Bei Projektallianzen ist nicht nur die Absprache und Planung, sondern auch die laufende Kontrolle der Umsetzung durch alle Parteien sehr wichtig, um entstandene Fehler spontan ausbessern zu können.