Kantonsstrassen: Erhebliche Unterschiede beim Zustand und den Investitionen

Die Kantonsstrassen bilden zusammen mit den Nationalstrassen das übergeordnete Strassenverkehrsnetz. Eine Umfrage von InfraSuisse belegt, dass die vorausschauende Werterhaltung nicht flächendeckend gewährleistet wird.

Die Kantonsstrassen bilden zusammen mit den Nationalstrassen das übergeordnete Strassenverkehrsnetz. Sie spielen somit gesellschaftlich und wirtschaftlich eine wichtige Rolle, weil sie für den Fluss von Personen und Gütern essentiell sind. Eine umfassende Umfrage von InfraSuisse unter den Kantonen belegt, dass die vorausschauende Werterhaltung der Kantonsstrassen derzeit nicht flächendeckend gewährleistet wird. Sanierungsarbeiten finden teilweise nicht oder verzögert statt. Dies könnte in der Zukunft zu erheblichen finanziellen Mehrbelastungen führen, die durch rechtzeitige bauliche Massnahmen vermieden werden könnten.

Die Schweiz zeichnet sich durch eines der dichtesten Strassennetze der Welt aus. Mit den steigenden Mobilitätsbedürfnissen und der Förderung der Multimodalität steigt die Relevanz der Kantonsstrassen als Teil der «Lebensadern». Seit 2009 analysiert Infra Suisse deshalb mit einer umfassenden Umfrage unter den Kantonen den aktuellen Zustand, die Entwicklungen und die daraus folgenden Herausforderungen der Werterhaltung.

Erkenntnisse der Analyse

Der vorliegende Bericht zeigt, dass die Kantone den Zustand überwiegend als ausreichend bis gut beurteilen. Mehr als die Hälfte der Kantone stuft den Zustand der Oberflächen als gut ein. Es fällt jedoch auf, dass ungefähr ein Viertel der Kantone ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Oberflächenqualität ihrer Strassen äussert.

Die Investitionen sind gemäss den verfügbaren Zahlen bis 2020 gestiegen. Die Steigerungen in den Bereichen Neubau, Verbesserungen und Ausbau sowie baulicher Unterhalt unterstreichen die Erkenntnis, dass die zunehmenden Mobilitätsbedürfnisse sowie der Substanzerhalt der Infrastrukturen entsprechende Massnahmen erfordern.

Der Bericht zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen auf: Der jährliche Aufwand für die Verbesserung, den Ausbau und den baulichen Unterhalt pro Kilometer Kantonsstrasse ist in den Kantonen Genf und Zug rund 7-mal grösser als beispielsweise im Kanton Jura. Damit wird deutlich von der normativen Empfehlung des Schweizerischen Verbands der Strassen- und Verkehrsfachleute abgewichen. Dies kann nicht nur auf unterschiedliche Nutzungsfrequenzen zurückgeführt werden, sondern auch auf spezifische Belastungen, wie sie beispielsweise im Berggebiet auftreten.

Der Bericht zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen auf.

Fazit und Handlungsbedarf

Es scheint sich ein Zusammenhang zwischen den Investitionen und dem Zustand der Kantonsstrassen abzuzeichnen: Einige Kantone haben grosse Investitionen getätigt, was heute und in Zukunft zu einer höheren Strassenqualität führt. Dagegen werden andere Kantone, die weniger investiert haben, mit einer geringeren Strassenqualität zu kämpfen haben.

Eine gezielte Investitionsstrategie wird entscheidend sein. Eine vorausschauende Planung zur Erhaltung und Verbesserung der Kantonsstrassen dient der Sicherheit unseres Verkehrsnetzes, sorgt für eine effiziente Umsetzung der Baustellen und schliesst die Lücken zwischen den einzelnen Verkehrsträgern im Sinne der Multimodalität. Die Schweizer Wirtschaft und die Schweizer Gesellschaft werden den Entscheidungsträgern dieses vorausschauende Handeln danken.

Weitere Informationen

Die Studie kann hier heruntergeladen werden. Weitere Auskünfte erteilt Leonardo Garaguso, Leiter Markt & Technik der InfraSuisse.

Über den Autor

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Adrian Dinkelmann

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