KI: Bedrohung oder Rettung für die Bauindustrie?

Künstliche Intelligenz verändert den globalen Arbeitsmarkt tiefgreifend und beeinflusst laut Studien weltweit bis zu 300 Millionen Jobs.

ChatGPT, Gemini und Copilot sind die Vorreiter neuer Technologien. Künstliche Intelligenz verändert den globalen Arbeitsmarkt tiefgreifend und beeinflussen laut Studien weltweit bis zu 300 Millionen Jobs.

KI geht über die bisherige Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen hinaus. Für den Schweizer Bausektor ergibt sich daraus eine kritische Frage: Ist diese technologische Revolution eine Gefahr oder eine mögliche Lösung für den Fachkräftemangel?

Auf der ganzen Welt bringt die Integration von KI sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Es ist wichtig, neue Rollen und Fähigkeiten zu definieren und weiterzuentwickeln. Nur so lassen sich die Vorteile dieser technologischen Revolution nutzen und gleichzeitig, die menschlichen Aspekt der Arbeit bewahren.

KI wird den Bausektor prägen

Effizienzsteigerungen und der chronische Fachkräftemangel bieten KI eine Gelegenheit für einen nachhaltigen Einfluss auf dem Bau. Der SBV erwartet bis in Jahr 2040 ein Defizit von etwa 5600 Fachkräften in der Branche. Angesichts dieser Prognose gewinnt die effiziente Nutzung von Arbeitskräften und die Implementierung neuer Technologien in Unternehmen zunehmend an Bedeutung.

Ein fortschrittliches Beispiel dafür ist ein datengetriebenes Robotersystem aus den USA, das für den modularen Bau entwickelt wurde. Roboterarme verwenden “Hände”, um unterschiedliche Aufgaben zu erledigen. Die Roboter verfügen über eine Computer-Vision-Sensortechnologie, um viele Erfassungsaufgaben mit einem erschwinglichen Sensor zu erledigen. Die Technologie zielt darauf ab, die Produktivität in der Bauindustrie zu steigern und den Mangel an qualifizierten Handwerkern zu adressieren.

Auch die Penn State University forscht an zukünftigen Anwendungen, einschliesslich KI-gesteuerten schweren Maschinen, unbemannten Fahrzeugen und selbstoptimierenden kollaborativen Robotern. Diese sollen Arbeitsabläufe optimieren und die Sicherheit auf Baustellen erhöhen. Dank kontinuierlicher Überwachung können potenzielle Gefahren frühzeitig erkennt werden. So kann der Einsatz von KI die Arbeitssicherheit auf Baustellen erhöhen und die Häufigkeit von Unfällen verringern.

In der Praxis zeigt sich der Trend zur Automatisierung schon länger, der zunehmende Einsatz von KI und maschinellem Lernen verstärkt und beschleunigt diese Entwicklung. Die Bauindustrie beginnt, standardisierte Abläufe zu automatisieren, insbesondere solche, die repetitive und monotone Aufgaben umfassen. So hat etwa das US-amerikanische Unternehmen Canvas einen Roboter für Trockenbauarbeiten entwickelt, dessen Ergebnisse fast denen qualifizierter menschlicher Arbeiter entsprechen.

Bauroboter könnten in Zukunft für Aufgaben wie Betonieren, Mauerlegen und Abbrucharbeiten eingesetzt werden, wodurch Mitarbeitende auf dem Bau komplexere Arbeiten übernehmen können.. Diese Roboter können Aufgaben schneller und mit weniger Ausfallzeiten erledigen, was zu einer Steigerung der Gesamteffizienz auf Baustellen führt.

KI erhöht die Effizienz, reduziert repetitive Aufgaben und sorgt für mehr Sicherheit.

Dank KI lässt sich der Fachkräftemangel entschärfen

Die effiziente Verwaltung grosser Datenmengen auf Baustellen ist eine aktuelle Herausforderung für Baufirmen. Hier bietet die KI-Technologie Lösungen, indem sie repetitive und zeitaufwändige Prozesse optimiert und somit die Effizienz steigert. Tools wie natif.ai zeigen, wie das manuelle Erfassen von Lieferscheinen durch automatisierte Verfahren ersetzt werden kann.

Auch das Prüfen von Verträgen oder Allgemeinen Geschäftsbedingungen kann automatisiert und an firmenspezifische Standards angepasst werden, wie die Firma Legartis.ai demonstriert. So werden Bauführer von zeitaufwändigen Aufgaben entlastet, was ihnen ermöglicht, ihre Zeit effizienter und für andere wichtige Tätigkeiten einzusetzen.

In der Kalkulation ermöglichen fortschrittliche KI-Anwendungen grosse Zeitersparnis, wie z.B. ABACUS mit seiner LV-Scanning-Funktion, die eine effiziente Übernahme von Leistungsverzeichnissen aus PDF-Dokumenten ermöglicht.

Dank KI-Technologien wie benetics.io können sprachliche Barrieren in der Baubranche deutlich reduziert werden. Bauführer haben die Möglichkeit, Sprachnachrichten aufzunehmen und automatisch übersetzt an anderssprachige Kollegen zu senden.

Offen sein für Veränderungen

In einer Ära, in der die fortschreitende Technologisierung das Risiko von Arbeitsplatzverlusten birgt, ist es für Unternehmen essenziell, proaktiv zu handeln. Investitionen in Umschulungsprogramme und Weiterbildungsinitiativen für bestehende Belegschaften sind unverzichtbar. Diese Massnahmen tragen dazu bei, die Mitarbeitenden für den Wandel vorzubereiten und ihre Fähigkeiten an die neuen Anforderungen anzupassen. Gleichzeitig ermöglicht die Integration von KI-Technologien in Branchen wie dem Bausektor das Entstehen neuer Berufsfelder und Fachspezialisierungen.

Organisationen wie Bauen digital und der SBV spielen eine führende Rolle bei der Förderung der Digitalisierung der Branche. Sie bieten Beratung für Baufirmen und Plattformen wie den Guide to Digital Transformation zur Selbstanalyse und Vermittlung von Spezialisten .

Die Integration von KI in die Schweizer Bauwirtschaft ist eine komplexe Angelegenheit mit vielen Chancen aber auch Herausforderungen. Es ist entscheidend, proaktiv mit dem Thema umzugehen und Strategien zu entwickeln, um KI-Technologien effizient und verantwortungsbewusst zu integrieren. Mit der richtigen Herangehensweise und einer offenen Haltung gegenüber neuen Technologien kann die Bauwirtschaft eine aufregende Zukunft gestalten, in der KI nicht nur die Arbeitsweise revolutioniert, sondern auch zu nachhaltigerem und effizienterem Bauen beiträgt.

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Über den Autor

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Mario Sülz

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