Labels erhöhen Zahlungsbereitschaft für Recycling-Baumaterial deutlich In der Schweiz wird viel Bauschutt in den nächsten Jahren anfallen. Mit welchen Mitteln kann sie den Bauschutt als wertvolles Recycling-Material wiederverwenden? Mittwoch, 7.2.2024 | 07:30 ... Schweizerischer Baumeisterverband Baumeister 5.0 Konjunktur und Statistiken Zahlen und Fakten Labels erhöhen Zahlungsbereitschaft für Recycling-Baumaterial deutlich Mithilfe der Grafik unten navigieren Sie durch die Geschichte. Klicken Sie auf die Ziffern. 1 1 2 2 3 3 4 4 1. Rückführung ist kein Selbstläufer Wenn ein Gebäude oder Infrastruktur zurückgebaut bzw. abgerissen wird, entsteht Bauschutt und Rückbaumaterial. Für ein neues Bauvorhaben wird oft Erde und Kies ausgehoben. All dieses Material kann man zumindest teilweise wieder nutzen und verwerten, um es dem Bau zuzuführen. Man kann mit dem Material beispielsweise Kiesgruben renaturieren, ganze Bauteile in neue Gebäude einfügen oder Material recyceln (d.h. oft zermahlen und als Granulat etwa Beton beimischen). Die Rückführungsquote, also das Verhältnis von erneut eingesetztem zu Primärmaterial, beträgt in der Schweiz etwa 80%. Ein Vergleich zu den Nachbarländern zeigt, dass sich die Schweiz auf fortgeschrittenem Niveau befindet, aber andere Länder wie Italien oder die Niederlande deutlich höhere Quoten mit (fast) 100% erreichen. Der Blick ins Ausland verrät auch, dass Recycling eine permanente Anstrengung erfordert, denn in Finnland etwa ist die Rückführungsquote von nahezu 90% innert vier Jahren auf 63% gesunken. Verfügbarkeit von Kapazitäten, Preisanreize und einzelne Grossprojekte beeinflussen die Rückführung und Wiederverwendung. × 2. Recycling gewinnt an Bedeutung Mit jeder Sanierung und jedem Rückbau bzw. Abbruch fällt Bauschutt an. Heutzutage liefert der wiederaufbereitete Bauschutt rund 16% des benötigten Materials für den Neubau und Umbau. Die Altersverteilung der Schweizer Wohngebäude deutet darauf hin, dass es ab 2035 zu deutlich mehr Sanierungen, Abrissen und Rückbau kommt. Bis 2055 wird sich die Menge an Recyclingmaterial verdoppeln. Zusätzlich liefert der Abriss von Industriegebäuden zusätzliches Material, bis zu 40% im Vergleich zu den Wohngebäuden. 10 bis 20 Jahre nach Fertigstellung eines Gebäudes fallen die ersten kleineren Sanierungen an, nach rund 50 Jahren sind grössere Arbeiten wie etwa der Austausch von Dächern und Fassaden zu leisten. Die Lebensdauer eines Gebäudes aus Massivmaterialien (Stahl, Beton, Backstein) wird auf 70 bis 100 Jahre veranschlagt. Gebäude, die älter als 40 Jahre als sind, gelten zumeist als energetisch sanierungsbedürftig. Je grösser der Anteil von Wohngebäuden mit einem Mindestalter von 50 Jahren in einem Kanton, desto mehr Bauschutt dürfte der Gebäudepark demnächst erbringen, das für Recycling genutzt werden kann. Voraussetzung ist, dass keine Vorschriften (z.B. Denkmalschutz) der Sanierung oder dem Abriss entgegenstehen. Glarus, Appenzell AR und Neuchâtel hätten demnach das höchste Potential, um mehr Recyclingmaterial in ihrem Baukreislauf einzufügen. × 3. Recycling fördern durch Wissensvermittlung und Labels Es gibt verschiedene Barrieren als auch Treiber, welche den Einsatz von Recyclingbeton behindern bzw. fördern. Mangelnde Erfahrung bei sich selbst oder dem Baupartner, eingeschränkte lokale Verfügbarkeit, Mangel an staatlichen Anreizen bzw. Förderung und Unsicherheit über geltende Normen und Regulierungen hinsichtlich der Anwendung des Recyclingmaterials sind die wichtigsten Hindernisse laut einer jüngsten Umfrage in Deutschland. Umgekehrt sind der Wille, die Umwelt möglichst gering zu belasten und nachhaltig zu bauen sowie die Imageförderung wichtige Treiber. Ein Label, das die qualitative Gleichwertigkeit des Recyclingbetons bestätigt, und die Aussicht darauf, dass ein Gebäude ein Nachhaltigkeitssiegel erhält, wenn man Recyclingmaterial verwendet, sind weitere wichtige Anreize. × 4. Zahlungsbereitschaft für Recyclingmaterial steigt mit Label Ein Hindernis für die Verwendung von Recycling-Material ist der Preis, da es zwischen 10% und 100% teurer ist als neuhergestellter Baustoff. In Deutschland wurde 2023 eine wissenschaftliche Umfrage zur Zahlungsbereitschaft für Recycling-Material durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt kostete ein Kubikmeter neuen Betons 150 Euro. Im Durchschnitt waren die Befragten bereit, einen Aufschlag von 0.26 Euro je Prozentpunkt an Recyclingmaterial zu bezahlen. Ein 50%-Recyclinganteil hätte also einen Preis von 163 Euro bedeutet bzw. +8.7%. Privatpersonen, welche ein Einfamilienhaus bauen wollen, haben die geringste Zahlungsbereitschaft (0.21 Euro), Immobilienentwickler (0.27 Euro) und Organisationen / Unternehmen (0.30 Euro) schon deutlich höher. Wenn Beton mit einem Label gekennzeichnet wurde, dann stieg die Zahlungsbereitschaft um 10-13% im Vergleich zu Beton ohne Label, je nach befragter Gruppe. Recycling-Beton sollte ein entsprechendes Label führen, um die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu erhöhen. Die Relationen könnten auch für die Schweiz gelten. Kleine Bauherren müssen bereits viel Kapital aufgrund der teuren Grundstückspreise aufwenden, die Bereitschaft für zusätzliche Kosten für Recyclingmaterial dürfte daher von vornerein begrenzt sein. Immobilienentwickler könnten auf Recyclingmaterial setzen, damit sich ihr Gebäude für Energie- oder Umweltstandards qualifiziert. Unternehmen und andere Organisationen können Recycling einsetzen, um ihrem Image und ihren Produkten mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dadurch können die Bauherren die hohe Nachfrage der Mieter nach umweltfreundlichen Gebäuden bedienen. × Über den Autor Luiza Maria Maniera [email protected] Artikel teilen
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