Mehr Wohnungen dank weniger Regulierung

Regulierungen verhindern, dass ausreichend Wohnungen zur Verfügung stehen. Entschlackung der Gesetze und Verordnungen lässt das Portemonnaie wieder atmen.

 

Eine riesenlange Menschenkette zieht sich um mehrere Strassenecken in Zürich. Der verblüffte Spaziergänger fragt sich: präsentiert Swatch eine neue Moonwatch oder tritt hier gleich ein Popstar auf? Weit gefehlt, denn bei dem Star des Abends handelte es sich um eine echte, hochgeschätzte Rarität: eine leerstehende, nicht zu teure Wohnung in der Limmatstadt.

In der Schweiz entstehen jährlich rund 50 000 neue Haushalte. Die Zuwanderung ist ein wichtiger Grund, der andere, dass immer weniger Menschen pro Haushalt leben. Die Zahl der Einpersonenhaushalte steigt. Gleichzeitig werden weniger Wohnungen gebaut. Die Ursachen sind vielfältig: neben den steigenden Zinskosten für den Bau haben die hohe Anzahl an Einsprachen und die langwierigen Bewilligungsverfahren für Baugesuche dafür gesorgt, dass seit 2018 die Anzahl Baugesuche für neue Wohnungen durchgehend abgenommen hat.

Vom Baugesuch bis zur Baubewilligung dauert es gemäss aktueller ZKB-Studie im Landesschnitt 140 Tage, also 67% länger als noch im 2010, in der Stadt Zürich gar ein Jahr und damit 2,4 Mal solang wie vor 12 Jahren. Die Anzahl Einsprachen und Rekurse steigen gemäss Erhebungen des SBV deutlich an, trotz weniger Baugesuchen.

Der Ruf nach mehr Regulierung, um diesen Problemen Herr zu werden, dominiert die öffentliche Debatte. Wo ist die liberale Schweiz geblieben, mit ihrer Offenheit gegenüber dem Markt und der Skepsis gegenüber Staat und Regulierung? Wir regulieren uns noch in die Obdachlosigkeit. Die bundesgerichtliche Interpretation der Lärmschutzverordnung z.B. verhindert derzeit den Bau von rund 1‘000 Wohnungen in Zürich. Der SBV unterstützt deshalb das Anliegen des Parlaments, den überbordenden Lärmschutz mit der Revision des Umweltschutzgesetzes zu korrigieren.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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