Positive Entwicklung über die Jahre: mehr Frauen auf dem Bau Die Anzahl an Frauen, die im Bauhauptgewerbe arbeiten, ist über die letzten 30 Jahre gestiegen. Es bleibt aber Potenzial ungenutzt, denn die Hälfte der Frauen arbeitet maximal in einem 50%-Pensum. Mittwoch, 4.10.2023 | 07:30 ... Schweizerischer Baumeisterverband Baumeister 5.0 Konjunktur und Statistiken Zahlen und Fakten Positive Entwicklung über die Jahre: mehr Frauen auf dem Bau Mithilfe der Grafik unten navigieren Sie durch die Geschichte. Klicken Sie auf die Ziffern. 1 1 2 2 3 3 4 4 1. Erweiterter Zugang für Frauen im Bauhauptgewerbe Die Arbeit auf dem Bau kann körperlich strenger als in anderen Berufen sein, das Bauhauptgewerbe - also Hochbau und Tiefbau gemeinsam - bietet aber eine Auswahl an Tätigkeit, die unterschiedliche Anforderungen voraussetzen. Einer steigenden Zahl an Frauen ist dies bewusst. Waren 1992 etwa 9 350 Frauen im Bauhauptgewerbe beschäftigt, so sind es 2022 bereits über 12 000 Frauen, ein Plus von 27%. Damit ist der Anteil der Frauen an der Gesamtbeschäftigung in der Branche von 6.3% auf 10.2% zwischen 1992 und 2022 gestiegen. Man muss aber auch erwähnen, dass weniger Männer mittlerweile in der Branche tätig sind. Ein grosser Teil der Frauen schafft heutzutage in Vollzeit, ihre Anzahl beträgt 4 666. Die Anzahl der Frauen, die in einem 50-89% Pensum arbeiten, hat sich in dieser Zeitspanne von 1 780 Frauen auf mehr als 3 300 nahezu verdoppelt. Damit weist das 50-89% Pensum die höchste Anzahl an Arbeitnehmerinnen von allen Teilzeit-Beschäftigungsgraden der Frauen aus. 2 900 Frauen arbeiten 2022 in einem mittleren 15-49% Pensum. Die Anzahl der Frauen, die weniger als 15% arbeiten, ist über die Jahre auf 1 200 gesunken. Trotz dieser Verschiebungen ist das durchschnittliche Pensum von Frauen rechnerisch unverändert bei 67% geblieben. Trends wie eine höhere Produktivität, der Wechsel von Berufsbildern und der gestiegene Bedarf an neuen Berufen (etwa Administration, Personalwesen, Marketing usw.) entfalten ihren Einfluss. Zudem können mehr Aufgaben in Teilzeit erledigt werden, was der wachsenden Präferenz vieler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für Teilzeit entgegenkommt. × 2. Vorliebe für Teilzeitpensum für 61% der Frauen Nur 39% der Frauen arbeiten in Vollzeit, 61% in Teilzeit. Im Vergleich dazu arbeiten 6.1% der Männer in Teilzeit. Während die Hälfte der Frauen maximal in einem 50%-Pensum arbeitet, fallen die Teilzeitpensen bei Männern kaum ins Gewicht. Zwar hat sich der Anteil von Männern in den 30 Jahren von 3% auf 6% verdoppelt, aber bei Frauen ist der Teilzeitanteil von etwas über 50% auf nun 61% gestiegen. Teilzeit war also schon in der Vergangenheit sehr präsent, aber sie hat sich nochmals deutlich ausgeweitet. Zum einen arbeiten relativ betrachtet weniger Frauen in Vollzeit als früher, zum anderen wurden Kleinstpensen von unter 15% durch grosse Teilzeitpensen (50-89%) ersetzt. Manche Bauberufe und -tätigkeiten erfordern eine 100%-Anwesenheit, aber flexiblere Arbeitszeiten können die Attraktivität der Berufe sowohl für Frauen als auch für Männer erhöhen, was dem Fachkräftemangel positiv entgegenwirken könnte. Flexible Arbeitsmodelle erlauben, dass die Arbeitnehmer den Beruf, Freizeit und Familie besser vereinbaren können und sind vermehrt gewünscht von dem Baustellenpersonal. Sie zielen darauf, die langjährigen Fachkräfte in der Branche zu halten und junge männliche und weibliche Fachkräfte für die Baubranche zu gewinnen. Deswegen hatte der SBV flexible Arbeitsmodelle in den Verhandlungen über den Landesmantelvertrag vorgeschlagen. × 3. Über 10% beschäftigte Frauen in den meisten Kantonen Eine von zehn Arbeitnehmenden im Bauhauptgewerbe ist eine Frau. Dieser Wert gilt für die Schweiz als Ganzes sowie für die meisten Kantone. Zug ist Spitzenreiter mit einem 17.5%-Frauenanteil, gefolgt von Nidwalden mit 13.8%. Glarus nimmt mit 6.8% den letzten Platz ein. Der durchschnittliche Anteil bleibt aber gering, obwohl es viel Potenzial gäbe. Vielleicht bestehen gerade in städtischen Gebieten Vorurteile bei Jugendlichen, Eltern oder Lehrkräften gegenüber handwerklichen Berufen. Ihre Vorstellungskraft ist begrenzt und sie wissen vielleicht nicht, dass beispielweise im Maurerberuf nicht nur physische Arbeit, sondern auch Kopfarbeit gefragt ist. Man muss nicht nur anpacken, aber auch Ausführungspläne lesen und mit traditionellen und modernen Maschinen umsetzen können. Gute Arbeit lohnt sich schon bald: grössere Selbstverantwortung, gute Karrierechancen und einen guten Lohn – die Maurerinnen und Strassenbauerinnen verdienen im Durchschnitt rund 80 000 Franken. × 4. Frauen für die Bauberufe begeistern Letztlich ist es so, dass Frauen relativ selten direkt auf einer Baustelle arbeiten, sondern eher Bürotätigkeiten verrichten. Frauen wählen wesentlich stabilere Berufe als Männer, sie geniessen eine grössere Jobsicherheit. Das Bauhauptgewerbe ist witterungsbedingt eine saisonale Branche. Im ersten und vierten Quartal kann weniger gebaut werden als von April bis September. Dementsprechend variiert das Angebot an Arbeitsplätzen über das Jahr. In der Tat sind von dieser Schwankung aber vor allem Männer betroffen, die von Frauen eingenommenen Jobs sind wesentlich stabiler. Wenn im Jahresdurchschnitt 100% der Männer arbeiten, so sind gemessen daran bloss 97.6% im ersten Quartal des Jahres tätig, aber fast 103% im dritten Quartal. Die Beschäftigung von Frauen ist hingegen wesentlich ausgeglichener über das gesamte Jahr, in jedem Quartal liegt der Wert nahe bei 100%. Frauen sind selten in Führungspositionen im Bau zu finden, denn der klassische Karrierepfad beginnt mit einer Lehre zum Maurer- oder Strassenbauerberuf. Aber nur wenige Frauen absolvieren eine solche Lehre. Bei den Maurer-Lernenden beträgt die Frauenquote in guten Jahren 1%. 2021 waren 1.4% der Maurer-Lernenden und 1.8% der Strassenbauer-Lernenden weiblich. Deswegen ist es wichtig, dass Baufirmen, die neue Fachkräfte ausbilden oder akquirieren wollen, die Vorurteile sowohl von Männern als auch von Frauen verstehen und durch Kommunikation und mit Beispielen aus dem Alltag entkräften und für die tollen Bauberufe begeistern. × Über den Autor Luiza Maria Maniera [email protected] Artikel teilen
Donnerstag, 16.1.2025 Bauberufe | News Faszination Gleisbau Lernende der login Berufsbildung AG arbeiten am Schweizer Schienennetz