CO2 binden statt ausstossen

Um das Klima zu schützen ist es notwendig, CO2 aus der Atmosphäre einzufangen und langfristig binden. Auch der Bau ist diesbezüglich gefordert.

 

Die Schweiz und die Welt stossen nach wie vor viel zu viel CO2 aus. Deshalb braucht es Strategien und Prozesse, um CO2 aus der Erdatmosphäre zu entfernen. Diese sogenannten Negativemissionstechnologien (NET) bilden das Gegengewicht zu den voraussichtlich verbleibenden Emissionsausstössen, sie sollen dazu beitragen, die Erderwärmung zu bremsen. Vor allem dem Bausektor kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, könnten doch Beton und Co. aufgrund ihrer Masse einen enormen Teil des atmosphärischen Kohlenstoffs binden. Die kohlenstoffhaltigen Materialien könnten nach mehrmaligem Rezyklieren am Ende ihres «Lebens» als finale Kohlenstoffsenke deponiert werden.

Under dem Titel «Mining the Atmosphere» forscht die Empa, wie CO2 in wertbringende Materialien, die herkömmliche Baustoffe ersetzen, umgewandelt werden kann.

Einige Schweizer Unternehmen haben bereits neue Baustoffe entwickelt, die CO2 binden und das grosse Reinemachen in der Atmosphäre also ermöglichen. Nachfolgend eine Auswahl.

 

Klark gegen den Klimawandel

Das in achter Generation geführte Bauunternehmen Zindel United setzt sich auf verschiedenen Ebenen für das nachhaltige Bauen ein und gewann deshalb auch den Prix SVC Ostschweiz 2024. «Als logische Reaktion auf den Klimawandel und die knappen Ressourcen arbeitet Zindel United bewusst in einer Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf einheimische Rohstoffe. Mit dem ersten nachweislich CO2-neutralen Beton der Schweiz leistet sie einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2050», schrieb der Swiss Venture Club SVC zur Verleihung des diesjährigen Prix SVC Ostschweiz. Dieser Beton heisst Klark, er bindet CO2, weil ihm Pflanzenkohle aus einheimischem Holz beigefügt wurde. Der Beton, der die gleichen technischen Eigenschaften wie herkömmlicher Beton bietet, kann mehrmals recycliert werden, ohne dass das gebundene CO2 freigegeben wird. Durch die Beimischung von Pflanzenkohle kann Klark 200 Kilogramm CO₂ pro Kubikmeter Beton langfristig binden und das Bauwerk somit als effektive CO₂-Senke fungieren. Die auf die individuellen Anforderungen des jeweiligen Bauprojekts präzise zugeschnittenen Rezepturen ermöglichen ein CO₂-reduziertes bis CO₂-neutrales Produkt. Hergestellt wird Klark durch die Logbau, die zu Zindel United gehört, Aarebeton Aarau AG und die Ulrich Imboden AG.

 

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Fünf Familienunternehmen mit gemeinsamer Mission

Fünf Familienunternehmen - Grisoni-Zaugg SA, JMS-Gruppe (Johann Müller AG), Kästli Bau AG, Lötscher Plus Gruppe und die Eberhard Bau AG - haben die Zirkulit Beton AG gegründet, um gemeinsam CO2 im Recyclingbeton zu speichern. Ihr Ziel ist es, ab 2030 schweizweit jährlich 25 000 Tonnen CO2 im Beton zu binden. Entwickelt wurde der Zirkulit-Beton von den Firmen Eberhard AG und Kästli AG. Mit der von der Zirkulit AG entwickelten CO₂-Speichertechnologie werden mindestens 10 Kilogramm CO₂ pro Kubikmeter Zirkulit-Beton gespeichert. Alter Beton hat das Potential in den Poren CO2 einzulagern. Dabei wird das CO2 durch eine chemische Reaktion in Form von Kalkstein gebunden. Die Zirkulit AG hat eine Technologie entwickelt, um diese Eigenheit des Betongranulats zu nutzen und so CO2 im Betongranulat zu sequestrieren. Wie der Name besagt, handelt es sich bei Zirkulit um einen zirkulären Beton mit einem höchstmöglichen Anteil an Sekundärrohstoffen. Gleichzeitig verfügt das Produkt über einen minimalen Zementgehalt. Eingesetzt werden nur hochwertige Zementsorten.

 

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Stark im Speichern

Neustark ist ein Jungunternehmen, das im 2019 als Spin-off der ETH Zürich gegründet wurde. Es hat eine Lösung zur dauerhaften Speicherung von biogenem CO₂ in recycelten mineralischen Abfällen wie Abbruchbeton entwickelt. Das ambitionierte Ziel ist es, bis 2030 eine Million Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. «Wir arbeiten mit der Mineralisierungstechnologie, bei welcher CO2 mit Abbruchbeton reagiert und zu Kalkstein wird und sich permanent an die Oberfläche der Granulate bindet. Die Mineralisierungstechnologie garantiert eine Permanenz von hunderttausenden von Jahren. Mit CO2 angereichertem Abbruchbeton kann für die Herstellung von Recyclingbeton verwendet werden und kann da – je nach Sorte - einen Anteil von bis 75 Prozent erreichen», sagt Elmar Vatter, Kommunikationsverantwortlicher von Neustark. Mit CO2 angereicherter Recyclingbeton kann auch als Ersatz für Kies für den Strassenbau verwendet werden. Neustark konnte Partnerschaften mit verschiedenen Unternehmen schliessen, unter anderem der Kibag AG.

 

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Neues Verfahren von Holcim

In einem neuartigen Verfahren speichert Holcim CO2 dauerhaft in rezykliertem Betongranulat. Mit der mobilen Anlage lassen sich jährlich 500 Tonnen CO2 im ressourcenschonenden Holcim Beton ECOPact RECARB binden, was seine Umweltbilanz verbessert. Das entspricht ungefähr der jährlichen CO2-Aufnahme von 25 000 Schweizer Tannen.

 

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Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin

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