Die Verkehrsinfrastruktur als Rückgrat der Schweiz

Personenverkehr, Logistik und Warenversorgung: Das reibungslose Funktionieren der Schweiz beruht auf einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur. Der SBV präsentierte die «Agenda 125.0», welche als Zukunftskonzept der Bauwirtschaft dient.

Die Mobilität ist Dreh- und Angelpunkt der Attraktivität einer Region und eines Landes, sowohl in Bezug auf die Lebensqualität für die Bevölkerung wie auch für die wirtschaftliche Dynamik. «Nehmen wir zum Beispiel den Gotthard mit seinem Eisenbahn- und Strassentunnel und der zweiten Röhre, die aktuell gebaut wird: Die Bedeutung dieses ‚Jahrhundertwerks‘ geht weit über die Schweizer Grenzen hinaus, denn es ist auch auf internationaler Ebene sehr wichtig», erklärt Christian Wasserfallen, Mitglied des SBV-Zentralvorstandes, Präsident von Infra Suisse und Nationalrat.

Die Schweiz hat das Glück, über viel Wissen im Bau komplexer Infrastrukturen zu verfügen. Nichtsdestotrotz dauert es zwischen der Planung und der Inbetriebnahme von grösseren Infrastrukturprojekten in der Regel bis zu einer Generation, sowohl im Strassen- wie im Schienenverkehr. Die gesellschaftliche Entwicklung und die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Wirtschaft wachsen jedoch viel schneller.

Heute wendet jeder Bauherr seine eigenen Nachhaltigkeitskriterien an, dabei müsste man das Rad gar nicht neu erfinden, denn es gibt bereits den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz.

Christian Wasserfallen
Mitglied des SBV-Zentralvorstandes, Präsident von Infra Suisse und Nationalrat

Qualitätswettbewerb als Antwort auf Nachhaltigkeitsprobleme

Damit die Projekte mit dem Tempo einer sich wandelnden Welt und einer immer anspruchsvolleren Mobilität mithalten können, müssen die administrativen Verfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Gleichzeitig müssen sich die Rahmenbedingungen im Sinne des neuen Beschaffungswesens weiterentwickeln. «Wir müssen endlich den Schritt weg von einer Tiefpreislogik hin zu einem echten Qualitätswettbewerb schaffen. Das ist bis heute noch nicht gelungen. Doch der Qualitätswettbewerb ist absolut zentral, auch bei Nachhaltigkeitsfragen, auf die unsere Branche Antworten bieten kann und will», präzisiert Christian Wasserfallen.

 

Für mehr Produktivität auf Seiten der Bauherrschaften

Um effizienter zu werden, empfiehlt Wasserfallen, dass Ausschreibungen grosser Bauherrschaften, gerade jene der öffentlichen Hand, auf gemeinsamen Labels basieren. «Heute wendet jeder seine eigenen Nachhaltigkeitskriterien an, die von einem Projekt zum anderen stark variieren können. Und dies, obschon Bund, Kantone, die SBB und das ASTRA in ihren Ausschreibungen alle den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) anwenden könnten», betont Christian Wasserfallen. «Damit könnte die Effizienz und die Produktivität bei den Bauherren gesteigert und gleichzeitig ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Akzeptanz von Nachhaltigkeitskriterien gefördert werden, und zwar von allen beteiligten Parteien, darunter auch die Bauunternehmen.»

Agenda 125.0: Forderungen des Infrastrukturbaus

O Die Schweiz braucht leistungsfähige Verkehrsinfrastrukturen. Das wachsendende Bedürfnis der Mobilität muss die Politik anerkennen. Verkehrsträger sollten sich dabei ergänzen und nicht konkurrieren.

O Stillstand kostet Geld, ob im Auto, in der Bahn oder auf dem Velo. Verkehrsengpässe beseitigt der bedarfsorientierte Ausbau des ÖV, des MIV, oder des Langsamverkehrs. Die Bestrebungen der Mobilität sollten sich auf einen ideologiefreien flüssigen Verkehr richten.

0 Es braucht einen Aufbau einer Langsamverkehrsinfrastruktur. Das neue Velogesetz ist lediglich ein erster Startschuss. Eine attraktive Infrastruktur des Langsamverkehrs in der Agglomeration kann helfen, die sich verschärfende Situation auf den Agglomerationsstrassen unter Kontrolle zu bringen.

O Die Inhaber der Verkehrsinfrastruktur müssen ein Konzept erarbeiten, um die permanente Instandhaltung der bisherigen Verkehrsinfrastrukturen sicher stellen zu können. Eine Verlotterung der Verkehrswege kann sich die Schweiz nicht leisten.

O Für zukünftige Verkehrsinfrastruktur-Projekte muss insbesondere in den Agglomerationen der Untergrund zur Verfügung stehen. Damit kann innerhalb der Bauzone weiterhin verdichtet gebaut werden und es wird keine wertvolle Landfläche vergeudet. Hierzu braucht es Rechtssicherheit und klare Rahmenbedingungen für den Bau im Untergrund.

O Zuverlässige Ver- und Entsorgungsnetzwerke sind ein Muss für die Basisinfrastruktur in der Schweiz. Die Kantone müssen deshalb die Erweiterung und Instandhaltung der Versorgungs- und Entsorgungsnetzwerke planen und umsetzen, damit keine Lücken entstehen.

O Um die Verkehrsinfrastrukturen zu finanzieren, hat die Absicherung der Fonds zum Bau der Verkehrsinfrastrukturen Priorität. Die Fonds werden in naher Zukunft nicht mehr wie bisher über Steuern auf fossiler Energie alimentiert. Es braucht deshalb eine zukunftsorientierte Lösung, welche verursachergerecht und für alle Inhaber von Verkehrsinfrastrukturen anwendbar ist.

O Um die Verkehrswege der Schweiz bauen zu können, braucht es schnellere und effizientere Verfahren der Zulassung von Infrastrukturprojekten. Die heutigen Projekte brauchen viel zu lang und können darum mit der Entwicklung nicht standhalten.

O Neue Formen der Bauprojekt-Zusammenarbeit müssen ermöglicht und gefördert werden. Die neuen Formen versprechen verbesserte Zusammenarbeitsformen zugunsten beider Seiten, d. h. für den Bauherr wie auch für die Bauunternehmung.

Weitere Informationen

Die Broschüre «Agenda 125.0 - Beitrag der Bauwirtschaft zum Erfolgsmodell Schweiz» als Download

Agenda 125.0

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Schweizerischer Baumeisterverband

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