Mehrwert für Baumeister

Im Zentrum der diesjährigen Schweizer Bautagung, die vom Schweizerischen Baumeisterverband (SBV), vom Campus Sursee und vom Schweizerischen Institut für KMU und Unternehmertum der Universität St. Gallen am 30. November 2023 im Campus Sursee organisiert wurde, standen die Allianzverträge.

 

Stellen Sie sich vor, dass ein Baumeister und ein Bauherr beschliessen, gemeinsam eine Bank zu überfallen. Sie werden aber von der Polizei erwischt. Wen die beiden einander vertrauen und schweigen, so müsste jeder nur zwei Jahre ins Gefängnis für illegalen Waffenbesitz, aber die Polizei könnte ihnen den Bankraub nicht nachweisen. In der Baubranche herrschen jedoch heutzutage Fehlanreize und Misstrauen, dass sich Baumeister und Bauherr verraten und jeweils vier Jahre hinter schwedischen Gardinen verbringen würden. Anhand dieser Theorie, dem Gefangenendilemma, illustrierte Martin Maniera (Ökonom beim SBV), dass sich Kooperation in der Baubranche lohnt. Durch solche entsteht ein grosser Mehrwert, zum Beispiel eine höhere Bauqualität, schnellere Prozesse oder weniger Fehler. Diesen Mehrwert kann man so auf alle Bauakteure verteilen, dass der Anreiz für eine Kooperation stärker ist als nicht zu kooperieren.

Aktuell ist das Merkblatt, das der SIA zum Planen und Bauen in Projektallianzen verfasst hat, in Überarbeitung. Der SBV hat sich stark in die Redaktion dieses wesentlichen Bausteins für das partnerschaftliche Bauen eingebracht. Thomas Stocker, Geschäftsführer Bildung Campus Sursee, formulierte es in seiner Rede so: «Das Bauen muss wieder langweiliger werden.» Dr. Maximilian Richter, Head of IPD Lab, Switze­rland, sagte: «Gen Z will nicht streiten.»

Das Bauen muss wieder langweiliger werden

Thomas Stocker
Geschäftsführer Bildung Campus Sursee

In zahlreichen spannenden Referaten wurde exemplarisch aufgezeigt, welche Vorteile eine Projektallianz den Baumeistern bringt. So werden die Risiken gerecht verteilt, und die Baumeister haben die Möglichkeit, ihre Margen zu verbessern. Aufträge werden künftig über Beziehungen generiert und nicht via Offerten, bei denen die Firmen die eigenen Preise gedrückt haben. «Man bestellt mit Allianzverträgen nicht Projekte, sondern entwickelt gemeinsam ein Business Case», formulierte es Claus Nesensohn, Professor an der Universität Stuttgart und Gründer und Vorstand von refine Schweiz AG und betonte: «Lean hat nichts mit bunten Zetteln zu tun, es steigert vielmehr die Effizienz.»

Beim Projekt Unique des Zentralschweizer Kaffeeautomatenherstellers Thermoplan wurde ein Zusammenarbeitsmodell gewählt. «Ich hätte die Verantwortung für 76 Millionen Franken eigenfinanziertes Geld, das wir in den Neubau stecken, nicht einer GU oder TU übertragen», sagte Thermoplan-Inhaber und CEO Adrian Steiner. Die Kehrseite der Medaille: Die Beschäftigung mit dem Projekt war zeitintensiv. Roman Christen, Spartenleiter Hochbau, Christen AG, der Baumeister des Projektes, zeigte auf, wie die Transparenz und die Kooperation dank einer konsequenten ­Digitalisierung gelangen. Diese helfe zudem, bereits optimierte Prozesse weiter zu verbessern. Sowohl Steiner als auch Christen zogen ein positives Fazit aus ihrer Projektallianzerfahrung.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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